Ice Tigers: "Wir werden Spiele gewinnen"

24.12.2020, 09:23 Uhr
Auffälliges Debüt: Andrej Bires zeigte nach einer denkbar komplizierten Vorbereitung, dass er den Ice Tigers eine Verstärkung sein kann. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Auffälliges Debüt: Andrej Bires zeigte nach einer denkbar komplizierten Vorbereitung, dass er den Ice Tigers eine Verstärkung sein kann. 

Am Sonntagabend hat sich Frank Fischöder gefreut – für das deutsche Eishockey, für den deutschen Eishockey-Nachwuchs, für die deutschen Sportjournalisten, die nach 73 Jahren endlich einen Eishockeyspieler zum „Sportler des Jahres“ gewählt hatten und wahrscheinlich auch für Leon Draisaitl, den „Sportler des Jahres“ 2020. Auch wenn er das so explizit nicht gesagt hat. Fischöder ist zwar neuerdings Cheftrainer der Nürnberg Ice Tigers. Aber wenn dem besten deutschen Spieler in der Geschichte des Eishockeys etwas widerfährt, wird er dazu natürlich auch immer noch befragt. Fischöder hat den jungen Draisaitl schließlich lange trainiert.

In Mannheim war das eine gute Kombination: Fischöder, Draisaitl und andere hochveranlagte Talente wie Dominik Kahun oder Marcel Kurth. Die Jungadler gewannen damals, eigentlich immer. Wenn er zwischendurch mal nur Dritter war mit seiner Mannschaft, musste er sofort unangenehme Fragen beantworten. Mit den Ice Tigers belegt Fischöder unter den sieben Teams der Südgruppe der Deutschen Eishockey Liga derzeit Platz sieben. Das dürfte für den 49 Jahre alten Trainer ebenso ungewohnt sein, wie die Fragen nach den Spielen. Denn so richtig unangenehm sind die noch nicht. Das liegt zum einen am zweiten Spieltag und am Auftaktprogramm – in Mannheim (1:5), gegen Ingolstadt (1:4), in München (28. Dezember, 20.30 Uhr) – das exakt von jenen drei Mannschaften gestaltet wird, die in der DEL am höchsten eingeschätzt werden und zwar unabhängig ob Süd- oder Nord-Gruppe. Zum anderen hat Fischöder Recht, wenn er sagt: „Uns war bewusst, dass wir einen holprigen Start haben könnten.“

Erstaunlich guter Aufbau

Sieben Trainingseinheiten, die diesen Namen auch verdient haben, hat er mittlerweile mit den Ice Tigers absolviert, dazu zwei Testspiele und nun auch schon zwei Pflichtspiele. Das ist nicht viel, wenn man gleichzeitig 14 Neuzugänge integrieren muss und selbst ein Neuzugang ist. Dazu sind Luke Adam und Arturs Kulda, die zwei erfahrenen Nachzügler, zwar mittlerweile in Nürnberg. In München aber werden sie noch nicht mit dabei sein. „Die Gesundheit“, sagt Fischöder, „steht bei uns über allem.“ Am Donnerstagvormittag sind sie alle wieder getestet worden. Im speziellen Fall von Adam müssen erst noch weitere Untersuchungen unauffällig sein, bevor der Kanadier wieder an eine volle Belastung gewöhnt werden darf.

Adam aber sollte die Mannschaft sofort torgefährlicher machen. Denn das scheint auch nach den beiden Spielen gegen Titelfavoriten das größte Problem zu sein. Gegen Ingolstadt hatten die Ice Tigers offensichtlich schon mehr Chancen als in Mannheim, bessere Chancen hatten sie nicht unbedingt. „Unsere Breakouts klappen phasenweise schon erstaunlich gut“, sagt Fischöder, „jetzt müssen wir unseren Fokus auf die letzte Konsequenz im Abschluss legen.“ Und Präzision. Acht Schüsse wurden am Mittwochabend alleine für Eric Cornel notiert, wirklich gefährlich war keiner davon. Auch Dane Fox traf nicht in die Ecken. Die beiden hatten immerhin Chancen, an anderen fährt das Spiel derzeit noch zu häufig vorbei. Zum Beispiel an Marcel Kurth, Draisaitls einstigem Kollegen.

Roman Kechter ist zurück

„Wenn wir lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen, dann werden in eine Situation kommen, in der wir Spiele gewinnen“, prognostiziert Fischöder und meint, dass das nicht nur gegen Augsburg oder die stark gestarteten Schwenninger möglich sein wird. „Ich sehe Ingolstadt nicht so weit weg und glaube, dass wir auch Mannheim werden ärgern können.“ Dann braucht es aber mehr Konsequenz im Zweikampf und zwar von allen. Als Max Kislinger früh im Spiel vom Ingolstädter Simon Schütz böse gefoult wurde, reagierte Andrew Bodnarchuk lange vor den Schiedsrichtern. Im Schlussdrittel prügelte sich der kanadische Verteidiger mit Hans Detsch, wohl auch, um die Mannschaft zu inspirieren. Dabei war er es, der vor Gegentoren zweimal entscheidende Zweikämpfe verloren hatte.

Und so scheinen viele Ice Tigers erst noch ihre eigenen Probleme lösen müssen, bevor sie die Probleme der Mannschaft werden lösen können. Aber das ist normal – angesichts der Umstände.

Getestet wurde am Donnerstagvormittag auch Roman Kechter. Nürnbergs größtes Nachwuchstalent ist aus Schweden zurückgekehrt, nach einem negativen Ergebnis soll der 16-Jährige auch mit den Ice Tigers trainieren. Ob er auch spielen darf, muss noch geklärt werden. Es ist kompliziert, wie so vieles in diesem Jahr. Umso bedeutender könnte der Sonntagabend für das Eishockey gewesen sein. „Das war brutal für unseren Sport. Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn man daran hätte vorbeigehen können“, sagte Fischöder über Draisaitl, den „Sportler des Jahres“. „Es war ein Zeichen für den Nachwuchs, für den das Jahr ein brutales Desaster ist. Manch einer, der darüber nachdenkt, es bleiben zu lassen, entscheidet sich wegen Leon vielleicht zum weiter machen.“

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