Erdlinge reagieren skeptisch auf die bekannten Flugobjekte

27.8.2007, 00:00 Uhr
Erdlinge reagieren skeptisch auf die bekannten Flugobjekte

© Karlheinz Daut

Anhänger der Theorie, dass die Erdbewohner nicht alleine sind in den Weiten des Weltalls, durften am Wochenende auf der Anlage des DJK BFC kurzfristig hoffen, dass sie recht behalten. Zig fliegende Untertassen gesellten sich da zu den obligatorischen Flugzeugen, die kurz hinter dem idyllischen Sportpark am Nürnberger Flughafen landen.

Zusätzlich zu den Flugobjekten gab es noch allerlei seltsam klingendes Sprachengewirr zu hören. Schade freilich für die Freunde extraterrestrische Lebens, dass die komische Sprache sich relativ schnell als österreichische Form der Kommunikation herausstellte und die UFOs natürlich keine UFOs, sondern zahlreiche Frisbee-Scheiben waren.

Wer sich von dieser nüchternen Erkenntnis nicht beeindrucken ließ, konnte dennoch viel Neues und Unerwartetes kennenlernen. Schließlich ist der zahlenmäßige Unterschied zwischen jenen Menschen, die Ultimate-Frisbee spielen oder kennen und denen, die schon einmal Außerirdische gesehen haben, wahrscheinlich äußerst gering.

Bei der DJK BFC traf sich am Wochenende die europäische Spitze der Ultimate-Spieler. Die Sportart erinnert etwas an American Football, wird aber ohne jeden Körperkontakt betrieben. Ein Team besteht aus sieben Spielern und es wird versucht, den Frisbee in der gegnerischen Endzone zu fangen, bevor er auf den Boden fällt. Hat eine Mannschaft eine gewisse Punktzahl erreicht, ist die Partie beendet. Danach geht es sonderbar weiter. Fliegen beim Fußball nämlich nach den Spielen häufig die Fetzen, treffen sich die Ultimate-Akteure nach dem Abpfiff, bilden einen Kreis und besprechen gemeinsam und friedlich die Begegnung - nicht ohne am Lob für den Gegner zu sparen. Ein Schiedsrichter wird nicht benötigt.

Kein Nürnberger Team

Das Turnier in Nürnberg diente der Qualifikation für das Europacup-Finale. Leider fehlte es an Lokalmatadoren. Kein fränkisches Team - in Nürnberg spielen die Ultimate-Liebhaber jeden Montagabend auf der Anlage der DJK BFC - war an den Start gegangen. Warum das so ist, das erklärt Boris Rühle, eine Ikone des fränkischen Ultimate: «Uns fehlt es an jungen Spielern. Es ist unglaublich schwierig, junge Menschen für Ultimate zu begeistern.»

Zumindest ist es offensichtlich in anderen Regionen Deutschlands einfacher. Die Top-Teams kommen aus der Gegend um München oder aus dem Norden. Dafür gibt es in Nürnberg etwas, was die anderen händeringend suchen. Einen Verein, der «nicht nur Fußballer auf seinen Platz lässt», wie es Mitorganisator Rue Veitel erklärt. Der Münchner hat auch in seiner Heimat versucht einen Platz, den die fliegende Scheibe nun einmal braucht, zu finden. Leider vergebens.

Deshalb musste Veitls Team, fast schon provokativ in Shirts mit der bayerisch, weiß-blauen Raute gewandt, eben im Fränkischen versuchen gegen die besten Teams aus der Slowakei, Tschechien, Polen, Dänemark und eben Österreich die Qualifikation fürs Finale in Basel unter Dach und Fach zu bringen.

Dem Nürnberger Rühle blieb nur die Rolle des interessierten Zuschauers. Zumindest fand er da Zeit, darüber zu sinnieren, warum denn Ultimate so wenig Zuspruch findet. Und wenn man in Deutschland über Sport und Attraktivität nachdenkt, landet man schnell und fast unweigerlich beim Fußball. «König Fußball», nennt es Rühle und es klingt etwas abfällig.

Zwar gönnt er dem Volkssport seine Popularität, so richtig verstehen kann er aber nicht, warum die sportelnde Jugend fast ausschließlich kicken will. Er kämpft für seine Disziplin, geht in Schulen und bietet im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt Kurse an. Interesse will er damit wecken und dafür sorgen, dass die fast unbekannten Flugobjekte etwas beliebter werden beim fränkischen Teil der Erdbewohner.