Ex-Kapitän Behrens gibt sich beim FCN kämpferisch

16.9.2020, 05:39 Uhr

Hanno Behrens ist nicht mehr Kapitän, aber dennoch im Mannschaftsrat.  © Sportfoto Zink

Eine in der Vergangenheit mitunter lustige Tradition begehen sie beim 1. FC Nürnberg in diesem Pandemie-Jahr wie auch fast alles andere anders als gewohnt. Die Mitgliederversammlung wird am 20. Oktober nur virtuell stattfinden. Die Mitglieder müssen sich ihre Wienerle also daheim vor dem Computer selbst warmhalten, ansonsten birgt auch das neue Format sicher einiges an Unterhaltungspotenzial.

Für das ist beim 1. FC Nürnberg nach wie vor aber natürlich in erster Linie die Fußballmannschaft zuständig. Unterhalten hat die in der vergangenen Spielzeit auch ausführlich und ausdauernd – nur ist dummerweise hinterher das Publikum, als es noch da sein durfte, meist wütend nach Hause gegangen.

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Einer, der diese Wut besonders abbekommen hat, war Hanno Behrens. Der immer freundliche Behrens, der dem Club im Aufstiegsjahr unter Michael Köllner ein sympathischer Anführer war, galt nun im Beinahe-Abstiegsjahr als einer der Hauptgründe für die andauernde Misere. Zu langsam für den modernen Fußball, zu torungefährlich und vielleicht auch einfach zu locker für diese Art der Krise – die Analysen zu Behrens’ Tun kamen von jedem, der sich dazu befugt fühlte, unabhängig von der fachlichen Expertise, sie kamen aus allen Richtungen, hatten vor allem aber nur eine Richtung.

"Ich habe mittlerweile gelernt, dass es im Fußball keine Dankbarkeit gibt", sagt Behrens jetzt, da er die "am dringendsten benötige Sommerpause" seiner Fußballkarriere hinter sich hat. Er klingt dabei nicht bitter, nicht so, als würde er diese Dankbarkeit erwarten. Hanno Behrens klingt einfach nur so, als habe er begriffen. Lesen, sagt Behrens, würde er kaum noch etwas über sich. Das ist eine Aussage, die man sehr traurig finden kann, die man aber auch immer wieder hört von den Hauptdarstellern in diesem Geschäftszweig.



Behrens ist jetzt immer noch ein Hauptdarsteller beim 1. FC Nürnberg, allerdings in einer weniger exponierten Position. Nach drei Jahren als Kapitän wurde Behrens abgewählt von seinen Mannschaftskollegen. Oder, besser formuliert: Die haben sich für Enrico Valentini entschieden. "Im ersten Moment ist man schon enttäuscht", sagt Behrens über die Wahl, die ihm immerhin noch einen Platz im Mannschaftsrat beschert hat, "aber mit etwas Abstand ist es die beste Entscheidung für alle Beteiligten."

Die Dinge erklären muss fortan in erster Linie Valentini. Behrens wird der Mannschaft auch im Innenleben wichtig bleiben, aber er muss nicht mehr alles aushalten. "Manchmal wurde eine Respektsgrenze unterschritten", sagt er über sein letztes Jahr in der öffentlichen Wahrnehmung.

Was er auch sagt: "Das Schöne am Fußball ist, dass es jedes Jahr bei Null losgeht." Das gilt für ihn und den 1. FC Nürnberg in dieser Saison besonders. Behrens freut sich auf den Neustart, auch wenn manche schon wieder unken, dass es kompliziert werden kann für den 30-Jährigen. Der Grund: Behrens stand in der Pokalpartie gegen Red Bull nicht in der Startelf. Alles nicht so schlimm, sagt Behrens: "Ich war in der Vorbereitung zwei Wochen raus."

Man muss nach so einer Unterbrechung einer sowieso nicht allzu langen Vorbereitung nicht darauf hoffen, dass man es direkt in die Startformation schafft, meint Behrens. Den Stil des neuen Trainers, glaubt er, hat er längst verinnerlicht. "Pressing gegen den Ball mache ich schon immer, weil ich laufstark bin", sagt Behrens.

Ob er darüber nachgedacht hat, diese Laufstärke in Zukunft vielleicht einem anderen Publikum als dem Nürnberger vorzuführen, weil es etwas zu viel war mit der Kritik? Behrens antwortet darauf so: "Das hier ist ein schöner Verein in einer schönen Stadt."