Club-Geflüster: Eitel Sonnenschein und Mailänder Scala

10.8.2017, 17:47 Uhr

Beim 1. FC Nürnberg läuft es derzeit wie geschmiert - was auch am Platz an der Sonne im Tableau der 2. Liga liegt. © Sportfoto Zink / WoZi

Wer wird vermisst? Ex-Pressesprecherin Luana Valentini. Natürlich ist Katharina Prockl derzeit eine nicht weniger qualifizierte und charmante Stellvertreterin. Aber diese besondere Mischung aus mütterlicher Fürsorge, jobbedingter Strenge, fränkischer Gelassenheit und italienischer Grandezza, die dem funktionalen Pressekonferenzraum am Valznerweiher stets einen Hauch von Mailänder Scala verlieh, verkörpert eben niemand so perfekt wie La Valentini. Zumindest bleibt uns Journalisten noch das kleine Brüderlein.


Mitarbeiter der Woche: Patrick Erras. Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag schuftet der Langzeitpatient laut Trainer Michael Köllner "wie ein Ochse", um den Körper endlich wieder in einen für den Profifußball tauglichen Zustand zu bringen. Und trotz aller ernüchternden Rückschläge scheint es langsam, aber stetig voranzugehen: In dieser Woche durfte Erras zumindest mal wieder gemeinsam mit den Kollegen üben. Und es gibt wohl keinen, der dem bodenständigen Oberpfälzer die Fortsetzung der Karriere nicht von Herzen gönnen würde. Dass Erras von Köllner vor der Saison sogar als Interessenvertreter der Jungprofis in den Mannschaftsrat delegiert wurde, sagt viel aus über das hohe Ansehen, das der 22-Jährige beim Club genießt. Auch ohne Ball am Fuß.

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Nervensäge der Woche: Abdelhamid Sabiri. Dass jemand, der schon als Kind in Terriers-Bettwäsche geschlafen hat, gerne die Pennines durchwandert und prinzipiell Fish & Chips "Drei im Weggla" vorzieht, sich gerne seinen großen Lebenstraum erfüllen möchte, ist ja durchaus nachvollziehbar. Dann aber bockig dem Club auf Instagram zu entfolgen, einen Einsatz in der U21 gegen Pipinsried doof zu finden und so einen Wechsel erzwingen zu wollen, kommt bei Verein, Trainer, Kollegen und Fans halt eher schlecht an. Rechtfertigt übrigens trotzdem nicht primitive Hasstiraden und rassistische Pöbeleien gegen den Spieler auf Facebook & Co.


Wenn das letzte Spiel ein Lied gewesen wäre, hieße es: "A scheena Dog in Rengschburg" (Christoph Lehner & Friends)


Spruch der Woche: "Ich werde die U21 nicht mit einem Spieler bestrafen, der das nicht anehmen will." (Trainer Michael Köllner erklärt, warum er Abdelhamid Sabiris höfliche Anfrage, ob er nicht doch lieber daheimbleiben könnte, akzeptiert hat.)

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Was soll besser werden? Nix. Weil nach dem "gefühlten" Pokalspiel in Regensburg nun ja ein echtes in Duisburg ansteht. Und genau wie beim Jahn würde ein glanzlos-knapper 1:0-Sieg in diesem humorlosen K.o.-Wettbewerb vollkommen ausreichen. Also: Hinfahren, Zebras zerlegen, Mundabputzen, heimfahren. Und weiter vom Pokalsieg 2018 träumen. Würde langsam auch mal wieder Zeit…


Und sonst so? Zwei Spiele, sechs Punkte, 4:0 Tore, Tabellenführung – eigentlich ist derzeit alles eitel Sonnenschein am Valznerweiher. Wenn da nur nicht die ständige Sorge wäre, Leistungs- und Sympathieträger wie Kevin Möhwald oder Tim Leibold könnten bis zum Ende der Transferperiode noch weggekauft werden. "Da geht keiner mehr!", hat Köllner zwar jüngst getönt, dann aber doch eingeräumt, dass er "ja nur der Trainer" sei und solche Entscheidungen eben letztlich auf Vorstandsebene getroffen werden. Also heißt es: Weiterzittern und hoffen, dass nicht noch Leibolds und Möhwalds persönliches Huddersfield um die Ecke kommt