Beierlorzer: "Wer Fußball liebt, macht so etwas nicht"

4.4.2015, 06:00 Uhr
Stellte sich den Fragen der Nürnberger Nachrichten: RB-Trainer Achim Beierlorzer.

© AFP Stellte sich den Fragen der Nürnberger Nachrichten: RB-Trainer Achim Beierlorzer.

Herr Beierlorzer, man liest von Reisewarnungen an den Verein, von Vermummten, die das Teamhotel stürmen. Haben Sie als Trainer von RB Leipzig zuletzt Angst haben müssen?

Beierlorzer: Nein, überhaupt nicht. Ich war dabei, so schlimm war es nicht. Aber natürlich ist es ein bisschen seltsam, wenn du in der Mittagspause Kaffee trinkst und zwanzig schwarz gekleidete Gestalten um den Teambus herumschwänzeln.

Erschreckt Sie das nicht: Dieser Aufwand, um Angst und Schrecken zu verbreiten?

Beierlorzer: Das sind ja nur wenige Personen. Und für mich keine, die den Fußball lieben. Sonst würden sie bedingungslos ihren Verein unterstützen, damit er gewinnt. Hier geht es um niedrigere Motive: Ich will einschüchtern, ich will Menschen mit Urin bewerfen – da muss ich sagen: Das ist kein zivilisiertes Verhalten mehr. Da frage ich mich: Wo sind wir insgesamt im Fußball angelangt? Auch, dass ein Marcel Reif attackiert wird, nur weil er seinen Job macht. Da geht’s ums Prinzip.

Trifft Sie das überhaupt noch, was in den fremden Stadien passiert?

Beierlorzer: Na ja, traurig ist vielleicht zu viel gesagt, aber ein wenig nachdenklich macht mich das schon immer noch. Gerade über die Urinbecher, die da in Heidenheim flogen, das ist so menschenverachtend, das hat niemand verdient. Da sind mehr als Grenzen überschritten worden. Dann mache ich mir kurz Gedanken drüber, aber wir können es ja nicht ändern – also müssen wir das schnell wieder ausblenden.

Sind das Momente, wo Sie Ihren Wechsel zu RB Leipzig bereuen?

Beierlorzer: Niemals. Das ist ja Gott sei Dank das Gute: Dass solche Chaoten es nicht schaffen, das Große und Ganze infrage zu stellen. Das dürfen die niemals auch nur ansatzweise schaffen – und das tun sie auch nicht, weder im Verein noch bei mir persönlich. Es ist ein Glücksgriff für mich, RB ist ein super Verein, die Strukturen sind nachahmenswert. Hier werden strukturiert Trainer und Mannschaft entwickelt.

Zur Vita Achim Beierlorzer: Der 47-Jährige aus Neunkirchen am Brand spielte einst für die SpVgg Greuther Fürth, wurde Jugendmeister mit dem 1. FC Nürnberg, trainierte Kleinsendelbach und Schwabach. Als Jugendtrainer wechselte er zu RB Leipzig, seit Februar ist er bis Saisonende Profi-Trainer des Zweitligisten.

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