Club-Coup! Der FCN kapert in Kiel drei Aufstiegspunkte

23.4.2018, 22:22 Uhr
Der Kapitän brachte den Club an der Förde auf Kurs: Hanno Behrens' Kopfball-Qualitäten sorgten beim FCN für freudestrahlende Gesichter.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Kapitän brachte den Club an der Förde auf Kurs: Hanno Behrens' Kopfball-Qualitäten sorgten beim FCN für freudestrahlende Gesichter.

Dass sich ein besonderer Fußballabend ankündigt, das spürte man früh. Die Züge nach Kiel: voller Fans des 1. FC Nürnberg. In Kiel selbst wiederholte sich dieses Schauspiel später, am Alten Markt, auf den Ausflugsbooten - sehr viel schwarz und rot. Knapp 2000 Menschen hatten die weite Reise in den Norden auf sich genommen, voller Vorfreude auf ein Spiel, das ihren Verein dem Aufstieg in die erste Liga wieder ein Stück, ein entscheidendes Stück näher bringen sollte. Zu Gast beim Tabellendritten, der Kieler Sportvereinigung Holstein sollten all die Zweifel, die den Club durch dieses letzte Saisondrittel begleiten, weggewischt werden.

Das ist beim 3:1 (2:1)-Erfolg beeindruckend gelungen. Von der ersten Minute an bestimmte der Club vor 11.874 Zuschauern im ausverkauften Holstein-Stadion das Geschehen, baute seinen Vorsprung auf den Relegationsplatz drei Spieltage vor dem Ende auf fünf Punkte aus und ließ die Gastgeber noch etwas trauriger als sowieso schon zurück.

Kirschbaum und vier weitere Veränderungen 

In Kiel hatten sie in der letzten Woche ja schon erfahren müssen, dass ihr Trainer die Aufgabe, die Überraschungsmannschaft des Jahres auch in der ersten Liga zu betreuen, nicht sonderlich reizvoll findet. Nach der Ankündigung von Markus Anfang, ab der kommenden Saison den 1. FC Köln zu trainieren, reagierte man rund um Holstein allerdings mit Gelassenheit, was auch daran gelegen haben könnte, dass man kurz zuvor bei Dynamo Dresden 4:0 gewonnen hatte. Anfang beließ seine Startformation also unverändert, sein Gegenüber Michael Köllner war zu Wechseln gezwungen. Kurzfristig musste im Tor Thorsten Kirschbaum den am Finger verletzten Fabian Bredlow ersetzen, in der Innenverteidigung stand Lukas Mühl anstelle des ebenfalls verletzten Ewerton an der Seite von Georg Margreitter und links verteidigte Laszlo Sepsi für den gelbgesperrten Tim Leibold. Ebenfalls nicht mitmachen konnte der angeschlagene Marvin Stefaniak, den Tobias Werner vertrat. Weil außerdem noch Patrick Erras statt Ondrej Petrak im Mittelfeld spielte, hatte Köllner fast eine halbe Mannschaft ausgetauscht gegenüber dem 1:1 in Ingolstadt.

Vor allem aber wirkte diese Mannschaft wacher als noch bei der letzten Auswärtspartie. Nach fünf Minuten prüfte Eduard Löwen erstmals den Kieler Torwart Kenneth Kronholm. Nürnberg blieb auch in der Folge angriffslustig, belohnt wurde das nach neun Minuten, als Margreitter einen Freistoß Enrico Valentinis vehement ins Tor köpfte. Genau so vehement agierte Margreitter dummerweise wenige Sekunden später auf der Gegenseite: Sein Foul an Dominick Drexler schenkte Kiel einen Elfmeter, den Kingsley Schindler souverän zum 1:1 verwandelte (12.).

Valentini assistiert - Sorgen um Erras 

Beeindruckt zeigte sich der Club davon allerdings nicht. Wieder nach einer Freistoßflanke Valentinis fabrizierte David Kinsombi beinahe ein Eigentor und war damit nur der erste, dem innerhalb weniger Sekunden ein Nürnberger Treffer gelungen wäre: Möhwalds Versuch nach einem Eckstoß wurde wieder zur Ecke geblockt, in deren Folge Behrens per Kopf das Ziel knapp verfehlte (14.). Der Club machte gerade Freude, da trübte Patrick Erras die Stimmung. Der noch nicht lange nach einer schweren Knieverletzung wieder hergestellte Mittelfeldspieler blieb im Rasen hängen, verletzte sich erneut am rechten Knie und musste nach 22 Minuten durch Petrak ersetzt werden. Sportvorstand Andreas Bornemann verkündete zur Pause die erste Diagnose: Innenbandverletzung.

Auf der Nürnberger Bank waren sie noch damit beschäftigt, den traurigen Erras zu trösten, da traf Behrens zum 2:1 – per Kopf und wieder nach Vorarbeit Valentinis (25.). Zur Pause hatte die Partie so das Ergebnis, das sie verdiente, auch weil Kirschbaum nach 39 Minuten glänzend reagierte, als Marvin Ducksch zwei Meter vor seinem Tor zum Abschluss kam.

Auch nach der Pause blieb der Club mutig, auch nach der Pause wurde man für diesen Ansatz belohnt. Das 3:1, das wieder Behrens per Kopf erzielte, bereitete diesmal nicht Valentini vor, und wirkte in seiner Entstehung etwas glücklich. Als ein abgefälschter Schuss Werners durch den Strafraum trudelte, zeigte sich Nürnbergs Kapitän, der vor einer Woche in Ingolstadt grippegeschwächt noch blass geblieben war, als einer der wenigen auf dem Platz entschlossen und machte Nürnbergs Anhang glücklich.

Rotschwarze Freudenfeuer 

In Erwartung einer Kieler Offensive zog sich der Club nun erstmals in der Partie etwas zurück, kontrollierte das Geschehen aber weiterhin. So blieb es eine erstaunlich entspannte Auswärtsfahrt, an deren Ende die Kieler Nacht auch dank der Freudenfeuer im Nürnberger Fanblock rotschwarz leuchtete. 

Holstein Kiel: Kronholm - Herrmann, Schmidt, Czichos, van den Bergh - Kinsombi - Schindler, Drexler, Mühling (73. Peitz), Weilandt (46. Seydel) - Ducksch

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Valentini, Margreitter, Mühl, Sepsi - Erras (24. Petrak), Löwen - Möhwald (87. Brecko), Behrens, Werner (68. Zrelak) - Ishak

Tore: 0:1 Margreitter (9.), 1:1 Drexler (FE., 12), 1:2 Behrens (25.), 1:3 Behrens (51.) | Gelbe Karten: Seydel - Mühl, Valentini | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 11.874. 

+++ Der Live-Ticker zum Nachjubeln +++

 

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