Falcons-Kapitän Schröder lässt seinen Traum wahr werden

30.4.2019, 22:00 Uhr

Falcons-Kapitän Basti Schröder hat es geschafft und ist mit Nürnberg in die Bundesliga aufgestiegen. © Sportfoto Zink / Oliver Gold

Am Donnerstag (19.30 Uhr) wird im Eventpalast am Flughafen das erste von zwei Finalspielen gegen die Hamburg Towers ausgetragen, Schröder hat sich trotzdem rasieren lassen. Seit diesem 85:79 gegen Heidelberg hat der Kapitän der Nürnberg Falcons nichts mehr zu verlieren.

2005 ist schon einmal eine Nürnberger Mannschaft in die Basketballbundesliga aufgestiegen. Schröder spielte damals noch bei der TuSpo Heroldsberg, er war gerade einmal 16 Jahre alt, noch viel zu jung für DJK Falke. 2014 musste er mit ansehen, wie sich Crailsheim in seiner Stadt in die Erstklassigkeit verabschiedete. 2015 feierten die Gießen 46ers in der Halle am Berliner Platz.

Werbung
Werbung

Wieder saß Schröder als einer der Geschlagenen auf einem Stuhl, während andere jubelten und derweil wuchs in ihm "ein Wunsch", der in diesem April in Erfüllung ging: "Es war so lange mein Traum, mit Nürnberg aufzusteigen. Dass es jetzt geklappt hat, da brauche ich schon noch ein, zwei Tage, um das zu realisieren."

Am Tag danach sah er dann auch tatsächlich so aus, als hätte er noch nicht verstanden, was da genau passiert war, in dieser Saison, die für ihn mit einer hartnäckigen Verletzung begonnen hatte und für die Falcons mit dem Verlust ihrer Heimspielstätte, in den Playoffs und im vierten Halbfinalspiel gegen Heidelberg. Schröder hat sich gerade eben rasieren lassen. In der zweiten Liga zählt allein der Aufstieg, wer Meister wird, haben selbst Vertreter der Liga ein Jahr später schon wieder vergessen.

Zur Vorbereitung auf die Finalspiele werden bei den Aufsteigern alkoholische statt isotonischer Getränke gereicht. Schröder aber wirkt erstaunlich frisch, als er aus dem Friseursalon tritt – was allerdings am beschränkten Amüsement an einem Montag in Nürnberg lag und nicht an dem Willen, den Aufstieg gebührend zu feiern. Dass Schröder hätte längst aufsteigen können, ist schon oft geschrieben worden. Angebote ambitionierter Zweitligisten und interessierter Erstligisten hätte es gegeben.



Schröder aber blieb Nürnberg treu, wollte helfen, seinen Sport endlich in seiner Stadt zu etablieren. Vielleicht war er auch deshalb so angespannt vor dem Spiel, dass ihm seinen Traum erfüllen sollte. "Ich glaube, Basti war noch in der ersten Hälfte der nervöseste von uns allen. Auch weil er so viel dafür getan hat, dass es uns überhaupt noch gibt. Er ist Nürnberger Basketball", sagte Ralph Junge, Coach und Sportdirektor der Falcons, später. Und Bastian Doreth, Nationalspieler, Nürnberger, Schröders Kumpel und Trainingspartner, sagte über den anderen Basti: "Er hat eine beschissene erste Halbzeit gespielt. Aber eine unfassbare zweite. Ich bin so stolz auf den Kerl. Das war sein Traum."

Doreth kommentierte die zweite Hälfte für den Live-Stream und hatte deshalb erst danach realisiert, "was er für ein Faktor war. Ich freue mich so sehr für ihn." Acht Punkte wurden für den Kapitän in der zweiten Hälfte notiert, jeder einzelne war wichtig, nicht weil ihn Schröder erzielt hatte, sondern wie. Schröder kämpfte um jeden Ball, um zweite Chancen, er verließ sich nicht auf seinen Distanzwurf, sondern zog zum Korb, dorthin, wo Phillipp Heyden, Heidelbergs kantiger Bundesliga-Routinier, lauerte.



Dass er dem Center das fünfte Foul anhängte, war eine, vielleicht die entscheidende Szene des Spiels. Im Nachhinein war alles so einfach: "Ich habe einfach mal tief durchgeatmet und begonnen, Basketball zu spielen." Schröder war nass, als er das sagte, sein Bart triefte vor Bier, mit dem ihn Robert Oehle freundlicherweise getauft hatte. Vielleicht hat er sich deshalb schon vor dem letzten Playoff-Spiel rasieren lassen. Und dann ist da noch diese andere Playoff-Geschichte der beiden Bastis.



Doreth ist ein Schuhfestischist, ein Sammler, ein Sneaker Freaker. Vor dem ersten Viertelfinalspiel hat er Schröder ein neues Paar Basketballstiefel geschenkt, auffällige rote Adidas aus der Sonderedition für die College-Mannschaft von Louisville, die den Rotkardinal als Maskottchen im Logo tragen. Kein Falke, aber immerhin ein Vogel.

Die Schuhe verliehen Schröder Flügel. Nur nicht im zweiten Halbfinalspiel, da trug Schröder ein anderes Modell – prompt verloren die Falcons, zum einzigen Mal in diesen Playoffs. Sind Basketballer abergläubisch? Sieh mal an. Nur gut, dass sich Schröder erst rasiert hat, als es um nichts mehr ging.