Regel-Revolution?

UEFA mit gravierender Änderung zur EM: Mecker-Verbot soll Rudelbildung verhindern

27.5.2024, 14:02 Uhr
Roberto Rosetti, Chef der Schiedsrichter-Kommission der UEFA, hat einen offenen Brief verfasst und neue Regeln zur EM vorgestellt.

© Salvatore Di Nolfi/dpa Roberto Rosetti, Chef der Schiedsrichter-Kommission der UEFA, hat einen offenen Brief verfasst und neue Regeln zur EM vorgestellt.

Wenige Wochen vor dem Turnierstart kündigt die Europäische Fußball-Union (UEFA) eine gravierende Regel-Änderung an. Der UEFA-Geschäftsführer für Schiedsrichter, Roberto Rosetti, hat im Vorfeld der EURO 2024 einen offenen Brief geschrieben, den der Verband auf seiner Homepage veröffentlichte. Demnach wolle man Rudelbildungen nach umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen konsequent unterbinden. Im Zentrum: die Schiedsrichter.

"Eine Entscheidung zu begründen, wenn 22 Spieler auf einen einreden, ist ein Ding der Unmöglichkeit", schreibt der italienische Refereeboss. Und weiter: "Eine Erklärung ist unter diesen Umständen unmöglich und das Spiel kann rasch aus den Fugen geraten, was dem Ansehen des Fußballs schadet." Der Schiedsrichter treffe zwischen 200 und 250 Entscheidungen pro Spiel – also eine alle 22 Sekunden.

Kapitän als Bindeglied

Künftig sollen deshalb nur noch die Kapitäne der jeweiligen Teams den Schiedsrichter zu strittigen Szenen ansprechen dürfen. Die Kapitäne seien zudem "dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler den Schiedsrichter respektieren, Abstand halten und ihn nicht bedrängen." Jeder Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Schiedsrichter reklamiert und/oder sich respektlos verhält, werde verwarnt, heißt es weiter.

Falls es sich - wie im Fall von Manuel Neuer - beim Kapitän um den Torwart handelt, "muss ein Feldspieler benannt werden, der als Ansprechpartner fungieren kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine umstrittene Szene ereignet". Im Gegenzug sollen die Schiedsrichter ihre Entscheidungen häufiger den Mannschaften gegenüber begründen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen, so Rosetti. Auf diese Weise könne eine bedeutende Vertrauensbasis zu den Spielern geschaffen und die für moderne Schiedsrichter erforderliche Führungsqualität gezeigt werden.

Mehr Kommunikation und Transparenz

So sollen die Referees unter anderem die Informationen des Video-Assistenten mit den Kapitänen und Trainern im Detail teilen, damit diese die Entscheidungen besser nachvollziehen können. Um alle EM-Teilnehmer auf die Neuerungen vorzubereiten, sollen die 24 Teams vor Turnierstart von einem Mitglied des UEFA-Expertenteams und einem Turnierschiedsrichter umfassend informiert werden. Sowohl Trainer als auch Spieler begrüßen und unterstützen den neuen Ansatz ausdrücklich als gemeinsames Ziel zum Wohle des Fußballs, heißt es zudem.

Die UEFA packt mit ihrem Vorstoß eine lange vernachlässigte Thematik an. In anderen Sportarten wie beispielsweise Rugby sind Maßnahmen gegen Rudelbildung längst Usus und Schiedsrichter besonders geschützt. Bei den Fans kommt die neue Regel generell gut an. "Endlich. In andern Sportarten funktioniert es ohne Probleme, also warum nicht auch im Fußball", kommentiert ein Follower auf der Instagram-Seite "fussballfc". "Viel Spaß an der Stelle mit dem Kartenhagel", schreibt ein anderer User kritisch.

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