Gut, besser, Wainright! Der Falcons-Schlüssel zum Halbfinale

12.4.2019, 15:40 Uhr
1,96 Meter groß, 118 Kilogramm schwer und trotzdem lange Zeit übersehen: Für die Nürnberg Falcons ist Ishmail Wainright ein wichtiger Spieler auf dem Parkett.

© Sportfoto Zink / ThHa 1,96 Meter groß, 118 Kilogramm schwer und trotzdem lange Zeit übersehen: Für die Nürnberg Falcons ist Ishmail Wainright ein wichtiger Spieler auf dem Parkett.

Ishmail Wainright ist ein sehr gläubiger Mensch, er ist ein liebevoller Familienvater und er kann selbst in schwierigen Momenten ein Lächeln anknipsen wie andere das Licht im Wohnzimmer. Am Mittwoch in Trier stellte dann aber auch der Motor von Nürnbergs Zweitliga-Basketballern mal kurzzeitig seinen auf Nächstenliebe basierenden Lebensentwurf infrage. In der zwölften Minute hatte sein Gegenspieler Johannes Joos versucht, nach ihm zu treten, also fragte Wainright höflich nach, welche Sportart Joos ausübt.

Ishmail Carzell Wainright wollte nicht immer Basketballprofi werden. Vergangenes Jahr versuchte er sich als Footballspieler. Treten ist allerdings auch dort nicht erlaubt. Am College war Wainright in beiden Disziplinen zuhause, weil er sowohl über ein breites Kreuz als auch über die nötige Leichtfüßigkeit verfügt. Nachdem ihm das NFL-Team der Buffalo Bills nach einem Probetraining absagte, entschied er sich im Sommer 2018 wieder für den Basketball.

Stark gegen Trier

Dass das nicht die schlechteste Entscheidung war, durfte der 24 Jahre alte US-Amerikaner auch im zweiten Spiel der Viertelfinalserie gegen die Gladiators Trier beweisen. Im ersten hatte er mit 20 Punkten maßgeblich zum deutlichen Nürnberger Sieg beigetragen, diesmal steuerte er acht Punkte, acht Rebounds, vier Korbvorlagen und vier Ballgewinne zum 84:72-Erfolg bei.

Für die Falcons war es der zwölfte Sieg in Folge. Gelingt es ihnen heute im Heimspiel im Eventpalast am Flughafen (19.30 Uhr), die Serie zu verlängern, würden sie vorzeitig ins Playoff-Halbfinale einziehen, die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte scheint einfach weiterzugehen. "Mit welcher Souveränität wir auftreten, ist erstaunlich", sagt Trainer Ralph Junge dazu.

Wo auch immer Gott ihn haben will

Ein solchen Lauf hatte er seiner in der Liga weitgehend unerfahrenen Mannschaft noch Anfang des Jahres selbst nicht zugetraut. Der Nürnberger Aufschwung begründet sich vor allem durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Am Mittwoch erzielten drei Spieler jeweils 14 Punkte (Schröder, Parker, Kent), zwei weitere (Oehle und Pongo) trafen zweistellig. Die Gäste ließen vor 3369 Zuschauern in der Arena Trier den Ball besser laufen, sie leisteten sich weniger Abspielfehler und schnappten sich nach Fehlwürfen vor allem mehr Abpraller vom Ring.

Ishmail Wainright gelingt es trotzdem, sich noch ein wenig abzuheben. Weil er vor allem die kleinen Dinge richtig macht, in Zahlen lassen sich seine starken Leistungen seit Dezember nur bedingt auszudrücken. Nachdem sein Traum von der Football-Karriere geplatzt war, stand er bereits am nächsten Tag in der Trainingshalle, um an Masse zu verlieren und an seinem Wurf zu arbeiten.

Zukunft bei den Falcons? 

Viermal am Tag, so erzählte er es einmal im Interview mit dieser Zeitung, habe er sich gequält, um wieder in Form zu kommen. "Ich habe hart dafür gekämpft, nun auf dieser Bühne zu stehen und es im besten Fall auf eine noch größere Bühne zu schaffen", sagte er.

Dass er es demnächst auf eine noch größere Bühne schafft, davon ist auszugehen. "Die anderen haben ihn offenbar übersehen", sagt sein Trainer dazu, warum im Sommer nicht deutlich finanzkräftigere Vereine Wainright verpflichtet haben. In der Vergangenheit hat Junge auch bei Braydon Hobbs (jetzt FC Bayern München) oder Josh Young (Rasta Vechta) bewiesen, dass er ein Gespür hat für Spieler, die andere übersehen.

Nach dieser Saison wird das nicht noch einmal passieren. Wo er sich in der Zukunft sieht? "Wo auch immer Gott mich haben will", hat der Pastoren-Sohn Ishmail Wainright vor wenigen Wochen gesagt und dabei gelächelt.

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