Blum bricht den Nürnberger Fluch beim FSV

3.4.2016, 15:23 Uhr
Sorgte mit zwei Traumtoren für die Entscheidung: Danny Blum.

© Sportfoto Zink / DaMa Sorgte mit zwei Traumtoren für die Entscheidung: Danny Blum.

Etwa drei Stunden vor dem Anpfiff sollen die ersten Club-Fans angestanden sein für die letzten Eintrittskarten, die ein paar Minuten später vergriffen waren. Patrick Rakovsky, der junge Torwart, staunte nicht schlecht, als er den Platz für seine Aufwärmübungen betrat. Überall Nürnberger, auf der Haupttribüne, auf der Gegengerade, im Gäste-Block sowieso. Also klatschte Rakovsky einigermaßen verblüfft in die Hände.

Normal ist die Unterstützung schon lange nicht mehr; über 6000 sollen es am Bornheimer Hang gewesen sein, womit in der kleinen Arena mehr Zuschauer für den Aufstiegskandidaten waren als für den Abstiegskandidaten. Statistisch betrachtet kam es somit zu einem Heimspiel in Frankfurt.

Bei der schlechtesten Heimmannschaft der Zweiten Liga sollte sich zumindest die Serie ungeschlagener Spiele fortsetzen. Dass es ein mühsamer, wenn auch verdienter 3:0 (0:0)-Erfolg werden sollte, wird den Nürnbergern herzlich egal sein. Niclas Füllkrug traf in der 67. Minute aus einem Getümmel heraus, Danny Blum drei Minuten vor Schluss mit einem sehenswerten Schrägschuss und in der 90. Minute mit einem Schlenzer in den Winkel.   

Neun Pleiten hatte der FSV in dieser Saison zuvor bereits kassiert im eigenen Stadion, in 13 Partien. Mut machte den Frankfurtern deshalb vor allem die insgesamt positive Bilanz gegen den Favoriten. In den letzten fünf Vergleichen mit dem Club blieben die Bornheimer ohne Niederlage, von einem Angstgegner wollte Rene Weiler trotzdem nicht sprechen. Unbequem seien die, das schon, sagte der Trainer, der wie erwartet Dave Bulthuis nach seiner Gelb-Sperre wieder ins Abwehrzentrum stellte.

Ansonsten vertraute er dem seit Monaten erfolgreichen Stamm, der seine Stärke besonders aus der internen Geschlossenheit zieht. Weil sich die Frankfurter zumindest bei der gemeinsamen Torverhinderung ebenfalls als kompakte Einheit präsentierten, passierte in der ersten Halbzeit nicht viel. Den einzigen Aufreger lieferte das Schiedsrichter-Gespann um Timo Gerach: Sebastian Kerk, der kurz vor der Pause mit einer Knieverletzung ausgetauscht werden musste, hatte sich schön durchgesetzt und präzise auf Niclas Füllkrug geflankt, der per Kopf das 1:0 erzielte.

Hätten sich die Unparteiischen an die Regeln gehalten, wäre es auch die Führung gewesen, so aber wollte der schon zuvor unsichere Assistent Torsten Bauer ein Abseits gesehen haben. Die Meinung hatte er, wie sich herausstellen sollte, exklusiv; sein Chef vertraute ihm jedoch und pfiff die jubelnden Nürnberger in der 17. Minute zurück. Auch im weiteren Verlauf des Nachmittags passte sich der FSV der ungewohnten Atmosphäre im eigenen Haus an und spielte wie ein Auswärtsteam: Nach Ballverlusten so schnell wie möglich mit acht, neun Mann hinter dem Ball und auf Konter lauernd.

Der Club tat sich schwer damit, den vielbeinigen Defensivverbund zu knacken. Burgstaller versuchte es auf eigene Faust und verzog knapp (31.), wenig später trat er relativ unbedrängt und im Strafraum an der Kugel vorbei, Füllkrug zielte im zweiten Versuch deutlich zu hoch. Frankfurt versuchte es mit zwei Distanzschüssen, der Ungar Kalmar verzog aber jeweils um mehrere Meter.

Blum entscheidet die Partie

Seit Monaten ist es unheimlich schwer, gegen Nürnberg zu treffen, in der 49. Minute wäre es aber fast so weit gewesen: Awoniyi, die Leihgabe des FC Liverpool, zog nach einem Margreitter-Fehler plötzlich in Richtung Strafraum, seinen scharfen Schuss konnte Rakovsky gerade noch so an die Unterkante der Latte lenken, den folgenden Kopfball setzte Yann tatsächlich vorbei.

Danach dominierte aber wieder Club. Der Druck nahm von Minute zu Minute zu, irgendwie brachten die Frankfurter aber selbst bei den platziertesten Abschlüssen immer noch einen Fuß oder Rücken dazwischen, irgendwie. Die 6000 Gäste-Fans feuerten ihre Elf jetzt ohne Pause an, fast so, als wollten ihren 1. FC Nürnberg zum nächsten Sieg brüllen.

Da viele Angriffsversuche allerdings etwas zu hektisch und nicht präzise genug vorgetragen werden sollten, blieb es beim 0:0 – bis zur 67. Minute: Füllkrug wurschtelte den Ball nach einem Freistoß irgendwie über die Linie, möglicherweise mit der Schulter, die Frankfurter reklamierten jedenfalls umgehend ein Handspiel, doch blieb es bei der Entscheidung. Nürnberg drängte auf das 2:0, Blum ließ es mit seinem Kracher auch noch folgen und markierte auch noch das 3:0 mit einem Traumtor - das nicht nur die 6000 Club-Fans am Bornheimer Hang weiter träumen lässt.       
 

FSV Frankfurt: Weis - Huber, Barry, Ballas, Haji Safi - Kruska, Perdedaj - Yann (73. Halimi), Kalmar - Awoniyi, Schahin (73. Kapplani)

1. FC Nürnberg: Rakovsky - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi - Behrens, Petrak - Kerk (35. Blum), Leibold (70. Stieber) - Burgstaller, Füllkrug (89. Hovland)

Tore: 0:1 Füllkrug (67.), 0:2 Blum (86.), 0:3 Blum (89.) | Gelbe Karten: Kruska | Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau) | Zuschauer: 11.100

63 Kommentare