Ice Tiger Weber: "Da konnte ich mich nicht zurückhalten"

12.3.2021, 18:06 Uhr
Wenn ein freundlicher und fairer Eishockeyspieler rot sieht: Marcus Weber auf dem Weg in die Kabine.

© Stefan Ritzinger/RS-Sportfoto via www.imago-images.de Wenn ein freundlicher und fairer Eishockeyspieler rot sieht: Marcus Weber auf dem Weg in die Kabine.

Marcus Weber war sauer. Auf dem Weg in die Kabine aber galt sein Zorn noch nicht einmal den Schiedsrichtern, sondern sich selbst. „Da konnte ich mich einfach nicht zurückhalten“, sagt er am Vormittag danach. „Aber ich habe ihn nicht richtig erwischt. So hat die Spieldauer dann gar nichts gebracht.“ Weber ist nicht als unfairer Spieler bekannt, schon gar nicht als Schlägertyp – „ihn“, also den Straubinger Mitchell Heard, aber hätte der Verteidiger der Nürnberg Ice Tigers doch gerne noch etwas länger bearbeitet.

Was war passiert, was hatte Weber so aufgebracht? Im Spiel der Ice Tigers in Straubing waren 22 Minuten gespielt, es stand 2:2, als Weber hinter das eigene Tor fuhr, um den Puck an der Bande aufzunehmen. Weber wusste natürlich, wo sich Mitspieler und Gegner befanden, aber als er sich für den Bruchteil einer Sekunde auf die Scheibe konzentrierte, sah er nicht, dass Heard ungebremst auf ihn zufuhr– dafür spürte er ihn, im Gesicht. Der Straubinger hätte den Puck mit dem Schläger wegstechen können, doch der Puck schien den Kanadier überhaupt nicht zu interessieren. Sein Check traf Weber am Kopf, im Fallen fielen ihm die Handschuhe von den Händen. Weber stand wieder auf, stürzte sich auf Heard, wurde von den Linienrichtern aber sofort wieder von dem Straubinger weggezogen.

Check aus totem Winkel

Das Fallenlassen der Handschuhe wird in dieser Corona-Spielzeit konsequent mit einer Spieldauerstrafe bestraft. Weber aber hatte die Handschuhe gar nicht fallenlassen, von der Wucht des Aufpralls wurden ihm die Handschuhe von den Händen gerissen. „Hätte ich sie mir wieder anziehen sollen, bevor ich auf ihn losgehe?“, fragte der 28 Jahre alte Nationalspieler am Tag danach. Natürlich meinte er das nicht ernst. Aber über die Ungerechtigkeit dieser Szene wird er wohl noch länger nachdenken müssen. Denn während er mit einer Spieldauerstrafe der Eisfläche verwiesen wurde, fuhr Heard grinsend zur Strafbank, um dort lediglich zwei Minuten abzusitzen.

Eskalation: Marcus Weber wird von den Linienrichtern daran gehindert, Mitchell Heard selbst zu bestrafen. 

Eskalation: Marcus Weber wird von den Linienrichtern daran gehindert, Mitchell Heard selbst zu bestrafen.  © Stefan Ritzinger/RS-Sportfoto via www.imago-images.de

Wie gefährlich der Check war, wurde Weber erst bewusst, als ihm im Bus auf einem Tablet die Szene noch einmal gezeigt wurde. Heards Check galt alleine seinem Kopf, zudem wusste er genau, dass sich Weber nicht auf den Check hatte einstellen können. „Blindside hit“ nennt man das im Eishockey, quasi einen Check aus dem toten Winkel. Und Zufall dürfte das kaum gewesen sein, Heard ist bereits zweimal länger für Grenzüberschreitungen gesperrt worden.

Zum Glück keine Gehirnerschütterung

Der Check gegen Webers Kopf dürfte nun zur dritten Sperre führen. Anders als die vier Schiedsrichter auf dem Eis können sich die Mitglieder des DEL-Disziplinarausschusses kaum darauf herausreden, die Szene nicht gesehen zu haben. Vor zwei Jahren hatte sich Weber bei einem ähnlichen Check in den Playoffs eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Anders als so manch ein Kollege hatte er das damals gut weggesteckt. Diesmal blieb er von der gefährlichen Verletzung verschont. „Nur das Gesicht tut mir ein bisschen weh.“ Am Sonntag (17 Uhr/Sport1 und MagentaSport) wird er gegen Ingolstadt für die Ice Tigers natürlich wieder auf dem Eis stehen.

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