Fürth spielte mit «Löwen» Katz und Maus

22.1.2007, 00:00 Uhr
Fürth spielte mit «Löwen» Katz und Maus

© Zink

Verkehrte Welt in der Münchner Allianz Arena. In beeindruckender Manier sorgte der Fußball-Zweitligist SpVgg Greuther Fürth gestern mit einem 3:0-Erfolg beim aufstiegsambitionierten TSV 1860 München für lange Gesichter. Das «Kleeblatt», einst mit der gleichen Zielsetzung in die Saison gestartet, scheint dagegen in dieser Form für den Kampf um den Klassenerhalt ausreichend gerüstet.

Vor dem Anpfiff musste Trainer Benno Möhlmann kurzfristig den Ausfall von Andre Mijatovic hinnehmen. Der Innenverteidiger blieb mit Magenkrämpfen im Mannschaftshotel und wurde durch Jan Mauersberger ersetzt. Der Nachwuchsspieler, der zu seinem Debüt in der Anfangself kam, konnte die entstandene Lücke mit Bravour schließen. Vor allzu große Probleme wurde die Abwehr um Kapitän Thomas Kleine aber auch nicht gestellt. Den Münchner «Löwen» schienen mit dem Austausch des alten Rasens auch spielerische Grundlagen abhanden gekommen zu sein. Vielleicht aber reizte auch der geografische Fauxpas des Münchner Stadionsprechers dazu, dass das Möhlmann-Team im Vergleich zu den Testspielen wie verwandelt auftrat. Als «Vorstädter aus Nürnberg» waren die Gäste in der Arena begrüßt worden.

Felgenhauer in der Startformation

Die rund 1500 mitgereisten Fürther Anhänger sahen eine auf zwei Positionen überraschend veränderte Startaufstellung. Den rechten Verteidiger mimte Daniel Felgenhauer, der seit fast einem halben Jahr kaum ein Spiel mehr bestritten hatte und erst seit dem Trainingslager wieder zum engeren Kreis zählt. Und Daniel Adlung vertrat Christian Timm, der neben Mustafa Kucukovic stürmte, im rechten Mittelfeld. Für Stefan Reisinger blieb dagegen im Angriff kein Platz mehr. Der Ex-«Löwe» musste auf der Bank Platz nehmen. Der 25-Jährige kam in den letzten 20 Minuten dann aber doch noch zum Zug, ließ beste Möglichkeiten allerdings ungenützt. «Ich habe mich nur gefreut, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits 3:0 geführt haben», nahm es Möhlmann einigermaßen gelassen.

Bereits nach einer halben Stunde hatte die SpVgg Greuther Fürth in dem mit 30 200 Zuschauern gefüllten Münchner «Schlauchboot» für klare Verhältnisse gesorgt. Ausgerechnet Adlung, der wegen mangelnder Torgefahr vom Stürmer zum Abwehrspieler umfunktioniert werden sollte, stand nach einem Schuss von Danny Fuchs goldrichtig und verwandelte den Abpraller aus rund zehn Metern zur 1:0-Führung (17.). Der Treffer glich einem Befreiungsschlag und wischte nach den unbefriedigenden Ergebnissen im Trainingslager nahezu alle Zweifel an der Leistungsfähigkeit des «Kleeblatts» weg. Das Selbstbewusstsein der Fürther erhielt wenig später weiteren Grund zu wachsen. In der 30. Minute schickte Adlung Angreifer Timm mit einem Steilpass auf die erfolgreiche Reise zum 2:0.

In einer vogelwilden «Löwen»-Abwehr schaffte es Gregg Berhalter, sogar noch negativ herauszustechen. Einige Male wurde der Kapitän vom pfeilschnellen Timm düpiert und ließ sich den Ball sogar direkt vom Fuß spitzeln. Nachdem zur Überraschung aller der bereits zum Spielbeginn erwartete Angriffswirbel der Münchner gänzlich ausgeblieben war, erfolgte auch nach dem Rückstand keinerlei koordinierte Gegenwehr gegen vollkommen euphorisiert wirkende Gäste. Dabei hatten die Gastgeber die letzten vier Heimspiele gewonnen und in der Hinrunde überhaupt erst eine Partie vor heimischer Kulisse verloren.

Nach wie vor spielte mit Fürth nur eine Mannschaft, während 1860 ein wahres Fehlpassfestival feierte und nie zu der Souveränität fand, die man von einem selbsternannten Aufstiegsaspiranten eigentlich hätte erwarten müssen.

Als Fuchs in der 57. Minute nach einem Alleingang das 3:0 glückte, hatte 1860 München plötzlich doppelt so viele Gegentore in seinen Heimspielen zu Buche stehen wie zuvor in insgesamt acht Partien. Die eingewechselten Olivier Caillas (für Kucukovic) sowie Reisinger (für Fuchs) hätten das Spiel bei konsequenterer Chancenauswertung zu einem wahren Debakel für das Team von Walter Schachner werden lassen können. Doch auch so spiegelt das Ergebnis die Überlegenheit der SpVgg Greuther Fürth in allen Punkten eindrucksvoll genug wider.

München: Hofmann - Ghvinianidze (46. Burkhard), Hoffmann, Berhalter, Schäfer - Johnson, Baier, Schwarz (46. L. Bender), Milchraum - Vucicevic, di Salvo (60. Wolff) / Fürth: Loboué - Felgenhauer, Kleine, Mauersberger, Achenbach - Adlung, Andreasen (83. Lanig), Judt, Fuchs (68. Reisinger) - Timm, Kucukovic (68. Caillas) / SR: Kinhöfer (Herne) / Tore: 0:1 Adlung (17.), 0:2 Timm (30.), 0:3 Fuchs (57.) / Zuschauer: 30 200 / Gelbe Karten: Hoffmann, Hofmann (3), Schwarz (2), L. Bender - Kleine (3), Timm (3).

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