HCE-Keeper Ferlin: "Der einfachste Job der Welt"

14.10.2020, 08:36 Uhr
HCE-Keeper Ferlin:

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo

Das Spiel, sagte Michael Haaß vor seiner ersten Trainingseinheit als Cheftrainer, habe er verstanden. Torhüter aber, fuhr er mit einem Grinsen im Gesicht fort, die werde er wohl nie verstehen; warum sich einer Bälle mit über 110 Kilometer pro Stunde um die Ohren oder auch mal zwischen die Ohren werfen lässt. Damit ist Haaß nicht allein, vermutlich nicht einmal in der Handball-Welt.

Klemen Ferlin muss lachen, als er von der Aussage seines Trainers hört. "Ja, vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein, um sich beim Handball ins Tor zu stellen", sagt er. Als Kind wollte er eigentlich auch nie zwischen die Pfosten, aber dann wies ihm sein Jugendtrainer diese Aufgabe zu, Ferlin bekam sein eigenes Trikot und merkte schnell, wie viel Spaß es machen kann, die Feldspieler mit seinen Paraden zu frustrieren. "Eigentlich", sagt er, "ist es der einfachste Job der Welt."

Ein bisschen verrückt

Der 31 Jahre alte Slowene ist einer von gleich drei neuen Torhütern beim HC Erlangen. Zusammen mit Martin Ziemer, 37, bildet er ein erfahrenes Duo, der junge Janis Boieck, 22, muss sich vorerst in der zweiten Mannschaft beweisen.

Ein bisschen verrückt wirkte das zunächst auch, da der HCE mit Publikumsliebling Nikolas Katsigiannis und Bundesliga-Rekordspieler Carsten Lichtlein vergangene Saison auch nicht ganz so schlecht aufgestellt zu sein schien. In den Augen der Verantwortlichen aber offenbar noch nicht gut genug. Um Ferlin vom Champions-League-Klub Celje loszueisen, reisten der damalige Sportliche Leiter Kevin Schmidt und Geschäftsführer René Selke sogar extra über Nacht nach Slowenien.

Katsigiannis wechselt nach Mannheim

Dass das nicht die schlechteste Idee war, durfte der junge Vater Ferlin am Sonntag gegen Melsungen beweisen. In Kiel und beim Bergischen HC waren Ziemer und er noch relativ blass geblieben. Die neuen Torhüter und die Abwehr schienen noch nicht wirklich zu harmonieren – und der ein oder andere Fan dürfte die spektakulären Momente von Katsigiannis, der am Dienstag einen Vertrag bei den Rhein-Neckar Löwen unterzeichnete, vermisst haben.

„Wir müssen unsere Gegentore reduzieren“, forderte Haaß nach den beiden Niederlagen zum Auftakt – am Sonntag, in der Nürnberger Arena, lieferte seine Mannschaft. Und lieferte vor allem der ausgezeichnet aufgelegte Ferlin, der mit einigen außergewöhnlichen Verrenkungen kurz vor der Halbzeitpause den Ton setzte und die Basis für den 31:21-Erfolg legte. „Was er da heute abzieht, ist schon krass“, lobte Haaß hinterher seinen Schlussmann.

"Können jedes Spiel in der Arena gewinnen"

„Das war sehr wichtig für unser Selbstbewusstsein“, sagt wiederum Ferlin und ignoriert das als Frage getarnte Kompliment für seine Leistung. Er lobt lieber die Abwehr im Allgemeinen und hofft, dass das erst der Anfang war: „Wir haben gesehen, wozu wir in der Lage sind und dass wir jedes Spiel in unserer Arena gewinnen können.“ Vor allem, wenn er die Spieler des Gegner frustriert zurücklässt.

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