Erlangens Nationalspieler: "Basketball war mir nicht geheuer"

2.10.2016, 06:00 Uhr
Erlangens Nationalspieler:

© Fotos: dpa

Herr Thiemann, wann haben Sie das letzte Mal Fußball gespielt?

Wahrscheinlich in Bamberg im Schwimmbad. (lacht) Oder mal zum Aufwärmen im Training.

Ihr Jugendtrainer, Wolfgang Vogt vom Erlanger Turnerbund, hat uns erzählt, dass Sie anfangs gar nicht wegzubekommen waren vom Fußball.

Früher habe ich Fußball gespielt, beim TSV Neunkirchen. Basketball war mir nicht so geheuer. Aber irgendwann bin ich zu groß geworden für Fußball. Dann bin ich, mehr oder weniger freiwillig, zum Basketball.

Haben Sie sofort gemerkt: Hier geht was?

Es gibt verschiedene Positionen, ich habe von Beginn auf der Vier oder der Fünf gespielt, den großen Positionen. Ich war mit 14 Jahren schon zwei Meter groß und auch kräftiger, muskulöser als andere in meinem Alter. Deshalb fiel es mir relativ leicht.

Sie hatten Talent.

Ich habe schnell dazugelernt. Aber Werfen konnte ich nicht wirklich, auch Dribbeln nicht. Das musste ich erst lernen. Auf einer der größeren Positionen war das zu Beginn nicht so extrem wichtig. Im Werfen und Dribbeln bin ich hinterhergehinkt.

Jetzt können Sie es aber, oder?

Ja, jetzt schon. (lacht)

Aufgewachsen sind Sie in Neunkirchen. Kommen Sie noch ab und zu in die alte Heimat?

Ja, wenn ich meine Mutter besuche, meine Familie, meine Großeltern. Außerdem habe ich noch viele Freunde in der Region. Bamberg ist aber zu meiner zweiten Heimat geworden.

Sie sind zu den großen Brose Baskets Bamberg gewechselt. Wann haben Sie entschieden: Ich möchte Basketball-Profi werden?

Das war ein schleichender Prozess. Nach Bamberg bin ich mit drei anderen jungen Basketballern gezogen. Ich war 16 Jahre alt und wir haben zusammen in einer WG gewohnt. Damals habe ich nicht gesagt: „Ich will Profi werden.“ Es war einfach eine tolle Gelegenheit. Mir war noch nicht bewusst, dass ich das Potenzial zum Profi habe.

Wie waren die ersten Spiele in Freak-City? So wird Bamberg ja auch genannt, weil es dort in der Arena so laut ist.

Es war ein tolles Gefühl. Zum ersten Mal habe ich Bundesliga-Luft geschnuppert, zum ersten Mal war ich mit im Team, zum ersten Mal auf dem Feld. Es ging alles so schnell, ich war 18 Jahre alt, dabei hatte ich erst mit 15 Jahren mit Basketball begonnen.

Waren Sie nervös?

In Bamberg haben mir in der ersten Saison die Hände gezittert. Es lief von Anfang an auch nicht so gut. Ich musste mich erst an alles gewöhnen, mit dem Bundesliga-Team trainieren.

Dann sind Sie zum Farmteam, den Young Pikes Baunach, gewechselt, waren Kapitän und in der vergangenen Saison einer der besten Spieler der Liga. Gelang Ihnen dort der Durchbruch?

Wuchs in Neunkirchen auf und besuchte das Emil-von-Behring-Gymnasium: Johannes Thiemann.

Wuchs in Neunkirchen auf und besuchte das Emil-von-Behring-Gymnasium: Johannes Thiemann.

Ja, so sehe ich das. Es war richtig, nochmal in die Pro A zu wechseln. In Baunach war es leichter, sich auf ein Team zu konzentrieren. Der Sprung aus der zweiten Liga zu einem Euroleague-Team wie Bamberg ist zudem gewaltig für einen Jugendspieler.

In diesem Sommer haben Sie in Ludwigsburg unterschrieben. Wie haben Sie sich eingefunden?

Ich bin pünktlich zur Vorbereitung eingestiegen. Es ist eine Umstellung, eine neue Stadt, neue Coaches, neue Mitspieler. Doch das geht den meisten Spielern so.

Ihr Trainer in Ludwigsburg, John Patrick, sagte, Sie waren sein Wunschkandidat.

(lacht) Er ist ein sehr guter Coach. Seitdem er da ist, geht es mit Ludwigsburg immer höher hinauf in der Tabelle. Diese Saison spielen wir international. Außerdem denke ich, dass ich gut zum Spielstil — körperlich, hart und schnell — passe.

Im Sommer haben Sie sich zudem einen weiteren Traum erfüllt: Sie debütierten für die Basketball-Nationalmannschaft.

Ich habe mich riesig über die Einladung gefreut, es ist eine große Ehre. Bei den Trainingscamps für die EM-Qualifikation habe ich mich gut präsentiert. Es waren auch NBA–Spieler im Kader.

Was wollen Sie noch erreichen?

Langfristig möchte ich mich natürlich in der Bundesliga etablieren und auch in der Nationalmannschaft.

Auf Facebook sind Sie mit der Erlanger BMX-Fahrerin Nadja Pries, die gerade bei Olympia dabei war, befreundet. Vielleicht fahren Sie in vier Jahren zusammen nach Tokio?

Das wäre natürlich ein Traum. Aber dafür muss sich das Nationalteam erst einmal qualifizieren.

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