Kein Kontakt zu Kleinendorst

Alte Bekannte wollen Trainer der Ice Tigers werden

28.9.2021, 16:07 Uhr

Doch nur ein Interimstrainer: Stefan Ustorf hat zwar 100 Prozent seiner Spiele als Ice Tigers-Cheftrainer gewonnen, trotzdem sucht er nach einem Nachfolger von Frank Fischöder. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Nicht nur Rob Wilson hatte lange auf diesen Tag gewartet. Das Coronavirus hat das Eishockey verändert, die Ontario Hockey League hat es lahmgelegt. Nach eineinhalb Jahren Pause nimmt die kanadische Juniorenliga wieder ihren Spielbetrieb auf und damit auch die Peterborough Petes. Am Samstag durften im strengen Ontario sogar 2000 Fans zu einem Vorbereitungsspiel in die Halle. Wilson ist wieder beschäftigt.

Und 2500 Kilometer westlich beklagt sich Steven Reinprecht auch nicht über Langeweile. Im Camp der Colorado Avalanche arbeitet er gerade mit vielversprechenden Talenten eines Mitfavoriten auf den NHL-Titel. Um es kurz zu machen: Weder Wilson noch Reinprecht, zwei Helden der erfolgreichsten Zeit des Klubs, werden neuer Cheftrainer der Nürnberg Ice Tigers.

Keine Planänderung

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Den ehemaligen Erfolgscoach und seinen genialen Mittelstürmer kann Stefan Ustorf also nicht gemeint haben. Der Sportdirektor der Ice Tigers hat aber verraten, dass unter den vielen Initiativ-Bewerbern um die Nachfolge von Frank Fischöder auch einige sind, die bereits für den Klub gearbeitet haben. Namen nennt er nicht, wohl auch, weil potenzielle Trainerkandidaten wie Tray Tuomie (bis Frühjahr in Augsburg), Mike Flanagan (EHC Lustenau) oder Rob Leask (Co-Trainer in Straubing) ebenso wie der von den Eishockey News genannte Kurt Kleinendorst derzeit kein Thema sind. "Von meiner Seite", sagt Ustorf über Kleinendorst, "gab es keinen Kontakt."

Nur noch einer übrig: André Dietzsch (von rechts) ist weder Sportdirektor noch Torwarttrainer, Kurt Kleinendorst wird wohl nicht zurückkehren. Auf die "Kompetenz" von Manuel Kofler aber will Stefan Ustorf weiterhin zurückgreifen.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Vier Tage nach dem 3:8 in Schwenningen und drei Tage, nachdem Ustorf als Reaktion darauf Fischöder und mit Torwarttrainer André Dietzsch seinen Vorgänger als Sportdirektor freigestellt hat, bleibt die Frage spannend, inwiefern er die Ice Tigers auf einen neuen Weg schicken will. Den eineinhalb Jahre alten Plan, nicht nur junge entwicklungsfähige Spieler nach Nürnberg zu holen, sondern mit dem maximal erfolgreichen Nachwuchs-Coach Fischöder auch den passenden Trainer, bezeichnet Ustorf ausdrücklich "als nicht mein Konzept, wenngleich sich meine Vorstellung nicht groß unterscheidet". Soll heißen, in Nürnberg wird man auch nach einem Trainerwechsel jungen begabten Spielern nicht renommierte Profis vorziehen – schon allein, weil man sich die nicht leisten will.

Spaß hinter der Bande

Einen neuen Trainer wird man sich nun leisten müssen. Mit Ustorf und Co-Trainer Manuel Kofler hinter der Bande hat die Mannschaft am Sonntag zwar ein Spiel gewonnen, dass sowohl die derzeitigen Schwächen als auch die aktuellen Stärken zusammenfasst. Tatsächlich gibt der Olympiateilnehmer zu, beim 6:3 gegen Straubing "durchaus Spaß gehabt" zu haben. Und in den kommenden Tagen wird Ustorf die Trainingseinheiten leiten. Aber eben nur, bis er den passenden Trainer gefunden hat. "Das kann eine Woche dauern, vielleicht aber auch zwei oder drei." Allzu lange will er die Doppelbelastung nicht auf sich nehmen. "In Berlin war ich nach der Erkrankung von Vince Malette Sportlicher Leiter und Co-Trainer. Das hat auch nicht funktioniert."

Deshalb sortiert er die Initiativbewerbungen, führt selbst Telefonate, recherchiert, erste Gespräche mit Kandidaten hat er bereits geführt, anderen abgesagt, bis er die Auswahl auf "zwei, drei Trainer" beschränkt, "deren Stärke die Kommunikation ist, die Sachverstand mitbringen und die nötige Erfahrung, um einer jungen Mannschaft wie unserer zu helfen". Ustorf kennt viele solcher Trainer, er war 20 Jahre lang Profi, hat es in Nordamerika bis in die NHL geschafft, mit den Eisbären Berlin sieben Meistertitel geholt. Viele seiner ehemaligen Mitspieler stehen mittlerweile hinter der Bande, wenngleich in festen Arbeitsverhältnissen. "Aber natürlich hilft es, wenn ich jemand persönlich kenne, ihm vertraue."

Telefonate aus und nach Nordamerika

Hat er denn Frank Fischöder vertraut, den ebenfalls nicht er, sondern Dietzsch nach Nürnberg geholt hat? "Frank hat extrem hart gearbeitet, hat seine Chance hier gehabt, ist aber an der Aufgabe gescheitert, in einem Jahr mit Auf- und Abstieg Resultate liefern zu müssen."

Nach der abschließenden Floskel, die Telefonleitung nun für wichtigere Gespräche frei zu machen, gibt Ustorf noch einen, nicht allzu überraschenden Hinweis: "Tatsache ist, dass die wichtigen Gespräche erst am Nachmittag stattfinden. Wegen der Zeitverschiebung."