4:5 in Iserlohn nach Verlängerung

Der Tiefpunkt: Ice Tigers verlieren nach 4:1-Führung beim Tabellenletzten

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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19.11.2023, 18:31 Uhr
Eric Cornel kam eigentlich nur vorbei, um dem ehemaligen Kollegen Hallo zu sagen: Weil er aber so alleine war, ließ er Niklas Treutle keine Chance.

© Jonas Brockmann, Imago Images Eric Cornel kam eigentlich nur vorbei, um dem ehemaligen Kollegen Hallo zu sagen: Weil er aber so alleine war, ließ er Niklas Treutle keine Chance.

Positiv bleiben und dieses Gefühl dieser niedergeschlagenen Mannschaft vermitteln. Das hatte sich Tom Rowe für den Tag danach vorgenommen, weil in der Deutschen Eishockey Liga jeder Samstag auch ein Tag davor ist. Der Cheftrainer wirkte nach dem 1:4 gegen Köln aber selbst niedergeschlagen. So traurig hatte man den US-Amerikaner selten erlebt.

Rowe hatte zuvor auch erzählt, dass seine Mannschaft nach der Deutschland-Cup-Pause nicht gut trainiert hatte. Am Heimspiel hatte er aber nichts auszusetzen, die Ice Tigers waren den Kölner Haien zunächst hochüberlegen, scheiterten aber immer wieder an Torhüter Tobias Ancicka. Drei individuelle Fehler in der Verteidigung später hatte Nürnberg auch das sechste Spiel in Folge verloren. "Vieles war heute richtig gut, da müssen wir jetzt weitermachen", sagte Rowe - ohne eine Spur jener Leidenschaft, die den 67-Jährigen auszeichnet.

Prophetische Worte

Über Nacht hatte sie ihn dann vielleicht wieder erfüllt. Vielleicht hatte sich sein Team aber auch tatsächlich nicht vom Ergebnis irritieren lassen. Vielleicht gibt es in der DEL aber auch einen Gegner, der sich derzeit eigentlich bestens dazu eignet, verlorenes Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Eine sechsstündige Busfahrt und eine weitere Nacht im Hotel später führten die Ice Tigers in Iserlohn nach zwei Dritteln komfortabel mit 4:1. Dann erlaubten sie sich ein Drittel, das man als Tiefpunkt der bisherigen Saison bezeichnen muss.

Nürnberg kassierte noch drei Tore von einer völlig verunsicherten Mannschaft, den letzten 30 Sekunden vor dem möglichen zweiten Auswärtssieg der Saison. In der Verlängerung vergaben die Ice Tigers drei gute Chancen, ehe sich Niklas Treutle von einem abgefälschten Schuss aufs kurze Eck überwinden lassen musste. Statt den Vorsprung auf den Tabellenletzten auf neun Punkte auszubauen, holte Iserlohn einen Zähler auf. "Das war ein Sieg, der eine ganze Saison verändern kann", stellte Doug Shedden, der neue Trainer der Roosters, danach fest. Das könnte auch für Nürnbergs Niederlage gelten.

Zweimal reingeschmölzt

Denn in der Eishalle am Seilersee fand Rowes Team einen neuen Weg, sich das Leben schwer zu machen: Die Ice Tigers, statistisch eine der fairsten Mannschaften der Liga, verbrachten viel Zeit auf der Strafbank und kassierten die Gegentreffer durch Hunter Shinkaruk (6. Minute) und Tyler Boland (45.) nicht zufällig in Unterzahl. Tim Fleischer und Dane Fox schafften es sogar, gemeinsam auf der Strafbank Platz zu nehmen. Nachdem auch Danjo Leonhardt wegen Beinstellens aussetzen musste (54.), traf auch Colin Ugbekile im Power-Play.

Rowe hatte Redebedarf, versammelte seine Spieler um sich. Bei 59:30 Minuten hatten fünf Nürnberger ihren Ex-Kollegen Eric Cornel trotzdem alleine gelassen. Die Errungenschaften waren da bereits vergessen. Dass sie ihre eigenen Angriffe endlich effizient abschlossen, dass Charlie Gerard in Überzahl getroffen hatte (11.), Daniel Schmölz mit zwei Treffern vorangegangen war (16., 37.), zwischendurch Jake Ustorf einen wunderbaren Pass von Philipp Mass verwertet hatte (30.) und Treutle im Tor lange ein ordentliches Spiel gezeigt hatte.

Jentzsch jubelte in der Verlängerung - und Rowe wird sich etwas Neues einfallen lassen müssen.

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