Heimspiel gegen Frankfurt

Beim Barte des Torjägers: Das darf nicht Patrick Reimers vorletzter Tanz sein

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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2.3.2023, 15:00 Uhr
Ein Mann, ein Bart: Patrick Reimer vor der Südkurve in Nürnberg.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Ein Mann, ein Bart: Patrick Reimer vor der Südkurve in Nürnberg.

Patrick Reimer sieht aus, als wäre er gerade erst aus dem ewigen Eis zurückgekehrt. So hängt er in diesen Tagen an Plakatwänden in ganz Nürnberg. Die Kampagne soll noch einmal mehr Zuschauer in die Arena Nürnberger Versicherung locken, wo für die Ice Tigers derzeit besonders bedeutende Spiele auf dem Programm stehen. Aber Reimer sieht ja auch ohne Eiszapfen im Bart und Schnee im Haar tatsächlich so aus, als sei er gerade noch mit Fridtjof Nansen unterwegs gewesen.

Reimers Gesichtsbehaarung beeindruckend zu nennen, würde diesem Naturereignis von einem Bart nicht gerecht. Reimer ist nicht nur der älteste Eishockeyprofi der DEL, er sieht auch so aus. Zumindest mit den Bräuchen dieser Sportart hat das ausnahmsweise nichts zu tun. Reimer meidet den Rasierapparat, um beim historischen Festzug in Mindelheim im besten Sinne aufzufallen. Für die Familie Reimer ist das an die 160 Jahre alte Frundsbergfest beinahe so wichtig wie ein Olympisches Finale. Die Woche vom 23. Juni bis zum 2. Juli 2023 wird Reimer dabei völlig neu erleben: erstmals überhaupt als nicht mehr aktiver Eishockeyspieler.

Mebus meldet sich

Der Bart ist bereits ein Zeichen. Ansonsten scheint es, als wollte man in der Deutschen Eishockey Liga eher nicht thematisieren, dass sich da der individuell erfolgreichste Spieler der Ligageschichte verabschiedet. In Bietigheim wurde er zuletzt mit einem Einspieler geehrt, in allen anderen Stadien freundlich begrüßt und verabschiedet. Und natürlich schreien die Fans in Nürnberg seinen Namen am lautesten. Aber dass zu den 1065 DEL-Spielen nicht mehr allzu viele hinzukommen werden, das will offenbar nicht jeder wahrhaben.

In der Kabine der Ice Tigers ist das ganz anders, da erinnert Oliver Mebus sowohl Trainer als auch Kollegen immer wieder daran, dass es darum geht, Deutscher Meister zu werden (wie für derzeit noch elf andere Teams auch), diese schönste Zeit einer langen Saison zu genießen, vor allem aber, dass diesem Ausnahmesportler der bestmögliche Abschied bereitet wird. Cheftrainer Tom Rowe hat das erzählt. „Und Oli ist zu groß, um sich mit ihm anzulegen.“ Dass es dabei auch um den Abschied von Mebus geht, von dem es heißt, dass er aus privaten Gründen nach Düsseldorf wechselt, wird ebenfalls verschwiegen. Es könnte zu sehr weh tun.

Wahrscheinlich Bremerhaven

Im Eishockey lässt sich ein Abschied nicht planen, der bestmögliche schon gar nicht. In der kommenden Saison werden die Ice Tigers den wichtigsten und erfolgreichsten Spieler ihrer Geschichte ehren, seine Nummer 17 wird unter keinen Umständen mehr vergeben werden. Noch aber spielt Reimer, erfolgreich zudem. In 45 Saisonspielen hat er bislang 40 Punkte gesammelt. Seit dem 7:4 (Torschütze zum 3:1: Reimer) wissen die Ice Tigers immerhin, dass es in der kommenden Woche in der ersten Playoff-Runde weitergeht. Gegner (wahrscheinlich Bremerhaven), Spieltage (wahrscheinlich Dienstag, Freitag, Sonntag) und Heimrecht sind vielleicht erst nach dem abschließenden Auswärtsspiel in Bremerhaven (Sonntag, 14 Uhr) klar.

Zuvor steht die 1066. DEL-Partie von Patrick Reimer in der Arena Nürnberger Versicherung an. Am Freitag (19.30 Uhr) kommen die Löwen Frankfurt zum vielleicht vorletzten Heimspiel des Rekordspielers, wer weiß das schon. Es gibt nur ein Szenario, in dem seine Karriere nicht mit einer Niederlage endet. Dazu müssten die Ice Tigers 2023 Deutscher Meister werden. Optisch hat er dafür schon vorgearbeitet. Wer rasiert, heißt es in den Playoffs, verliert.

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