Darts und Frauen: Sherrock rockt im Ally Pally

23.12.2019, 08:25 Uhr
Zielsicher: Was Fallon Sherrock aus Milton Keynes macht, ist viel mehr als Einfach-So-Spickern.

© Steven Paston/PA Wire/dpa Zielsicher: Was Fallon Sherrock aus Milton Keynes macht, ist viel mehr als Einfach-So-Spickern.

Natürlich gibt es eine einfache Erklärung für die vermeintlich wundersamen Geschehnisse im Alexandra Palace: Bisher war es Frauen einfach zu dumm, einem volltrunkenen, sexistischen, immerhin am gemeinsamen Singen interessierten Publikum den Rücken zuzudrehen, um Pfeile aus 2,37 Meter Entfernung auf eine Dartscheibe zu werfen. Wahrscheinlich beleidigt man damit aber Männer, Frauen und viele Menschen, die zwischen den Jahren lieber die Darts-WM verfolgen als die Vierschanzentournee oder die Stirb langsam-Pentalogie, wie man das eigentlich macht. Und wahrscheinlich wird es der herzerwärmenden Weihnachtsgeschichte von Fallon Sherrock aus Milton Keynes tatsächlich nicht gerecht.

Denn es gab ja bereits Frauen, die an der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation im Ally Pally im Londoner Stadtbezirk Haringey teilgenommen haben. The Lancastershire Rose zum Beispiel oder Miracle oder From Russia with Love. Nur haben sie noch nie ein Spiel gegen einen jener mittelalten Männer gewonnen, die noch so aussehen, wie man sich mittelalte Männer in Milton Keynes vorstellt: geformt von einer trägen Gemütlichkeit, die ihren Wirt in Pint-Dunst einer Pub-Atmosphäre in ein Raubtier verwandelt. 

 

Die Zielscheibe böser Menschen 

Fallon Sherrock ist das nun schon zweimal gelungen, weshalb das Sport-, Moment, Nein, so weit wollen wir dann doch nicht gehen, weshalb das Ereignis in diesen Tagen noch ein wenig populärer ist. Dass ihre Sozialisation dabei wie von einer zynischen Marketing-Agentur erdacht wirkt, macht alles nur noch rührender: Friseurin, alleinerziehende Mutter eines autistischen Sohns, schwere gesundheitliche Probleme, die sie selbst zur Zielscheibe böser Menschen gemacht hat. Sie sagt: "Ich habe es allen Trollen gezeigt." Einen Spitznamen braucht sie nicht.

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