Das deutsche Hockey trauert um Norbert Wolff
6.1.2020, 17:45 UhrAuf den ersten Blick war alles wie immer. Norbert Wolff kam strahlend auf die Terrasse vor dem Clubhaus des Nürnberger HTC, die Sonne machte diesen Nachmittag im Spätherbst zu einem sehr schönen. Nach einer freundlichen Begrüßung, bei der das Strahlen nicht aus seinem Gesicht wich, redete Norbert Wolff zunächst über den Grund für seine gute Laune, schließlich hatte seine Mannschaft gerade zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison gewonnen – im Oktober. Norbert Wolff redete über die schweren Wochen, den Zusammenhalt, darüber, dass jedes Jahr, das sie in der höchsten deutschen Spielklasse erleben dürfen, ein besonderes ist.
Das hatte Norbert Wolff in all den Jahren, in denen er die Männer des NHTC trainierte, immer getan. 2011 hatten sie ihn an der Siedlerstraße vom Co- zum Cheftrainer gemacht, der allen vermeintlichen Widrigkeiten trotzte und Nürnberg in der Bundesliga hielt – in einer Liga, die Nürnberg eigentlich längst überholt hatte. Doch Norbert Wolff und seine Spieler investierten einfach noch etwas mehr, der Trainer ging dabei immer voran. Neben seinem Beruf als Rechtsanwalt arbeitete Norbert Wolff mit großer Leidenschaft daran, Nürnberg in der Bundesliga zu halten und seine Spieler noch besser zu machen.
Doch an diesem Nachmittag im Oktober 2019 war nur auf den ersten Blick alles wie immer. Denn Norbert Wolff redete nicht nur über den Sport – sondern auch über sich. Das tat er nie gern, es war ihm fremd, sich in den Vordergrund zu drängen. Doch jetzt war es an der Zeit, über Norbert Wolff zu reden. Denn er war krank, schwer krank, der Krebs hatte begonnen, seinen Körper zu zerstören – schon seit längerem, wie er in einem langen und vertraulichen Gespräch erzählte.
Doch aufgeben wollte Nogger, wie sie ihn nannten, nicht, es widersprach allem, was er vorgelebt hatte. Auch im Krankenhaus konnte er nicht von seinem Sport lassen, es war doch seine Mannschaft, auch wenn er die Leitung bereits im Sommer an Richard Barlow abgegeben hatte. "Das Hockey gibt mir Kraft", sagte er damals, als es ihm, zumindest sagte er das, wieder ganz gut ging. Doch der Krebs war stärker als der Wille von Norbert Wolff. In der Nacht von Freitag auf Samstag ist Wolff, einer der sympathischsten Trainer des Nürnberger Sports, im Alter von nur 56 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Söhne – die beide das Trikot des NHTC tragen, der ältere, Frederic, sogar als Kapitän.
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