Der Trainer als Motivator und Psychologe

9.3.2007, 00:00 Uhr
Der Trainer als Motivator und Psychologe

© Zink

Angesichts der Probleme im Umfeld waren die Spielerinnen froh, nach der Nationalmannschaftspause endlich wieder das tun zu dürfen, was sie am besten können: Handball spielen. Das sind dann wenigstens 60 Minuten, in denen sie nicht an die Existenzkrise denken müssen. Trotzdem bleiben die Sorgen natürlich im Hinterkopf. Umso erstaunlicher, wie die Mannschaft im Hohen Norden auftrat - und das nach über 600 Kilometern Busfahrt, die aus Sparsamkeitsgründen ohne Übernachtungspause durchgezogen wurde.

Großen Verdienst an der psychologischen Aufbauarbeit hat Herbert Müller, der Super-Motivator, der fast immer mit schlafwandlerischer Sicherheit die richtigen Worte findet. «Wir hatten in letzter Zeit viele Gespräche statt Training oder haben gemeinsam etwas unternommen, waren zum Beispiel beim Eislaufen.»

Auch für den Coach ist es nicht leicht, immer Hoffnung zu verbreiten - aber er weiß, dass er in dieser Situation Vorbild sein muss. Beim Auftanken hilft ihm seine Familie: Ehefrau Corina, Tochter Nadia und die am Montag geborene kleine Vanessa.

Müllers Mädels setzen im Moment mehr denn je auf Teamgeist. «Sie gehen zusammen zu Sportveranstaltungen oder kochen gemeinsam. So wie vor zwei Jahren.» Als die damalige GmbH nicht mehr zahlen konnte, halfen sich die Club-Frauen auch gegenseitig aus den ärgsten Notlagen.

Eventuell werden einige Spielerinnen nun zusammmenziehen, wenn Wohnungen gekündigt oder nicht mehr bezahlt werden können. Auch da musste Müller schon mit Vermietern reden und um Zahlungsaufschub für seine Schützlinge bitten, die eben nicht zu den Großverdienern gehören wie beispielsweise Fußballprofis oder Spieler in der Männer-Handball-Bundesliga.

Während die Handballerinnen versuchen, sich aufs Sportliche zu konzentrieren, gingen gestern die Gespräche der Verantwortlichen des FCN Handball e. V. mit potenziellen Geldgebern und Marketingfachleuten weiter. Ein konkretes Ergebnis die Zukunft der Club-Frauen betreffend gab es allerdings noch nicht.

FCN II: Hankel fordert Konzentration auf den Sport

Betroffen von der Finanzmisere ist auch die zweite Mannschaft, deren Hauptsponsor die inzwischen insolvente Sportförderung Noris GmbH war. «Bei uns hat es eben nicht ganz so existenzbedrohende Ausmaße wie bei der ersten Mannschaft», sagt Trainer Thomas Hankel und spricht von einem «überschaubaren Problem». Dadurch, dass einige seiner Spielerinnen mit den Profis befreundet seien und dort für sich sportlich eine Perspektive sähen, gehe es ihnen auch sehr nahe. «Die Frage, wie es weitergeht, stelle man sich natürlich. Aber wir müssen jetzt einfach unseren Teil beitragen, das heißt, bei den Fahrtkosten möglichst kostendeckend arbeiten und unsere Halle voll kriegen», fordert Hankel. «Und wir müssen sportlich weiter unsere Leistung bringen.»

Das klappte bisher ja schon hervorragend. Morgen (19.30 Uhr) ist der 1. FCN II wieder auswärts dran. Beim VfL Sindelfingen will man einen weiteren Schritt Richtung Zweite Bundesliga tun. Beide Mannschaften sind in der Aufstiegsrunde bisher ohne Punktverlust. FCN-Trainer Thomas Hankel erwartet beim Gastgeber VfL eine «Hexenkesselatmosphäre». Da würde es sicher helfen, wenn Neu-Nationalspielerin Sara Walzik ihre Erfahrung wieder einbringen könnte.

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