Meisterschaft

Finals 2021: Diese Sportler aus Franken sind dabei

3.6.2021, 06:00 Uhr

Fünf bis sechs Kilometer pro Einheit: Kellie Messel hat vor den Deutschen Meisterschaften hart trainiert.   © Ulrich Schuster, NN

Man muss sich das wie einen Familienausflug vorstellen. Mit einem Papa. Und sieben zum Teil schon recht erwachsen gewordenen Kindern. Das Ziel: Berlin. Endlich wieder wegfahren, endlich wieder etwas anderes sehen - zu Corona-Zeiten haben Kurztrips noch einmal eine ganz andere Wertigkeit bekommen. Das geht auch Kellie Messel so.


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Die 16-Jährige ist natürlich wie alle anderen längst kein Kind mehr. Und der Mann am Steuer ist nicht ihr Vater, auch wenn er manche seiner Schützlinge schon fast solange kennt. Unterwegs waren sie am Mittwoch alle zusammen zu den Deutschen Schwimm-Meisterschaften, die Teil der "Finals" sind. Am Wochenende finden unter diesem Namen in 18 Sportarten die nationalen Titelkämpfe statt (Zeitplan unter www.diefinals.de).

"Ich freue mich sehr, mit der Mannschaft wegzufahren", sagt Kellie Messel. Ihr Trainer, Roland Böller, hat dafür extra einen kleinen Bus gemietet. So sind sie am Mittwoch aufgebrochen aus Erlangen, nach der Ankunft in Berlin ging es zuerst zum Corona-Test, und danach direkt wieder ins Wasser zum kurzen Abschlusstraining. Messel hat von Donnerstag an fünf Rennen vor sich, besonders über 50 Meter, 100 Meter und 200 Meter Brust rechnet sie sich Chancen aufs Finale aus. Der Erwachsenen wohlgemerkt.

"Alle möchten ins Finale, es muss einfach laufen"

Bei Jugend-Meisterschaften räumen die Erlanger regelmäßig viele Medaillen ab. Nun beweisen sie sich bei den Großen. "Das wichtigste ist, Spaß zu haben und die ein oder andere gute Zeit zu schwimmen", sagt Messel. Ihre Teamkollegen haben für den Saisonhöhepunkt "abtrainiert", für sie hingegen ist die DM ein "Training unter Wettkampfbedingungen". Anfang Juli startet die Zehntklässlerin der Bertolt-Brecht-Schule bei der Junioren-EM in Rom. Herschenken aber wird sie die Wettkämpfe in Berlin nicht: "Alle möchten ins Finale, alle haben sehr gute Chancen, es muss einfach laufen."

In jeder Klasse haben es die Top 20 der deutschen Jahres-Bestenliste nach Berlin geschafft. Vom TB Erlangen haben sich für die Deutschen Meisterschaften insgesamt sieben Athleten qualifiziert: Neben Messel sind das Annalena Wagner, Nikita Rodenko, Amelie Zachenhuber, Julia Barth, Peter Varjasi und Helene Schall. "Wir wollen schon das ein oder andere A-Finale miterlebt", sagt Trainer Roland Böller.

Hinzu kommen Franziska Weidner und Jeremias Pock von der SG Mittelfranken, von der sich der Turnerbund wie berichtet abgespaltet hat. Die Erlanger befinden sich immer noch in einem Streit mit dem Bayerischen Schwimmverband, der den Verein ausgeschlossen hat. Für die jungen Sportler ist der Konflikt nur schwer zu ertragen. Zuerst mussten sie um ihren Trainer bangen, dann um ihre Starterlaubnis bei den Deutschen Meisterschaften. Beides ist gerade noch einmal gut gegangen, Roland Böller ist mittlerweile als Schwimmtrainer beim Turnerbund angestellt, und zu den "Finals" dürfen die Erlanger auch. In der Starterliste allerdings sind die Sportler unter "LSV Bayern" und nicht unter TB Erlangen gemeldet.

"Die Stimmung ist sehr angespannt"

"Das ist zwar doof. Doch wir sind froh, dass wir überhaupt starten dürfen", sagt Kellie Messel. "Das wichtigste ist, dass wir zusammen sind und Rolli (Trainer Roland Böller, d. Red.) am Beckenrand dabei ist." Aufs Training, sagt die Nürnbergerin, könne sich das Team trotz Verbandsstreit weiterhin konzentrieren. "Die Stimmung ist aber sehr angespannt", auch zwischen den TBE-Athleten und den der SG Mittelfranken. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie Mannschaftskollegen, jetzt spüre man eine Spaltung. "Das ist sehr schade." Die Erlanger aber habe das alles auch mehr zusammengeschweißt. Wie eine Familie.

Bei den "Finals" ist es mit den Schwimmern nicht getan: Die Wettbewerbe in Nordrhein-Westfalen und Berlin umfassen 18 Sportarten und 140 deutsche Meistertitel. ARD und ZDF übertragen mehr als 25 Stunden in den Hauptprogrammen. Aus Franken sind einige Sportler dabei, nicht nur im Schwimmen. Darunter die überraschend für Tokio qualifizierte Triathletin Anabel Knoll aus Nürnberg, aber auch die Sprinterin Amelie-Sophie Lederer aus Gunzenhausen, die noch auf ein Olympia-Ticket hofft.

Hoffnungen aus Fürth, Nürnberg und Umgebung

Bei den Leichtathleten gehen Martin Grau aus Biengarten, Jonas Hügen und Lisa Schuster vom LAC Quelle Fürth, Tina Pröger und Miriam Backer vom TSV Zirndorf, Benedikt von Hardenberg aus Eckersmühlen sowie Brian Weisheit und Niklas Buchholz vom LSC Höchstadt an den Start. Trial-Radfahrer Luis Knauer (MSC Fränkische Schweiz) hat sich ebenfalls für die "Finals" qualifiziert.



Außerdem schicken die Triathleten des TV 48 Erlangen eine Mixed-Staffel ins Rennen. Im Team sind Anna Schmidt, Juliane Möllers, Philipp Stadter und Jannik Hoffmann. In der Rhythmischen Sportgymnastik treten Emma Louise Heim, Anabela Brodt, Katharina Romanyuk und Stefanie Frank vom TSV 1846 Nürnberg an. Für viele ist es der größte Wettbewerb der noch jungen Karriere - und erstmals auch im Live-Fernsehen. Verbunden mit einem schönen Ausflug.