Helm, Yoga, CSR: Der Club bringt sich in die Gesellschaft ein

23.1.2020, 14:43 Uhr
Helm, Yoga, CSR: Der Club bringt sich in die Gesellschaft ein

© Foto: Stefan Hippel

Ser Club steigt auf. Aufs Rad. Heuer will der 1. FC Nürnberg mit seinen Fans in die Pedale treten. Gemeinsam mit der Fürther Firma Uvex plant der Verein die Aktion "Protecting Clubfans". Die Fans sollen im April beim Heimspiel gegen Bochum zum Stadion radeln - mit dem für den Club designten Helm auf dem Kopf. Die Anhänger sollen dabei mitentscheiden, wie der Kopfschutz aussehen wird, die Fußballprofis wiederum rühren die Werbetrommel, dass nur mit Fahrradhelm gefahren wird.

Nachhaltigkeit und Verantwortung: Der FCN ist dabei 

"Wir wollen die Region bewegen", sagt Katharina Fritsch. Der Verein will sich für urbane Mobilität starkmachen, für Nachhaltigkeit, Bewegung und Gesundheit. Fritsch leitet die Unternehmenskommunikation des 1. FC Nürnberg und die CSR-Abteilung – den Bereich Corporate Social Responsibility. Dabei geht es um verantwortliches unternehmerisches Handeln, also den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Für viele Firmen heißt das zum Beispiel, keine Geschäfte auf Kosten anderer zu machen. Für den 1. FC Nürnberg heißt das auch: sich einbringen in die Gesellschaft. Wie, hat der Verein in den vergangenen Jahren gezeigt, zum Beispiel beim Aufräumen und Umgestalten von Bolzplätzen in Nürnberg, womit der Club in diesem Jahr weitermachen will. Oder beim Training mit XXL-Fans: Für einen neuen Kurs sucht der Verein momentan weibliche Fans.

 

 

Ihren Kurs abgeschlossen haben dagegen die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken. Die Vertreter von 16 Vereinen sind jetzt CSR-Manager, wie Fritsch. Ihre Urkunde haben die Mitarbeiter des FC Schalke 04, von Werder Bremen, von Eintracht Frankfurt und von anderen Vereinen im Clubhaus des FCN überreicht bekommen. 

 

Für Niels Rossow sind die Teilnehmer des mehrwöchigen Kurses "die Zukunft des Fußballs". Der Kaufmännische Vorstand des 1. FC Nürnberg nimmt die gesellschaftliche Verantwortung von Fußballvereinen sehr ernst. Mit der "Community", wie Rossow all die nennt, die ein Verein bewegt, will er "gemeinsam Gutes tun". "Der Fußball kann das."

Yoga, JVA und mehr!  

Der Club macht es vor – und geht voran. Auch indem er beim Bau der Geschäftsstelle selbstkühlende Wände statt einer Klimaanlage installiert hat. Indem er im Clubhaus einen Yoga- und Lauftreff eingerichtet hat. Oder indem er seine Fußballtrainer in Schulklassen und in die Justizvollzugsanstalt schickt.

Längst ist CSR bei vielen Vereinen ein wichtiges Thema, wie die 170 Absolventen zeigen, die die IHK in 13 Lehrgängen geschult hat. Vor allem, "um den 1. FC Nürnberg weiter in Kontakt mit Vereinen aus der Ersten Liga zu halten", lacht Handelskammer-Präsident Dirk von Vopelius. Er sieht die Vereine als wirtschaftliche Unternehmen in der Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Nicht Teil der Lizenzierung - und der Aufstieg für den Club 

Wie viel die Vereine schon tun, weiß auch Stefan Kiefer. Er leitet die Stiftung der Deutschen Fußball-Liga, die sich vor allem für junge Menschen, Integration oder Gesundheit einsetzt – und zum Beispiel junge Sportler auf dem Weg zu den Olympischen oder Paralympischen Spielen fördert. Besonders stark ist die Bundesliga im sozialen Engagement. Vor vier Jahren habe eine Studie gezeigt, dass die Bundesliga in einem Jahr soziale Projekte mit 20 Millionen Euro unterstützt hat. "Verglichen mit anderen mittelständischen Firmen, ist das pro Verein das Dreifache."

Das gesellschaftliche Engagement ins Lizenzierungsverfahren aufzunehmen, hält Stefan Kiefer für falsch. "Die Vereine haben selbst erkannt, dass das nötig ist." Und jeder engagiert sich auf seine Weise. Martin Weijers, frischgebackener CSR-Manager des FC Schalke 04, hat mit Jugendlichen aus dem Schalker Nachwuchszentrum eine Stadtführung gemacht, um ihnen zur verdeutlichen, "wofür die Region steht". Borussia Dortmund will künftig noch mehr für ökologisches Bewusstsein werben. Und der Club? Geht radeln. Helm auf – und Hut ab. 

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