Bruno Labbadia muss sich nun beweisen

20.03.2007, 00:00 Uhr
Bruno Labbadia muss sich nun beweisen

© Zink

Reichlich Vorschusslorbeeren, etliche Allgemeinplätze und viel Aufbruchstimmung gab es gestern bei der Vorstellung des Nachfolgers von Benno Möhlmann, der den derzeitigen Tabellenfünften auf eigenen Wunsch hin verlassen wird. Gleichzeitig mit der Bekanntgabe des Engagements von Labbadia im Ronhof gab Eintracht Braunschweig bekannt, dass Möhlmann ab der neuen Spielzeit das Zweitliga-Schlusslicht trainieren wird. Dessen Abstieg hatten die Fürther am Sonntag mit dem 3:0-Sieg so gut wie besiegelt. Inzwischen dementierte Möhlmann aber die Agenturmeldung: «Noch ist nichts entschieden.»

Eine pikante Verbindung besteht auch zu Labbadia, den Möhlmann bei Arminia Bielefeld trainierte, als die Laufbahn des gebürtigen Darmstädters nach vielen Jahren in der Bundesliga langsam ausklang. Zuvor hatte Labbadia bei den Stationen Hamburger SV, 1. FC Kaiserslautern, Bayern München, 1. FC Köln, Werder Bremen seinen Torriecher ausgiebig bewiesen. In insgesamt 328 Bundesligaspielen markierte er 103 Treffer.

Als Spieler mit «rauchenden Colts» gefeiert

Als einziger Profi gelang ihm das Kunststück, in der ersten wie zweiten Liga die Hunderter-Marke zu knacken. «Pistolero» wurde er genannt, weil er seine Tore wie Westernhelden mit rauchenden Colts feierte. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere betreute Labbadia anschließend bei seiner ersten Trainerstation von Mai 2003 bis Sommer 2006 den SV Darmstadt 98 und führte die «Lilien» dabei gleich im ersten Versuch von der Oberliga in die Regionalliga. «Es ist bei ihm eine gute Mischung aus viel Kraft und jugendlichem Elan. Man spürt sein Charisma, seine Ausstrahlung», frohlockte Hack über die Verpflichtung des Ex-Profis, der mit Kaiserslautern und Bayern München zweimal Deutschen Meister wurde.

Bescheidene Verhältnisse, wie er sie im Ronhof antreffen wird, kennt Labbadia aus seiner Darmstädter Zeit bestens. «Aber hier in Fürth gibt es viele junge deutsche Spieler, viele hungrige Talente. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt», sagte Labbadia über die «vielen, intensiven Gespräche», die er zuletzt mit Vereinsboss Helmut Hack geführt hatte. «Ich will aus den bescheidenen Mitteln das Beste herausholen.»

Dabei helfen soll ihm auch Benno Möhlmann, zu dem er in den nächsten Wochen «intensiven Kontakt» pflegen will. «Ich wäre dumm, die Ratschläge meines Vorgängers nicht zu nutzen», bekannte Labbadia, ohne seine Auffassung vom modernen Fußball preis zu geben: «Ich lege viel Wert auf mein Bauchgefühl. Natürlich will ich auch mein eigenes Konzept einbringen.» Schneller und attraktiver Fußball sei das. «Fußball, so wie ich ihn liebe», formulierte der zweifache deutsche Nationalspieler mit italienischen Wurzeln blumenreich.

Zur Seite stehen wird ihm künftig mit Erginc - genannt Eddy - Sözer ein alter Bekannter aus gemeinsamen Zeiten in Darmstadt. Der momentan als Trainer der «U 23» der «Lilien» tätige Sözer wird damit den aktuellen «Co» Werner Dreßel beerben, dessen Vertrag in Fürth nicht verlängert wird. «Eddy Sözer sieht den Fußball so wie ich, er kommt vom Jugendfußball, was in Fürth sicher gut passt», beschrieb Labbadia den Türken als seinen «fleißigen Vertrauensmann».

Welche Ziele das Gespann nach vielen vergeblichen Anläufen der Fürther in Richtung erste Liga künftig anpeile, ließ der 41-Jährige gestern noch offen. «Man kann ja noch gar nicht sagen, wie die Mannschaft in der neuen Saison aussehen wird.» Klar ist also, dass Labbadia ab sofort damit beschäftigt ist, die Spieler, deren Verträge auslaufen, zu kontaktieren. «Am liebsten würde ich die Mannschaft nur punktuell verstärken», sagte Labbadia, «aber es wird wohl ein kleiner Umbruch werden.»

Neben Kapitän Thomas Kleine, der ja bereits bei Erstligist Hannover 96 unterschrieben hat, stehen vor allem Christian Timm und Danny Fuchs im Blickfeld möglicher Interessenten aus dem Oberhaus. «Je mehr Tore die beiden schießen, desto schwerer wird es für uns, sie zu halten», bemühte Helmut Hack einmal mehr die finanziellen Zwänge, in denen das «Kleeblatt» auf Grund geringer Zuschauereinnahmen und weitestgehend ausgeschöpfter Sponsorenakquise steckt.

Unbedingt weiter binden will Labbadia aber seinen einstigen Weggefährten Danny Fuchs, mit dem er in seinen letzten beiden Jahren als Profi in Karlsruhe zusammengespielt hatte. Auf den technisch versierten Mittelfeldspieler hält Labbadia große Stücke. «Ich kenne seine Qualitäten, und er hat sich nochmal weiter entwickelt», lobte Labbadia den 30-Jährigen, der ihn als einstigen Mitspieler sogar duzen dürfe. Bei allen anderen besteht Labbadia übrigens auf dem förmlichen Sie. Wie die SpVgg gestern bekannt gab, kommt die Verpflichtung des zuletzt vereinslosen Torhüters Kamil Susko nicht zustande. «Vertragstechnische Gründe», gab die SpVgg dafür an.

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