Corona: Lauf-Events in Franken stehen auf der Kippe

2.2.2021, 06:02 Uhr
Corona: Lauf-Events in Franken stehen auf der Kippe

© Foto: Mathias Hochreuther

Eigentlich hätte doch alles besser werden sollen in diesem neuen Jahr für den Sport in der Region. Doch ob sich die Hoffnungen auf eine Rückkehr des regulären Sportbetriebs in den kommenden Monaten erfüllen werden, ist fraglich. Kurzfristig ist eine Besserung jedenfalls nicht zu erwarten, der Lockdown dauert an. Bis zum 14. Februar, mindestens.

Genau einen Monat später steht dann das erste Rennen im Rahmen des beliebten Läufer-Cups an. Am 14. März sollen sich Laufbegeisterte aus der Region auf den Weg um den Kleinen Rothsee machen. Angeboten wird eine Hobbydistanz über 5,2 Kilometer und der anspruchsvollere Hauptlauf über 10,4 Kilometer.


Beim Rothseelauf 2020 gehen Startnummern und Tee aus


Doch die Pläne für den Rothseelauf wackeln, wie Organisatorin Sissy Baumann berichtet: "Noch hoffen wir, dass wir einen Lauf vor Ort anbieten können, es kann aber auch sein, dass wir die Veranstaltung virtuell durchführen." Mit ihrer Firma Running Concepts stellt sie mehrere große Laufevents in Mittelfranken auf die Beine, neben dem Rothseelauf etwa auch den Nürnberger Halbmarathon und den Fürther Firmenlauf.

Klar ist für Baumann schon jetzt, dass es am Rothsee keinen Massenstart geben kann. Zur Debatte stehen daher alternative Konzepte, etwa feste Startzeiten für jeden Teilnehmer oder ein Start in Kleingruppen. "Die Frage ist eben, ob das einer macht. Und rechnen muss es sich ja auch, wir haben trotzdem Kosten für Absperrungen oder Security", gibt die 53-Jährige zu bedenken. Eine andere Variante sei auch ein Lauf auf eigene Gefahr. Die Sportler könnten dann über den Tag verteilt die Strecke ablaufen. Ohne spezielle Streckensperrung, ohne Verpflegung, aber immerhin mit einer professionellen Zeitmessung.

Rothseelauf will kein Hotspot werden

Trotz solcher Gedankenspiele stellt Baumann klar: "Die Tendenz geht momentan schon zum virtuellen Lauf." Auch wenn ihr bewusst ist, dass die Begeisterung dafür in der Läuferszene überschaubar ist. Weil eben doch wieder jeder alleine läuft und am Ende nur seine Zeit per App oder Computerprogramm übermittelt. Keine Geselligkeit vor und nach dem Start, keine enthusiastischen Zuschauer, keine Duelle Mann gegen Mann und Frau gegen Frau.

"Ich denke zwar, dass die Corona-Zahlen Mitte März wieder ganz gut sein werden, aber wir wollen natürlich auch kein Hotspot sein", begründet Baumann ihre Sympathie für die digitale Variante. Im vergangenen Jahr konnte der Rothseelauf als eine der wenigen Laufveranstaltungen noch wie gewohnt über die Bühne gehen. Kurz vor dem ersten Lockdown tummelten sich rund 400 Läufer auf der Strecke um den See.


Rothsee-Triathlon 2021 wird verschoben


Seither hat sich das Leben drastisch verändert, privat wie beruflich. Sissy Baumann weiß, wovon sie spricht. Schließlich ist sie nicht nur Organisatorin von Veranstaltungen, die aktuell nicht oder nicht wie gewohnt stattfinden, sie betreibt auch noch ein veganes Café in der Nürnberger Schweppermannstraße. "Da ist es momentan recht ruhig", beschreibt sie die Situation mit einem Schuss Galgenhumor. Von ihren vier Angestellten ist inzwischen nur noch eine übrig, die anderen drei haben sich beruflich umorientiert. Die Arbeit fehlt ihr, sagt Baumann, "es geht ja nicht nur ums Geld, sondern auch darum, eine Beschäftigung zu haben. Auch in diesem Sinne wäre es schön, gäbe es in ein paar Wochen mehr zu organisieren als nur einen virtuellen Lauf.

Einzelstarts beim Treuchtlinger Frühjahrslauf

Nach dem Rothseelauf am Sonntag, 14. März, ist der Treuchtlinger Frühjahrslauf am Samstag, den 20. März, die zweite Station der diesjährigen Läufer-Cup-Saison (hier finden Sie alle vorläufigen Termine). Insgesamt 16 Wettbewerbe stehen in der Terminliste. Die Verantwortlichen in Treuchtlingen wollen es dieses Jahr mit einem neuen, an die Corona-Lage angepassten Konzept versuchen: Bei seiner 26. Auflage wird der Frühjahrslauf erstmals über den ganzen Tag verteilt stattfinden – vorausgesetzt natürlich, die gesetzlichen Auflagen lassen den Wettbewerb bis dahin zu und es liegt eine entsprechende behördliche Genehmigung vor.

"Die Minimalanforderung ist, dass bis zum Rennen der Sport im Freien überhaupt wieder erlaubt ist", sagt Falk Benndorf. Er ist der Leichtathletik-Abteilungsleiter beim ESV und Hauptorganisator des Laufes. Benndorf und sein Team wollen vorerst bis Mitte Februar abwarten, wie sich die Corona-Lage entwickelt. Bis dahin will man möglichst wenig Vorbereitungsarbeit reinstecken, wird vorerst das Meldeportal nicht öffnen und kann im Zweifelsfall auch noch um einen oder zwei Monate verschieben. Nach der Absage im Vorjahr – anders als der Rothseelauf fiel der Frühjahrslauf 2020 bereits der Pandemie zum Opfer – will der ESV sein Rennen nach Möglichkeit im Jahr 2021 auf jeden Fall wieder durchziehen.

Abstand und Hygiene

Aufgrund der aktuellen Situation ist der Frühjahrslauf als Einzellauf mit individuellem Start und einem zeitlichen Takt von mindestens zwei Minuten geplant. Der Start ist von 9 bis 17 Uhr möglich. Dadurch soll der geforderte Abstand der Läuferinnen und Läufer sichergestellt werden. Die entsprechenden Startzeiten werden mit der Meldebestätigung vergeben. Beim ESV hat man sich bewusst gegen eine über mehrere Tage verteilte virtuelle Variante entschieden. Vielmehr sollten alle Teilnehmer "halbwegs vergleichbare Bedingungen haben und zugleich soll der Wettbewerbscharakter erhalten bleiben", unterstreicht Falk Benndorf.

Start und Ziel ist diesmal auf der Treuchtlinger Bezirkssportanlage Am Brühl. Dort werden unmittelbar vor dem Lauf die Startnummern ausgegeben und von dort führt der Kurs weitgehend an der Altmühl entlang. Die Zeitmessung erfolgt elektronisch über einen Chip (RFID). Zwei Strecken stehen zur Auswahl: die Zehn-Kilometer-Distanz für U18, U20, Frauen und Männer sowie für Nordic Walking; die drei Kilometer sind einerseits für den Hobbylauf der Erwachsenen, andererseits für Schüler und Jugendliche gedacht.

Aufgrund der Hygienemaßnahmen werden keine Duschmöglichkeiten angeboten und auch eine gemeinsame Siegerehrung entfällt. Die Startgebühren sind aufgrund des eingeschränkten Service ein Stück weit reduziert. Klingt alles ziemlich minimalistisch, ist aus Sicht des ESV und seines Spartenleiters Falk Benndorf aber allemal besser als eine erneute Absage.

Altmühlseelauf vor Absage?

Corona: Lauf-Events in Franken stehen auf der Kippe

© Foto: Mathias Hochreuther

Auf dieses Szenario könnte es hingegen für den Heizomat Altmühlseelauf des SV Unterwurmbach hinauslaufen. Das Rennen ist zwar erst für den 10. Juli terminiert, doch die Verantwortlichen blicken schon jetzt sorgenvoll auf das Infektionsgeschehen. Gut 600 Teilnehmer zählte der Lauf bei seiner letzten Austragung im Jahr 2019. "Die Veranstaltung schlechthin", sei das für den SV Unterwurmbach immer gewesen, sagt Oliver Trautner, der Teil des Organisatoren-Teams ist. "Auch die Einnahmen sind natürlich wichtig für uns, das hat dem Verein finanziell immer gutgetan."

In den nächsten Wochen wird der Verein die Online-Anmeldung wohl freischalten, die Startgebühr soll aber erst abgebucht werden sobald feststeht, dass der Lauf auch wirklich stattfinden kann. Und zwar möglichst so wie in der Zeit vor Corona. Von virtuellen Läufen oder stark abgespeckten Events hält Trautner wenig. Er will zwar nicht völlig ausschließen, dass das auch für den Altmühlseelauf in Frage kommen würde, betont aber: "Momentan ist unsere Tendenz: ganz oder gar nicht!"

Die vielen Zuschauer, die feierliche Siegerehrung, das gemütliche Zusammensitzen nach dem Wettkampf – darauf wollen sie in Unterwurmbach eigentlich nicht verzichten. "Die Veranstaltung lebt von Geselligkeit und von ihrem familiären Charakter", findet Trautner. Ob es im Juli möglich sein wird, eine derartige Laufveranstaltung durchzuführen, kann derzeit niemand seriös abschätzen. Es bleibt, einmal mehr, nur die Hoffnung.


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