Berchinger Vereinsikone hört als Sportheim-Wirt auf
17.11.2020, 10:40 UhrDen Übergang in den Ruhestand hat sich Peter Neumeyer freilich anders vorgestellt. "Ein paar Fässer Bier hätten sich schon noch im Keller gefunden" für ein zünftiges Abschiedsessen mit Stammgästen und aktiven Sportlern, auch wenn der 75-Jährige beim Feiern "nicht mehr so lange" durchhält wie früher.
Aus bekannten Gründen aber dürfen im Vereinsheim des TSV Berching derzeit nur noch Speisen zum Mitnehmen abgeholt werden. "Zumindest wird das Angebot gut angenommen", berichtet der scheidende Hausherr, dessen überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft indes keiner weiteren Demonstration durch jene Corona-Einschnitte mehr bedurft hätte. Seit 1998 führt Neumeyer die Geschäfte zusammen mit Ehefrau Karolin im Familienbetrieb und betrachtet es als selbstverständlich, seiner Nachfolge am Jahresende ein ordentlich bestelltes Feld zu übergeben.
"Fällt schwer, Nein zu sagen"
Beim Gedanken an die durchgehend proppevollen Sonntage überkommt Peter Neumeyer wiederum die Wehmut. "Ich brauche eben das Publikum", erklärt das Berchinger Eigengewächs, das sein geselliges Naturell auf mehreren Ebenen voll auslebte. Geprägt durch die kindlichen Erfahrungen im Milchladen der Eltern, suchte der gelernte Einzelhandelskaufmann gerne den Kundenkontakt, trat vor gut 40 Jahren als Inhaber einer Discothek sowie an der Seite von Ehefrau Karolin im Blumen- und Gemüsehandel in Erscheinung.
Schon immer zum Leben gehörte darüber hinaus der Fußball. Vom steinernen Hinterhof der Sparkasse in der Schulstraße, auf dem gelegentliche Hautabschürfungen nicht zu vermeiden waren, trug Neumeyer die Begeisterung für den TSV 1860 München der 60er Jahre bis in die frisch gegründete Schülermannschaft des TSV Berching unter Siegfried Bombik. Mit einer Zwischenstation in Wallnsdorf/Schweigersdorf hielt "da Beida" seinem Verein stets und auf verschiedensten Positionen die Treue, lief bis 1985 in der A-Jugend, in der Zweiten und schließlich den Altherren auf.
Zu den schönsten Anekdoten zählt der Routinier den Vergleich mit der Legenden-Auswahl des 1. FC Nürnberg 1983. Als Torwart musste er beim 1:1 lediglich einen Freistoß von Gustl Flachenegger passieren lassen. Mehr Lorbeeren verdiente sich Peter Neumeyer allerdings neben dem Platz als Strippenzieher.
So initiierte er einst ein Freundschaftsspiel gegen die Westberliner Sportfreunde Kladow, zu dem die Oberpfälzer für damalige Zeiten luxuriös per Flugzeug anreisten. Von 1996 bis 2009 fungierte Neumeyer dann als Stadionsprecher, kümmerte sich ab 2009 um die Pflege der Sportanlagen oder übernahm Verwaltungsaufgaben und leistete der Abteilung zusätzliche finanzielle Unterstützung. Um die spätere Anerkennung etwa mit dem Verbandsehrenzeichen in Gold oder Ehrenurkunde mit Uhr ging es dem quer eingestiegenen Wirt nie. Tatsächlich "fällt es schwer, bei ehrlichen Leuten, die man gut kennt, Nein zu sagen". Manches Kopfschütteln handelte er sich zu Hause für seine Umtriebigkeit im Ehrenamt trotzdem ein.
Schließlich avancierte Peter Neumeyer nebenbei auch noch zu einer treibenden Kraft der 1972 von ihm mitbegründeten Faschingsgesellschaft Hechtonia. Vom Höhepunkt der schauspielerischen Karriere zeugte der Auftritt als Nachtwächter anlässlich des Stadtjubiläums 1983. "Ein Zeichen für Kraft, die letztendlich eine wesentliche Stärkung unseres demokratischen Staatswesens ist", nannte der frühere FW-Kreisvorsitzende Günter Müller den beharrlichen Einsatz seines Parteifreundes.
Vom abwechslungsreichen Leben im Dienst des Vereins wird sicher auch in Zukunft noch die Rede sein, denn ganz zieht sich die Ikone mit dem bevorstehenden Pächterwechsel nicht zurück. Als Aushilfe wird Peter Neumeyer vorerst noch an jener Theke anzutreffen sein, die für ihn zum Wohnzimmer wurde und mit dem blau-weißen Wimpel der Münchener Löwen geschmückt ist. "Sonntags möchte ich als normaler Zuschauer hinter der Bande stehen."
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