Club: Bedenkzeit für Mintal und Pinola

18.5.2010, 00:00 Uhr
Club: Bedenkzeit für Mintal und Pinola

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Auch am Tag nach der souverän bewältigten Relegation gegen den FC Augsburg klang der Manager des 1. FC Nürnberg nur bedingt euphorisiert. »Man braucht schon ein paar Tage, um das alles zu realisieren«, gestand Bader nach einer Saison, die wie im Vorjahr zur nervenaufreibenden Gratwanderung geriet und erst in zwei Sonderschichten die Erlösung brachte. Vielleicht war dem Sportdirektor aber auch einfach nur bewusst, dass schon wieder eine Menge Arbeit auf ihn wartet. Der Kader wird diesmal nicht nur ein paar Korrekturen benötigen, sondern einer erheblichen Fluktuation unterworfen sein.

Mit Thomas Broich (Brisbane Roar), Daniel Gygax (FC Luzern) und Jawhar Mnari (Ziel unbekannt) hat ein Trio den Verein verlassen, das in Heckings Plänen schon länger keine Rolle mehr spielte. Auch Edelreservist Angelos Charisteas würde man wohl kaum Steine in den Weg legen, sollte sich endlich ein zahlungskräftiger Interessent finden. Bei der WM bietet sich dem griechischen Stürmer zumindest noch eine gute Gelegenheit, ein bisschen Eigenwerbung zu betreiben. Selbiges gilt für den jungen Australier Dario Vidosic, der zuletzt an den MSV Duisburg ausgeliehen war.

Das spannendste Thema dürfte in den nächsten Tagen die berufliche Zukunft zweier erklärter Publikumslieblinge sein: Sowohl Marek Mintal als auch Javier Pinola hegen Abwanderungsgedanken. Im Falle Pinola ist es derzeit schwer, eine Tendenz herauszuhören. Während Hecking beim Argentinier »schon noch ein dickes Fragezeichen« sieht, strahlt Bader Zuversicht aus: »Ich bin sehr optimistisch, dass er bleibt.« Pinola, dessen Vertrag ausläuft, habe seit längerem ein »ordentliches Angebot« vorliegen. Allerdings will der Linksverteidiger nun erst mit seinem Berater die Offerten anderer Vereine prüfen. »Pino hat bislang alle Anfragen zur Seite geschoben, weil er sich hundertprozentig auf seinen Job hier konzentrieren wollte. Das zeigt nur, wie charakterstark er ist«, sagte Bader. Spätestens bis Mitte nächster Woche, wenn Pinola in seine südamerikanische Heimat reist, dürfte eine Entscheidung gefallen sein.

Genügend Bedenkzeit erhält auch Mintal, der wie berichtet vom bulgarischen Erstligisten Burgas umworben wird. Hecking weiß natürlich um die enorme Popularität des »Phantoms« bei den Fans und schätzt den 32-jährigen Slowaken auch als wichtige Integrationsfigur. »Mintal gehört einfach zum Club«, betont der Trainer, dennoch könne er ihm keine Stammplatzgarantie geben. Letztlich liegt es nun wohl an Mintal, ob er sich mit einem Status als Pendler zwischen Platz und Bank arrangieren kann oder doch noch einmal eine neue Herausforderung sucht. Unabhängig davon will man sich am Valznerweiher auf jeden Fall bemühen, den Sympathieträger auch nach der aktiven Karriere an den Verein zu binden.

Keine Zukunft in Nürnberg hat hingegen Mickael Tavares. Der im Winter auf Leihbasis aus Hamburg gekommene Defensivmann konnte die Erwartungen kaum erfüllen und war zuletzt bei Hecking in Ungnade gefallen. Auch die Leiharbeiter Havard Nordtveit (Arsenal London), Marcel Risse (Bayer Leverkusen) und Eric Maxim Choupo-Moting (HSV) kehren vorläufig zu ihren Stammvereinen zurück. »Sollte sich beim einen oder anderen wieder ein Türchen öffnen, sind wir natürlich gesprächsbereit«, sagte Bader. Reden möchte man auch mit dem FC Bayern und Andreas Ottl – Hecking sähe den Münchner Mittelfeldstrategen nur zu gerne weiterhin im Club-Trikot. »Aber es wird schwer«, ahnt der Coach. Noch utopischer scheint eine Rückkehr des derzeit verletzten Breno.

Nicht einfach wird es für den verschuldeten Verein, der laut Präsident Franz Schäfer dringend auf Transfererlöse angewiesen ist, auch in Sachen Neuverpflichtungen. Nicht zuletzt die lange Ungewissheit über die künftige Liga-Zugehörigkeit hat die Verhandlungen erschwert. Mit dem israelischen Junioren-Nationalspieler Almog Cohen (Maccabi Netanya) und Christoph Sauter (FSV Mainz 05) wurden zwei weitere hoffnungsvolle Talente geholt. Allerdings sollen diesmal noch erfahrene Profis wie etwa Hoffenheims Kapitän Per Nilsson folgen. Damit 2011 die Party vielleicht endlich einmal etwas früher steigen kann.

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