Treffen mit dem Profi-Schiri

Deniz Aytekins „Wurzeln“ in Weilersbach

20.10.2021, 21:27 Uhr
Fußballertreffen im Wirtshaus: Im Gespräch mit Mike Richter (links) erinnerte sich Bundesligaschiedsrichter Deniz Aytekin an seine Anfänge auf Bezirksebene.  

© Karin Hühnlein, NN Fußballertreffen im Wirtshaus: Im Gespräch mit Mike Richter (links) erinnerte sich Bundesligaschiedsrichter Deniz Aytekin an seine Anfänge auf Bezirksebene.  

Noch am Samstagnachmittag sprintete Deniz Aytekin über den Rasen im Frankfurter Deutsche Bank Park (früher Waldstadion) und leitete die Partie der Eintracht in der Fußball-Bundesliga gegen Hertha BSC Berlin. Die 1:2-Niederlage der Eintracht war zugleich die erste Heimpleite der Saison für den Bayern-Bezwinger der Vorwoche.
Anderntags stand ein Abstecher nach Kirchehrenbach auf dem Programm, womit der Bundesliga-Schiedsrichter aus Oberasbach seinen freien Sonntag mit einer Wanderung verbrachte.

Im Gasthaus Sponsel wurde er sofort von Mike Richter erkannt, der sich mit Zwillingsbruder Nico ehrenamtlich um die Umsätze im Germania-Sportheim kümmert. Der 42-jährige „Ehrabocha“ war erst überrascht, dann beeindruckt: „Aytekin ist ein angenehm freundlicher und gelassener Mensch, er hat mich nach dem besten Weg aufs Walberla gefragt, wohin er nach dem Mittagessen mit Begleitung aufsteigen wollte.“

Richter fand den ihm aus dem Fernsehen bekannten Referee nicht nur sympathisch, weil der sofort ins „Du“ wechselte, sondern auch weil die Gesprächsebene auf Augenhöhe ablief: „Aytekin hat sich noch sehr lebhaft daran erinnert, als er 1997 zu Beginn seiner Karriere ins kalte Wasser geworfen wurde und als erst 17-Jähriger seine erste Bezirksliga-Partie leiten durfte – vor einer für diese Klasse überragenden Kulisse von 1100 Zuschauern.“

Lang ersehntes Derby

Denn dieses 1:1 war nicht nur das Auftaktspiel zur Saison, sondern zugleich das über mehr als ein Jahrzehnt lang ersehnte Derby zwischen Weilersbach gegen Kirchehrenbach, nachdem der TSV erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga aufgestiegen war, und fand regen Zuspruch aus dem gesamten Spielkreis.

Laut Richter sagte Aytekin, dass ihn dieses Spiel geprägt und angespornt hat, möglichst immer vor vielen Zuschauern zu pfeifen – der Weg ging tatsächlich steil nach oben bis in die höchsten Amateurligen. Aytekin ist seit 2004 Schiedsrichter des DFB, seit 2008 leitet er Bundesligaspiele und gilt mit bislang 478 Profi-Partien auf deutscher und internationaler Ebene – davon 188 in der höchsten deutschen Spielklasse – als einer der erfahrensten und besten seines Metiers.

2011 stieg er zum Fifa-Referee auf, womit er auch auf internationaler Bühne Achtung erfuhr und seit zehn Jahren viele heikle Aufgaben in der Champions League mit Bravour meisterte. Durch die Altersgrenze in der Bundesliga (derzeit noch bei 47) dürfte der Oberasbacher noch für vier Jahre auf den Rasen, die Fifa erlaubt dies bis zum Alter von 45 in internationalen Begegnungen.

Noch einmal „Ehraboch“ pfeifen

Der heute 43-jährige Diplom-Betriebswirt, zudem Geschäftsführer und Eigner von Beratungsportalen im Internet, will trotz seiner Gewerbe der Schiedsrichterei nach Beendigung der offiziellen Karriere treu bleiben und im Amateurkreis weiter pfeifen, wie er dem verdutzten Mike Richter zu verstehen gab: „Aytekin hat mir gesagt, dass er soeben beschlossen habe, irgendwann nochmal ein Spiel beim TSV Kirchehrenbach zu leiten. So schließe sich für ihn ein Kreis.“

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