Heimpleite! Duisburg beendet die Nürnberger Erfolgsserie

10.4.2016, 15:22 Uhr
Enttäuschung pur: Dave Bulthuis ärgert sich darüber, dass seine Mannschaft nicht durchkommt. Am Ende sieht er Rot.

© Sportfoto Zink / WoZi Enttäuschung pur: Dave Bulthuis ärgert sich darüber, dass seine Mannschaft nicht durchkommt. Am Ende sieht er Rot.

Wenn die einzige Mannschaft in der Zweiten Liga ohne Heimniederlage die bis dato einzige Mannschaft ohne Auswärtssieg empfängt, ist die Frage nach dem Favoriten relativ schnell beantwortet. Selbst Rene Weiler redete unter der Woche gar nicht erst um den heißen Brei herum. Dieses Spiel, meinte Weiler, "müssen wir gewinnen". Solche Ankündigungen sind eher untypisch für den bescheidenen Trainer des 1. FC Nürnberg. Vor dem Heimspiel des Tabellendritten gegen den -letzten ließ er sich trotzdem zu einem verhältnismäßig kühnen Spruch hinreißen.

Die Gäste werden sich ihren Teil gedacht haben. Zusätzlichen Rückwind hatten den Zebras die Ergebnisse vom Freitagabend verliehen, als die direkte Konkurrenz aus Paderborn und München erneut gepatzt hatte. Mit einem Sieg wäre der Relegationsplatz plötzlich nur noch drei Punkte entfernt gewesen. Entsprechend motiviert traten die Duisburger auch auf vor 40.169 Zuschauern im Frankenstadion – und durften sich hinterher über ihren Premierenerfolg freuen.

Nach 90 Minuten hatte der MSV wirklich mit 2:1 (1:0) gewonnen, nicht unverdient sogar, weil der Club einfach nicht zu seinem Spiel fand – und sich auch noch schlimme Patzer leistete. Kevin Wolze (35.) und Steffen Bohl (60.) trafen für Duisburg, Tim Leibold konnte nur noch verkürzen (62.).

Bereits in der ersten Viertelstunde gestikulierte Rene Weiler ein paar Mal wild an der Seitenlinie. Früh am Nachmittag schien er zu merken, dass die Aufgabe schwerer werden würde als vielleicht von einigen seiner Profis und auch von ihm gedacht. Dass der Club viel Geduld aufbringen musste, zeichnete sich schnell ab; Duisburg verteidigte geschickt und schaltete nach Ballgewinnen auch schnell in den Offensivmodus um. Der dicht gestaffelte, überwiegend kopfballstarke Defensivverbund hatte vor allem in der ersten Halbzeit wenig Mühe mit den häufig über die Außenpositionen vorgetragenen Angriffen der Nürnberger. Im Zentrum gab es für die Heimelf nicht viel zu bestellen.

Ein Kopfball von Dave Bulthuis (23.), der allerdings zu wenig Druck hinter die Kugel brachte, zählte bereits zu den besseren Möglichkeiten. Die beste bot sich wenig später Niclas Füllkrug nach einem beherzten Solo; seinen Flachschuss wehrte MSV-Torwart Michael Ratajczak mit dem Fuß ab.

Nicht unverdiente Gäste-Führung

In der 35. Minute stand es plötzlich 0:1 – weil Bulthuis nicht entscheidend klären konnte. Kevin Wolze, der zuvor schon mit einem abgefälschten Versuch aus ungefähr 20 Meter für Unruhe gesorgt hatte, traf von der Strafraumgrenze, wieder hatte ein Nürnberger Verteidiger die Flugbahn mit einem Rettungsversuch noch zum Nachteil von Patrick Rakovsky beeinflusst. Nicht unverdient führte der Letzte beim Dritten, dessen Serie von 18 Partien ohne Niederlage unerwartet zu enden drohte.

Dass der SC Freiburg zeitgleich gegen St. Pauli nicht viel anbrennen ließ, schien nicht viele Besucher zu interessieren. Ohne einen eigenen Sieg sind die Ergebnisse der anderen eher zweitrangig, das dürfte Rene Weiler seinem Team auch in der Halbzeit erzählt haben. Dennoch bot sich Duisburg in der 52. Minute die Möglichkeit zur Vorentscheidung, als Giorgi Chanturia, wunderbar bedient von Kingsley Onuegbu, aus wenigen Metern an Rakovsky scheiterte.

Der Club hingegen tat sich weiter schwer, Chancen zu kreieren; Burgstaller versuchte es mit einem Schlenzer, sein Trainer mit der Hereinnahme von Danny Blum für Sepsi. Den nächsten Treffer erzielte aber der MSV: Nach einem schlecht abgewehrten Eckstoß musste Rechtsverteidiger Steffen Bohl nur noch abstauben.

Leibold und Bulthuis fliegen

Weil Tim Leibold, der kurz vor Schluss noch mit Gelb-Rot vom Platz musste, mit einem verdeckten Verzweiflungsschuss von der Strafraumgrenze umgehend auf 1:2 verkürzte (62.), blieb der 1. FC Nürnberg zumindest dran und hätte vier Minuten später sogar ausgleichen müssen, Füllkrug traf nach dynamischem Vorstoß von Behrens allerdings nur den Außenpfosten. Die Gastgeber drückten nun, Blums flache Hereingabe strich knapp am hinteren Pfosten vorbei, die meisten Vorstöße wirkten aber wenig durchdacht.

Hajri musste noch vor dem einschussbereiten Füllkrug retten, ansonsten hatte der MSV aber kaum noch kritische Situationen zu überstehen, Ratajczak parierte in der 90. Minute noch prächtig gegen Behrens. Weil sich Dave Bulthuis in der Nachspielzeit nicht im Griff hatte, sah er die Rote Karte. Und schon war sie perfekt, die erste Club-Niederlage seit Oktober.

Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen.

1. FC Nürnberg: Rakovsky - Brecko, Margreitter (81. Hovland), Bulthuis, Sepsi (56. Blum) - Behrens, Petrak (65. Möhwald) - Kerk, Leibold - Füllkrug, Burgstaller

MSV Duisburg: Ratajczak - Bohl, Meißner, Bajic (46. Hajri), Poggenberg - Özbek, Holland - Chanturia, Wolze - Obinna (77. Albutat), Onuegbu (83. Janjic)

Tore: 0:1 Wolze (35.), 0:2 Bohl (60.), 1:2 Leibold (62.) | Gelbe Karten: Margreitter, Möhwald - Bajic, Poggenborg, Albutat | Gelb-Rote Karte: Leibold | Rote Karte: Bulthuis | Schiedsrichter: Storks (Velen) | Zuschauer: 40.169.

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