Etat drastisch gekürzt: Radikaler Umbruch bei Brose Bamberg

19.6.2018, 05:51 Uhr
Rauschende Basketball-Abende gegen europäische Schwergewichte wie hier gegen den FC Barcelona gehören für Brose Bamberg bal zur Vergangenheit. Die Oberfranken wollen kleinere Brötchen backen und treten künftig international in der bestenfalls zweitklassigen Champions League an.

© Sportfoto Zink / HMI Rauschende Basketball-Abende gegen europäische Schwergewichte wie hier gegen den FC Barcelona gehören für Brose Bamberg bal zur Vergangenheit. Die Oberfranken wollen kleinere Brötchen backen und treten künftig international in der bestenfalls zweitklassigen Champions League an.

Andrea Trinchieri war sichtlich stolz darauf, das beschauliche Städtchen in Oberfranken ein wenig bekannter gemacht zu haben. "Wir haben Bamberg auf die Karte des europäischen Basketballs gebracht", sagte der Italiener im April 2016 am Ende einer sehr erfolgreichen Saison in der Euroleague. Trinchieri ist inzwischen Geschichte als Trainer bei Brose Bamberg, die Euroleague ist es vorerst auch.

Am Montag gab der Verein bekannt, dass er in den kommenden fünf Jahren in der Champions League antreten wird – selbst wenn sie deutscher Meister werden.

Damit wird Bamberg zwar auf der Karte des europäischen Basketballs bleiben, allerdings gibt es im Basketball viele Europas. Die Champions League ist im Gegensatz zum Fußball lediglich der zweit- oder drittattraktivste Wettbewerb, der Name ist irreführend, denn dort treten nicht ausschließlich aktuelle Champions an.

Rolf Beyer, der Geschäftsführer von Brose Bamberg, ist sich sicher, "dass die Champions League in den nächsten Jahren im europäischen Wettbewerb weiter an Bedeutung gewinnen wird", der Verein verspricht sich "Planungssicherheit" durch den Vertrag mit dem internationalen Basketball-Dachverband Fiba, der den Wettbewerb veranstaltet – in Konkurrenz zur eigenständigen Euroleague, in der Bamberg in den vergangenen Jahren angetreten ist. Und dort rauschende Abende gegen Weltklubs wie Barcelona oder Real Madrid erlebte.

Kein Meister-Abo mehr

Den populärsten europäischen Vereinswettbewerb überlässt Bamberg vorerst dem FC Bayern München, der sich als neuer deutscher Meister in dieser Saison sportlich qualifiziert hat und in den beiden Folgejahren eine Wildcard, also eine Startgarantie, erhält.

Damit, betont Beyer, habe die Entscheidung, in der Champions League anzutreten, allerdings nichts zu tun. "Wir wollen nicht den Bayern hinterherhecheln", sagt er – und das können sie vorerst auch gar nicht mehr. Noch während der nun vergangenen Saison kündigte Michael Stoschek, der Chef des Aufsichtsrates und Kopf des Automobilzulieferers Brose, an, den "Resetknopf" drücken zu wollen. Dieser Ankündigung ist er nun offenbar nachgekommen.

Starke Einschränkungen beim Etat

Stand Brose Bamberg in der Saison 2017/18 noch ein Etat von über 20 Millionen Euro zur Verfügung, wird sich die sportliche Leitung in der kommenden Spielzeit laut Beyer mit sechs bis acht Millionen weniger begnügen müssen.

"Wir gehen einen Schritt zurück", sagt Beyer zu diesem massiven Einschnitt, was in Anbetracht der Zahlen natürlich eine maßlose Untertreibung ist. Es sind wohl eher mindestens zwei Schritte zurück. Vorerst setzt man in Freak City auf nicht mehr ganz so gut bezahlte Profis und auf die bessere Integration deutscher Spieler. Dazu passt, dass die Champions League – im Gegensatz zur Euroleague – für Basketball-Länderspiele pausiert, Bamberg kann seine Nationalspieler also ohne größere Sorgen abstellen.

Auch finanziell überlässt Bamberg dem FC Bayern nun also vorerst die Spitzenposition in Deutschland, was über den sportlichen Erfolg einiges, aber natürlich noch nicht alles aussagt. "Wir richten uns darauf ein, dass wir angreifen", sagt Rolf Beyer, "aber eine Garantie, Meister-Abonnent zu sein, haben wir nicht mehr."

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