Hopp und die Ultras: Scheinheilige Funktionäre

28.3.2021, 13:45 Uhr
Die Kurven der Republik machen gegen die Kommerzialisierung des Fußballs mobil - und überschreiten dabei nach eigener Auskunft bewusst Grenzen, damit ihre Anliegen wahrgenommen werden.

© Bernd Thissen, dpa Die Kurven der Republik machen gegen die Kommerzialisierung des Fußballs mobil - und überschreiten dabei nach eigener Auskunft bewusst Grenzen, damit ihre Anliegen wahrgenommen werden.

Die Bayern-Führung wusste Bescheid, die TSG Hoffenheim ebenso, die Schiedsrichter waren vorgewarnt und sogar der Pay-TV-Kommentator durfte sich seine Worte für den Fall der Fälle zurecht legen. Ziemlich genau 13 Monate ist es her, da erlebte der deutsche Fußball ein vermeintliches Skandalspiel.

Damals durften noch Zuschauer in die Stadien strömen, 30.150 wurden in der PreZero-Arena zu Sinsheim Zeugen eines bizarren Schauspiels: Weil Anhänger des FC Bayern im Gästeblock ein Schmähplakat gegen Dietmar Hopp, Mäzen der TSG Hoffenheim, ausrollten, unterbrach der Schiedsrichter die Partie. Die TSG und die Bayern einigten sich auf einen Nichtangriffspakt, am Spielfeldrand griff Karl-Heinz Rummenigge symbolträchtig nach der Hand Hopps.

"Die hässliche Fratze des Fußballs"

Eine bemerkenswerte TV-Dokumentation des ZDF zeigt nun auf: Der spontane Schulterschluss war möglicherweise gar nicht so spontan, vielleicht sogar inszeniert. Die Protagonisten wussten, das in der Kurve Plakate entrollt werden sollten. Umso skurriler wirken nun nicht nur die im kollektiven Gedächtnis festgebrannten Bilder jenes 29. Februars, sondern auch die Aussagen und Handlungen, die folgten. "Die hässliche Fratze des Fußballs" habe Rummenigge gesehen, der vom DFB frisch beschlossene Drei-Stufen-Plan griff – obwohl er eigentlich für Rassismus und Diskriminierung angedacht war, nicht für Beleidigungen eines Milliardärs.

Die Dokumentation zeigt, wie komplex der Streit zwischen Hopp und den Ultra-Gruppierungen des Landes ist, dass beide Seiten darin Fehler machten. Und: Dass Fußball-Funktionäre scheinheilig sind.

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