Selbstkritik beim HCE

"Ganz schwarzer Tag": In Erlangen wirkt das Stuttgart-Debakel nach

26.11.2021, 16:30 Uhr
Phasenweise sprachlos: Trainer Michael Haaß während der Partie gegen Stuttgart.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Phasenweise sprachlos: Trainer Michael Haaß während der Partie gegen Stuttgart.

Die Ansprache in der Kabine gestaltete Michael Haaß nach dem 27:32 gegen den TVB Stuttgart äußerst kurz, allerdings hält der Trainer des HC Erlangen das nach Niederlagen meistens so. Er, der vor zwei Jahren selbst noch auf dem Feld stand, weiß, dass die Worte des Vorgesetzten in solchen Momenten bei den Spielern meistens nicht einmal die die Hörschnecke im Innenohr erreichen. "Sie haben jetzt ihre eigenen Probleme", sagte Haaß am Donnerstagabend, "aber wir werden das Spiel natürlich ganz genau analysieren. Das müssen sie sich angucken, wie wir da aufgelaufen sind."

Bereits am Freitagmorgen war es soweit: Haaß bat seine Handballer zum Videostudium, es dürfte für beide Seiten einer der unangenehmsten Termine gewesen sein, seitdem er in Erlangen Cheftrainer ist; nicht die Niederlage an sich, nicht die verpasste Chance, endlich vier Spiele in Folge ungeschlagen zu bleiben, ärgerten ihn, sondern die Art und Weise, wie dieser schwächste Auftritt in seiner Amtszeit zu Stande gekommen war.

"Zu statisch, zu einfallslos" kritisiert Haaß

Bereits nach fünf Minuten und beim Stand von 0:4 hatte er am Donnerstag die grüne Auszeitkarte auf den Kampfrichtertisch gelegt. "Wobei das fast schon zu spät war", bemerkte Haaß 55 Minuten später.

In der Deckung fehlte das Feuer, im Angriff die Ideen. Torhüter Martin Ziemer, sonst ein sehr verlässlicher Ersatz für Klemen Ferlin, bekam lange Zeit keinen Zugriff, Patrik Leban und später auch der junge Tarek Marschall konnten ihre Chance nicht nutzen, dass sie statt Nico Büdel als Spielmacher auf die Platte durften. "Unser Angriffsspiel war in der ersten Halbzeit nicht vorhanden", ärgerte sich Haaß: "Das war zu statisch, zu einfallslos, das hat mir überhaupt nicht gefallen."

0:6, 3:9, zwischendurch immerhin mal 12:14 und 18:21, am Ende aber eben 27:32 – dieses Heimspiel vor 1589 Zuschauern, die rechtzeitig einen Corona-Test absolviert hatten, las sich wie ein Horrorfilm. Und vor allem wie ein Rückfall in bereits überwunden geglaubte Zeiten.

Alonso will alles "kritisch hinterfragen"

Auch vergangene Saison hatte sich der HCE vor allem gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller immer wieder einmal schwergetan, diesmal passierte ihnen das gegen den Turnverein Bittenfeld, der sich vor der Partie als Tabellenvorletzter getarnt hatte. Der Verdacht liegt nahe, das der ein oder andere die Körperspannung verliert, wenn er die Tabelle studiert.

"Diese Rückschritte kennen wir schon, aber wir müssen jetzt endlich daraus lernen", forderte Haaß, Sportdirektor Raúl Alonso sagte: "Die Tatsache, dass es nicht zum ersten Mal passiert, bringt uns natürlich zum Nachdenken." Man werde sich nun "kritisch hinterfragen" und dadurch hoffentlich "stärker werden". "Heute aber", sagte Alonso zum Abschluss, "war ein ganz schwarzer Tag."

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