Handball in Erlangen

Endlich wieder eklig! Wie der HCE ins Pokal-Viertelfinale eingezogen ist

14.12.2021, 23:22 Uhr
Eine Humba zum Abschluss der Zeitreise: Christopher Bissel und die treuesten Fans sitzen ein letztes Mal am Dienstagabend in der Hiersemann-Halle.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Eine Humba zum Abschluss der Zeitreise: Christopher Bissel und die treuesten Fans sitzen ein letztes Mal am Dienstagabend in der Hiersemann-Halle.

Um 21.47 Uhr war dann auch die obligatorische Siegerpizza am Ziel angekommen. In der Umkleidekabine 8 der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle haben sich Erlangens beste Handballer vor fast einem Jahrzehnt auf eine besondere Mission eingeschworen, vor sieben Jahren haben sie sich hier vor ihrem ersten Bundesligaspiel umgezogen, seitdem sind sie nur noch zum Training oder zu Testspielen zurückgekommen. Am Dienstagabend feierte der aktuelle Jahrgang hier den zweiten Pokalviertelfinal-Einzug der Vereinsgeschichte.

Um wenigstens ein paar Hundert Zuschauer im Rücken zu wissen, nahm der HC Erlangen im Achtelfinale seine Fans mit auf eine Zeitreise: Holzbänke statt Sitzschalen, Anzeigetafel statt Videowürfel, Biergarnituren statt moderner VIP-Bereich, Hiersemann-Halle statt Arena Nürnberger Versicherung. "Sie sind auch kleinere Hallen und kleinere Kabinen gewöhnt", antwortete Christopher Bissel vor der Partie auf die Frage, ob sich der Gegner, die favorisierte HSG Wetzlar, möglicherweise von den Umständen einschüchtern lassen könnte: "Ich befürchte, dass wir sie damit nicht beeindrucken können."

"Direkt mal einen verhaftet"

Das Erlanger Eigengewächs, das schon so viele Spiele in der Dreifachturnhalle absolviert hat, sollte recht behalten. Die krachende 19:31 (9:12)-Niederlage der Handballspielgemeinschaft aus Wetzlar war nicht auf die kleinen Kabinen zurückzuführen, sondern darauf, dass sich der Handball Club aus Erlangen von Beginn an mit großer Leidenschaft in die Zweikämpfe schmiss und mit voranschreitender Spieldauer die 425 Zuschauer mitriss.

"Ohne die Stimmung schmälern zu wollen", sagte Bissel, kurz bevor die Pizza in der Kabine eintraf, "es lag vor allem daran, dass wir von der ersten Sekunde an ganz anders auftreten sind." Anders als gegen den selben Gegner vor zwei Wochen in der Liga, vor allem anders als zuletzt gegen Göppingen, als dem HCE die Energie völlig abhanden gekommen zu sein schien.

Hatte es zu Beginn der Saison noch so gar keinen Spaß gemacht, gegen die Mannschaft von Michael Haaß spielen zu müssen, war sie in den vergangenen Wochen zu einem relativ dankbaren Gegner geworden. Am Dienstag waren die Erlanger endlich wieder: aggressiv, zupackend, zuweilen richtig eklig. Wann er das Gefühl hatte, dass diesmal alles anders, alles besser werden könnte? "Eigentlich von Beginn an, als Petter direkt mal einen verhaftet hat", sagt Bissel und grinst. Der scheidende Abwehrchef Petter, Nachname Overby, ging voran, später verwickelte Johannes Sellin mit Lenny Rubin den derzeit drittbesten Torschützen der Liga in Wortgefechte. Auch deshalb kam dieser nur auf zwei magere Törchen.

Wer wartet im Viertelfinale?

Überhaupt trug diesmal jeder beim HCE seinen Teil bei. Der zuletzt so blasse Sebastian Firnhaber strahlte vorne wie hinten wieder Autorität aus, Steffen Fäth lenkte klug das Offensivspiel, Martin Ziemer entschärfte beste Möglichkeiten der Gäste. Irgendwann, so beschrieb es Haaß, als sich seine Spieler im Umkleideraum 8 zur Pizza auch ein Bier gönnten, "kam ein Gefühl der Unbesiegbarkeit auf"; ein Gefühl, das sie so schon länger nicht mehr gespürt hatten.

In der Runde zuvor hatte Erlangen das Topteam aus Flensburg besiegt, nun den Tabellenfünften Wetzlar, der Traum vom Final Four in Hamburg lebt. "Natürlich ist es schön, dass wir im Viertelfinale stehen", sagte Sellin und zog es vor, den Moment zu genießen: "Ich weiß nicht einmal, wann die Auslosung ist." Für ihn und alle anderen, die es mit dem HCE halten: Am Freitag um 11 Uhr findet die Ziehung statt, ausgetragen werden die Viertelfinal-Partien am 5. und 6. Februar.

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