Geis: Ein echter Fürther Junge als Derby-Held

22.4.2013, 06:59 Uhr
Geis: Ein echter Fürther Junge als Derby-Held

© Sportfoto Zink

Edgar Prib hatte „ein Déjà-vu“, er fühlte sich 16 Monate zurückversetzt. Damals war er auch nach dem Schlusspfiff in dieselbe Kurve des Nürnberger Stadions gesprintet, um mit enthusiastischen Fürther Zuschauern den Derby-Sieg zu feiern. Spieler wie Fans der Spielvereinigung hatten derartigen Jubel so lange vermissen müssen, dass eine Wiederholung kaum mehr möglich schien. Nun ist es doch wieder passiert. Umso mehr Frust schien von den Weiß-Grünen abzufallen. „Das ist auch für den Kopf gut“, sagte Prib mit unverkennbarer Genugtuung, „denn wir haben gesehen, dass wir es halt doch können.“ Er meinte: konkurrenzfähig Fußball spielen.

„Schöner Schuss“

Im Dezember 2011 war Prib der umjubelte Derby-Held gewesen, diesmal gebührte dieser Titel Johannes Geis. Als der 19-Jährige in der 27. Minute mit dem Ball am Fuß merkwürdig unbedrängt das Mittelfeld durchmaß, war klar, dass er gleich einen Distanzschuss abfeuern würde. Geis schießt eigentlich immer, wenn er die Mittellinie überschritten hat und ihn niemand daran hindert. Die Nürnberger hätten das wissen können, ja sogar wissen müssen. Aber sie machten den Weg frei. „Schöner Schuss, dagegen kann man nichts machen“, konstatierte Geis später süffisant lächelnd.

Manchmal, erklärte Frank Kramer unlängst, lasse er sich bei der Aufstellung einfach von seinem Gefühl leiten. Und zwar so sehr, dass er hinterher nach außen „gar nicht verargumentieren“ könne, warum er jetzt diesem Profi sein Vertrauen geschenkt habe und einem anderen nicht. Vor dem Frankenderby muss den Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth, das sehr starke Gefühl befallen haben, dass es an der Zeit war, wieder auf einen jungen Fußballer zu setzen; auf einen, der schon seit der B-Jugend im Verein ist und mithin keiner weiteren Instruktionen bedurfte, was die Rivalität zwischen Club und Kleeblatt anbelangt: Johannes Geis.

Der gedrungene Mittelfeldmann, der unter anderem wegen angeblicher Figurprobleme von Ex-Trainer Mike Büskens in der Hinrunde in die Reserve der Spielvereinigung verbannt worden war, bildete zusammen mit Edgar Prib und Felix Klaus in Nürnberg ein Trio aus Eigengewächsen des Tabellenletzten. Fürther Stallgeruch, gepaart mit der Quirligkeit des erst 19-jährigen Koreaners Jung-Bin Park, beides gebettet in die robuste Routine von Bernd Nehrig und Thomas Kleine — Kramers Umstellungen gegenüber dem peinlichen 1:6 gegen Borussia Dortmund zielten eindeutig weniger auf die taktische als auf die charakterliche Ausrichtung seiner Elf. Kramer nominierte nach seinem Derby-Gefühl.

Bereits Interimstrainer Ludwig Preis hatte Geis aus der Regionalliga zurück in die Bundesliga befördert. Geis agierte sofort unerschrocken stabil, als ob er nie weggewesen wäre. Ein Muskelfaserriss bremste seinen Tatendrang. Am Sonntag war er wieder reif für große Taten.

Gerade rechtzeitig zum großen Duell mit dem Erzrivalen. Erst kurz vor dem Anpfiff erfuhr er von seiner Nominierung für das Derby. „Der Trainer brauchte mir nicht viel zu sagen, ich bin ein Fürther Junge.“ Als solcher bestritt er bereits in der Jugend etliche Derbys „mit richtig Feuer drin“. Geis hat noch nie gegen den Club verloren.

Und tatsächlich: In diesen 90 Minuten wirkten die in der Tabelle so abgeschlagenen Gäste nicht wie ein designierter Absteiger, wie das bemitleidenswerte Kanonenfutter der Fußball-Bundesliga. Leidenschaft, Laufbereitschaft — all das, was vor nur einer Woche noch so schmerzlich vermisst worden war, war plötzlich wieder da. Im Nachhinein erwies es sich zumindest nicht als Nachteil, dass der bei Kramer in den vergangenen Wochen stets gesetzte Sercan Sararer mit einer Leistenverletzung ausgefallen war.

Träumerei vom Nicht-Abstieg

Offensichtlich bis unter den blonden Haarschopf voll mit Glücksgefühl gönnte sich der Schütze des entscheidenden Treffers in Sachen Klassenerhalt noch eine steile These: „Vielleicht ist da theoretisch doch noch was zu machen.“ Bei aller Freude, zu solcher Träumerei war Trainer Frank Kramer dann doch nicht zumute. „Es gibt keinen Anlass, mit erhobenen Armen durch Fürth zu laufen“, sagte der Fürther Trainer.

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