Chris Summers über Nürnberg und die Trommeln

24.8.2019, 12:34 Uhr
Chris Summers über Nürnberg und die Trommeln

© Foto: Sportfoto Zink

NZ: Wie finden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen in Deutschland, Herr Summers?

Chris Summers: Es ist großartig, ich bin das erste Mal in diesem Land, es gibt also sehr viel Neues für mich. Einiges ist ähnlich, einiges wie gewohnt. Hauptsächlich ist es sehr angenehm. Ich suche noch einen Weg, um mich im Supermarkt zurecht zu finden, das ist vielleicht der schwerste Teil. Aber die anderen helfen mir da schon.

NZ: Sie waren also zuvor noch nie in Deutschland?

Summers: Nein, ich war ein paar Mal in Skandinavien und in Russland und in der Tschechischen Republik für die Junioren-Weltmeisterschaften, aber das ist viele Jahre her.


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NZ: Haben Sie Deutschland aus einem bestimmten Grund als erste Europastation ausgewählt?

Summers: Ich glaube, das Wichtigste für uns war, dass ich ein paar der Jungs im Team kenne. Mit vier habe ich zusammengespielt in den vergangenen Jahren, und es sah einfach so aus, als würde es passen. Wir haben nur Gutes über Nürnberg gehört, nie ein negatives Wort, also war es genau das, was wir gesucht haben. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was mich erwartet, wenn ich in Europa spielen würde. Das Eishockey ist ein bisschen anders, aber es geht immer noch um den Puck und darum, seinen Schläger zu benutzen. Wie viel anders kann das schon sein?!

NZ: Was ist anders?

Summers: Das Eis ist größer, das Spiel hat etwas mehr Fluss und etwas weniger Physis, zu Hause habe ich physisch gespielt, das könnte sich hier für mich ändern. Für mich als Profi ist es ein Neustart, und für die Familie eine tolle Erfahrung.

NZ: Hat Sie etwas überrascht?

Summers: Die größte Überraschung waren vermutlich die Trommeln, das habe ich von den Rängen noch nie gehört. Nicht mehr seit der Schule mit der Schulband. Aber nicht während des gesamten Spiels, das Rufen und Singen. Das macht Spaß, das ist cool, das zu erleben.

NZ: Hat es Sie am Anfang vielleicht etwas irritiert?

Summers: Nein, ich freue mich auch auf das erste Pflichtspiel gegen Mannheim, mal sehen, was da abgeht.

NZ: Sie sind gut mit Chris Brown befreundet, stimmt’s? Im Internet gibt es Fotos, auf denen Sie zusammen Hummer essen.

Summers: Sie haben die Fotos gesehen (lacht). Ja, ich glaube wir spielen jetzt zum fünften Mal in derselben Mannschaft. Wir sind schon lange befreundet. In seinem ersten Jahr als Profi hat er bei mir und meiner Frau gewohnt, bevor wir Kinder hatten. Ich kenne ihn sehr gut. Seitdem waren wir noch bei drei Teams zusammen, das ist eine gemeinsame Reise. Das mit dem Hummer war in Portland. Hummer war da billiger als Hühnchen, wir mussten also.
3,99 das Pfund, das war fantastisch.

NZ: Sie waren im Jahr 2006 ein Erstrundenpick im Rookie-Draft. Das spricht dafür, dass man Ihnen in der NHL sehr viel zugetraut hat. Sie haben dann aber mehr Spiele im Unterbau der NHL, der AHL, gemacht. Wie kam es dazu?

Summers: Oh, Sie wollen mich ein bisschen herausfordern. Aber nein, das ist völlig okay (grinst). Das ist eine komplexe Frage. Nein, erklären kann ich das nicht. Es ist ein seltsames Spiel. und entweder man versucht, seine gesamte Karriere zu zeigen, warum man in der ersten Runde hätte gezogen werden sollen. Oder man zeigt seine gesamte Karriere, warum man in der ersten Runde gezogen wurde. Ich habe die Leiter dahin genommen, aber es gibt Spieler, die nie gedraftet wurden und dann eine 20-jährige Karriere hinlegen. Der Draft ist eine schöne Sache, aber ich glaube, da wird keine Vorhersage für eine Karriere gemacht. Da gibt es so viele Variablen, besonders in unserem Sport, vieles kann passieren, viele kann sich verändern.

NZ: Wie würden Sie sich als Spielertyp beschreiben?

Summers: Ich denke, das Läuferische ist einer meiner Vorzüge, das wird wohl auch ein Vorteil für mich auf der größeren Eisfläche. Ich kann mich, falls nötig, auch offensiv mit einschalten, verhalte mich aber sehr verantwortungsbewusst in der Defensive. Ich will mich einfach mit anderen messen und Eishockeyspiele gewinnen.

NZ: Mögen Sie den offensiven Spielstil, den Coach Kurt Kleinendorst favorisiert?

Summers: Zu hundert Prozent, ja. Was ich gehört habe, waren die Umstände in der vergangenen Saison etwas anders. Ich denke, als Team gehen wir in die richtige Richtung. Aber das ist ein großer Sprung.

NZ: Hatten Sie irgendeine Ahnung davon, wie in Deutschland gespielt wird?

Summers: Ich habe gehört, dass es ziemlich ähnlich ist wie zu Hause in Nordamerika im Vergleich zu den anderen Ligen in Europa. Aber um ehrlich zu sein, ist es auch eine Erfahrung fürs Leben, ein Teil der Reise als Profi. Ich weiß, dass ich nicht mein ganzes Leben lang spielen kann. Also muss man auch die Chancen ergreifen, die sich auf einem anderen Pfad der Karriere ergeben.

NZ: Coach Kleinendorst hat bei Ihrer Verpflichtung gesagt, Sie haben das Zeug dazu, einer der Topverteidiger in der DEL zu werden. Setzt Sie das mehr unter Druck, oder ist das für Sie eher ein Kompliment?

Summers: Ich denke, es ist ein bisschen von beidem, das ist ein großes Kompliment, ich habe einiges zu beweisen. Ich hoffe, dass sich mein Stil im Laufe der Saison gut entwickelt. Viel von meinem Erfolg hängt vom Erfolg des Teams ab. Es wird interessant sein zu sehen, was passiert. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung. Ich brauche meine Mitspieler genauso wie sie mich. Es sind fünf, besser sechs Mann da draußen auf dem Eis, es wird viel Spaß machen.

NZ: Sie gelten als einer der Schlüsselspieler für die Saison, in der AHL waren Sie Assistenz-Kapitän. Ist das eine Rolle, die zu Ihnen passt?

Summers: Ich versuche, derjenige zu sein, der dafür sorgt, dass wir in Unterzahl alle Lücken schließen. Ich gehe gerne aufs Eis, wenn nur noch 30 Sekunden zu spielen sind. Das ist eine Rolle, die ich genieße, die mich stolz macht. Es wird wichtig sein, dass jeder von uns seinen Platz findet und erfolgreich ausfüllt, denn das führt zum Erfolg des ganzen Teams.

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