Glanzleistung und eine perfekte Aufstellung

10.10.2010, 18:26 Uhr
Glanzleistung und eine perfekte Aufstellung

© Patrick Icks

Das Ergebnis kommt einer kleinen Sensation gleich an diesem Ringerwochenende – Aufsteiger schlägt einen der Mitfavoriten um die deutsche Meisterschaft! Dass sich die Oberbayern auch noch Gesänge wie „Ihr seid nur ein Punktelieferant“ anhören mussten, war natürlich stark übertrieben, wird den Traditionsklub aber hart getroffen haben.

Die Johanniser indes, die sich mit ihrem Husarenstreich Platz vier in der Bundesliga Ost zurückeroberten, werden nun erst recht der 15:25-Niederlage in Hof nachtrauern. Wie die „Grizzlys“, vor wenigen Jahren ihrerseits noch Punktelieferant gegen Teams vom Kaliber Hallbergmoos, ihre Zähne zeigen können, das bewiesen sie am Samstagabend am Zeisigweg vor 500 begeisterten Zuschauern mit einer Staffel, die gegenüber Hof auf vier Positionen verändert war.

Die vielleicht entscheidende Änderung: Den Ausländerplatz nahm diesmal nicht der Serbe Aleksandar Maksimovic ein, sondern der Kubaner Yoel Palacio Romero, dessen vier Punkte gegen den Ungarn Daniel Bona am Ende Gold wert waren. Neu in der Staffel waren zudem die beiden Dürmeier-Brüder und Klopf, für Mario Besold (verletzt), Marco Greifelt und Florian Lederer.

Glanzleistung und eine perfekte Aufstellung

© Patrick Icks

Den Sieg perfekt machte im vorletzten Duell Florian Dörfler mit einem 3:1 über seinen Freund und Trainingspartner in Hallbergmoos, Ergün Aydin, dem der SV-Neuzugang die erste Saisonniederlage beibrachte. Damit stand es 19:14, „07“ war nicht mehr einzuholen, und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Dörfler habe es wieder einmal herausgerissen, lobte Freistiltrainer Andreas Buchhorn, der zusammen mit Betreuer Florian Böhm (keiner wedelt den Ringern in der Pause so enthusiastisch Luft zu wie er) den auf einer Klassenfahrt weilenden Chefcoach Bernhard Rieger vertrat: „Aber erst mussten die anderen den Weg dafür bereiten.“

Den bereitete als Erster Tim Schleicher, der Freistilspezialist, der im griechisch-römischen Stil Christopher Geiger mit perfektem Schlussangriff noch 3:2 niederrang – und den Sieg anschließend seinem Papa Matthias zum Geburtstag widmete. Vor zwei Jahren war der „Timmi“ dem Kontrahenten noch klar unterlegen gewesen.

Die Aufholjagd nach schnellem 0:7-Rückstand (Fabian Schmitt und Lajos Virag hielten sich tapfer) setzten danach Romero und Marco Dürmeier fort, so dass Johannis bereits zur Pause mit 10:9 in Front lag. Den Weg auf der Siegerstraße beschritten weiterhin Andras Horvath und Sven Dürmeier, womit die Führung auf 16:10 ausgebaut wurde, ehe, wie bereits geschildert, Dörfler den Deckel draufmachte; nicht zu vergessen Christoph Pscherer, der gegen den Bulgaren Soslan Gattsiev nur ein 0:3 zuließ. „Wir können im Gegensatz zu manch anderem Klub auch aus der zweiten Reihe gute Leute bringen“, sprach Abteilungsleiter Guido Fischer in Richtung der Dürmeier-Zwillinge und traf damit genau den Punkt. „Ich bin sehr zufrieden mit der Einstellung und dem Kampfeswillen jedes Einzelnen“, ergänzte Buchhorn. Diese Tugenden waren am Samstag in der Tat nicht mehr zu überbieten.

Reichlich „angefressen“ wirkte hingegen Gästetrainer Mahmoud Karimi, der seinem Ex-Klub zwar eine „sehr gute Leistung“ bescheinigte, aber mit seinen Leuten hart ins Gericht ging: „Ausschlaggebend war das Unvermögen einiger von uns, die es nicht geschafft haben, ihren Gegner, der schon klinisch tot war, zu besiegen.“

Die „07er“ aber sollten auch für den Vorrundenabschluss in Lichtenfels die richtige Formation finden. In den Prognosen für Hallbergmoos hatten sie freilich schon goldrichtig gelegen: „ Der Sportliche Leiter Fred Pscherer hatte auf ein 19:19 getippt und ich auf ein 19:18“, strahlte Mannschaftsführer Uwe Müller. Als er das sagte, ging in der Kabine das „Humba, humba, tätärä“ noch eine Weile weiter.

Kampfverlauf, bis 55 kg (Fr.): Dukov (H) 3:0-PS (3:0, 6:0, 3:0) über Schmitt (J) – Stand: 0:4; bis 120 kg (gr.): Ezerskis (H) 3:0-PS (1:0, 1:0, 2:0) über Virag (J) – Stand: 0:7; bis 60kg (gr.): T. Schleicher (J) 3:2-PS (3:0, 1:0, 0:1, 0:1, 4:0) über Geiger (H) – Stand: 3:9; bis 96kg (Fr.): Romero (J) 4:0-TüPS (3:0, 5:0, 4:0) über Bona (H) – Stand: 7:9; bis 66 kg (Fr.): M. Dürmeier (J) 3:0-PS (3:0, 3:2, 6:0) über Fritsch (H) – Stand: 10:9; bis 84 kg (gr.): Horvath (J) 3:0-PS (2:0, 2:0, 1:0) über Nuding (H) – Stand: 13:9; bis 66 kg (gr.): S. Dürmeier (J) 3:1-PS (1:0, 0:1, 1:0, 1:0) über Prill (H) – Stand: 16:10; bis 84 kg (Fr.): Gattsiev (H) 3:0-PS (2:0, 2:1, 3:0) über C. Pscherer (J) – Stand: 16:13; bis 74 kg (Fr.): Dörfler (J) 3:1-PS (1:0, 0:1, 2:0, 1:0) über Aydin (H) – Stand: 19:14; bis 74 kg (gr.): Kazakevic (H) 4:0-TüPS (6:0, 6:0, 6:0) über Klopf (J) – Endstand: 19:18 / Kampfrichter: Schneider (Lauffen/Württemberg) / Zuschauer: 500.

Bundesliga Ost: SV Johannis 07 – SV Hallbergmoos 19:18, Wacker Burghausen – RV Thalheim 30:9, Germania Markneukirchen – AC Lichtenfels 17:20, 1.Luckenwalder SC – ASV Hof 27:10, RSV Frankfurt/Oder-Eisenhüttenstadt – SV Luftfahrt Berlin 24:11.

1. Wacker Burghausen 206:96 16:0
2. 1.Luckenwalder SC 201:95 14:2
3. SV Hallbergmoos 195:107 12:4
4. SV Johannis 07 139:154 10:6
5. AC Lichtenfels 145:145 9:7
6. ASV Hof 128:158 8:8
7. RSV Frankfurt/O.-Eisenh.1 29:167 4:12
8. SV Luftfahrt Berlin 104:185 3:13
9. RV Thalheim 123:184 2:14
10. Germania Markneukirchen 109:188 2:14