Fürth feiert: Das Kleeblatt gewinnt das 264. Frankenderby

3.3.2018, 14:53 Uhr
Der geht rein! Khaled Narey beförderte den Ball kunstvoll in den Club-Kasten und brachte überzeugende Fürther in Nürnberg damit auf die Siegerstraße.

© Sportfoto Zink / WoZi Der geht rein! Khaled Narey beförderte den Ball kunstvoll in den Club-Kasten und brachte überzeugende Fürther in Nürnberg damit auf die Siegerstraße.

Wer in den vergangenen Tagen genau hingehört hat, darf vor allem auf die nächsten Wochen gespannt sein. Was so ein Derby alles auslösen kann, darüber philosophierten Vertreter beider Vereine vor dem 264. Aufeinandertreffen ausgiebig. Aus nicht mehr ganz aktuellem Anlass erinnerte Michael Köllner an den 3:1-Erfolg im Hinspiel, der einer emotionalen Explosion gleichkam – und seine Mannschaft anschließend förmlich durch die 2. Liga tragen sollte.

Das allseits mit großer Spannung erwartete Rückspiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Greuther Fürth am Samstagnachmittag sollte demnach weiteren, vielleicht entscheidenden Schub geben beim Versuch, Mitte Mai auf einem der beiden Aufstiegsplätze zu landen. Auch der Nachbar wollte natürlich Schwung aufnehmen für die entscheidenden Wochen, allerdings am anderen Ende der Tableaus.

Das Kleeblatt hat ganz andere Sorgen und musste am Freitagabend erst mal schlechte Nachrichten verarbeiten. Die Konkurrenz aus Kaiserslautern und Darmstadt hatte mit überraschenden Siegen aufhorchen lassen und den Rückstand auf Platz 16 verkürzt; dass die Luft wieder etwas dünner geworden war vor dem Derby, merkte man den Fürthern allerdings nicht an.

Narey legt den Grundstein

Ihr 2:0 (0:0)-Erfolg ist gleichbedeutend mit dem ersten Auswärtssieg der Saison, Khaled Narey erzielte kurz nach der Pause den ersten Treffer gegen einen enttäuschenden Tabellenführer, dem nicht viel einfiel gegen die selbstbewusst auftretenden Gäste. Der eingewechselte Daniel Steiningers sorgte mit seinem Tor in der Nachspielzeit für den Endstand.

Am Freitagmittag hatte Nürnbergs Trainer seine gesamte Aufstellung wie gewohnt zwar nicht verraten, mit der einen oder anderen Anmerkung aber doch neugierig gemacht. Ausgedacht hatte er sich ein 3-1-4-2-System mit Startelf-Debütant Alexander Fuchs im rechten Mittelfeld und Adam Zrelak als zweitem Stürmer neben Federico Palacios; Köllners Kollege Damir Buric schickte hingegen die erwartete Elf ins Rennen, wenngleich sich der Einsatz von Jurgen Gjasula wohl erst spät entschieden haben dürfte.

Die Frage, wer die Nummer eins in Franken sei, beantwortete die Nordkurve bereits vor dem Anstoß mit einer beeindruckenden Choreografie, auf dem Platz hingegen konnte man zunächst nicht viele Unterschiede erkennen zwischen dem Ersten und Drittletzten. Es hätte auch der Neunte gegen den Zehnten sein können, Fürth ließ den Club dank kluger Raumaufteilung überhaupt nicht zur Entfaltung kommen und versuchte nach Balleroberungen, möglichst schnell den anderen Strafraum zu erreichen – was in den ersten 45 Minuten nur selten passierte.

Beide Torhüter hatten nicht viel zu tun; Sascha Burchert musste lediglich einen zwar platziert, aber nicht besonders hart getretenen Freistoß von Eduard Löwen parieren (11.), Fabian Bredlow hielt sich mit Gymnastik warm. Fabian Reese, Fürths einzige Spitze, drosch die Kugel nach schönem Solo am linken Pfosten vorbei (7.), ansonsten konzentrierten sich die Gäste aufs gemeinsame Verteidigen, was ihnen exzellent gelang. Lediglich unmittelbar vor der Pause brauchte die Spielvereinigung etwas Glück, als Federico Palacios eher zufällig in viel versprechender Position zum Abschluss kam, die Kugel mit links aber nicht traf.

Zrelak verfehlt den Kasten

Besonders Nürnbergs rechte Seite mit dem unerfahrenen Fuchs tat sich schwer, ein Faktor zu werden im 264. Derby, trotzdem hielt es der Trainer auch nach dem Seitenwechsel vorerst nicht für nötig, korrigierend einzugreifen. Den Führungstreffer der Gäste begünstigten allerdings andere, darunter Eduard Löwen mit schwachem Zweikampfverhalten; per sehenswertem Seitfallzieher von der Strafraumgrenze erzielte Khaled Narey das 1:0, bei dem auch Torhüter Fabian Bredlow nicht die beste Figur abgab (49.). Praktisch im Gegenzug verfehlte Adam Zrelak den Fürther Kasten nur knapp.

Ansonsten fiel den Nürnberger auch weiterhin nicht viel ein gegen die ebenso kompakt wie kompromisslos dagegenhaltende Spielvereinigung, die auf das zweite Tor drängte; der junge Fuchs klärte in höchster Not vor dem einschussbereiten Reese. Und es ging unerfreulich weiter für den Club; Palacios konnte nach einer Stunde verletzungsbedingt nicht mehr weitermachen, Stefaniak übernahm.

Keine Kreativität, keine Wucht

In der 64. Minute hätte die Partie eigentlich schon entschieden sein müssen: Narey zog dynamisch zur Grundlinie und legte zurück auf Hilbert, der jedoch das Kunststück fertigbrachte, den Kasten aus zehn Metern erstaunlich deutlich zu verfehlen. Die Führung war längst verdient für die unglaublich entschlossen wirkenden Fürther, die zudem die Mehrzahl der wichtigen Zweikämpfe für sich entscheiden konnten. In der 88. Minute hielt Bredlow den FCN noch zweimal im Spiel, bei Fürths zweitem Treffer durch Steininger war der Club-Keeper allerdings machtlos.

Und der 1. FC Nürnberg? Ließ bei eigenem Ballbesitz jegliche Kreativität und auch Wucht vermissen und stellte das Kleeblatt damit defensiv vor keinerlei Probleme. Weil auch der eingewechselte Tobias Werner in der Schlussviertelstunde keine Bäume mehr ausriss und seinen Kopfball nach Flanke von Leibold zu hoch ansetzte, ging der Derbysieg nach Fürth.

Man darf gespannt sein, was die nächsten Wochen bringen, wie das Ergebnis wirkt. Auf beide Vereine. 

1. FC Nürnberg: Bredlow - Löwen, Margreitter, Ewerton, Leibold - Erras - Behrens, Möhwald - Fuchs (86. Mühl), Zrelak (76. Werner) - Palacios (60. Stefaniak) 

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Hilbert, Maloca, Caligiuri, Wittek - Gugganig - Gjasula - Green (85. Aycicek) - Narey (89. Magyar), Reese (81. Steininger), Ernst

Tore: 0:1 Narey (48.), 0:2 Steininger (90.+2) | Gelbe Karten: Narey, Aycicek Schiedsrichter: Gräfe (Berlin) | Zuschauer: 47.489.

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