4:1 gegen Düsseldorf

Für die 17: Die Ice Tigers veredeln einen magischen Eishockey-Abend

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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22.9.2023, 13:51 Uhr
Beinahe der Spielverderber: Düsseldorfs Torhüter Henrik Haukeland verhinderte einen höheren Nürnberger Sieg. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn Beinahe der Spielverderber: Düsseldorfs Torhüter Henrik Haukeland verhinderte einen höheren Nürnberger Sieg. 

Eishockey wurde dann tatsächlich auch noch gespielt. Und das ohne weitere Verzögerungen. Nach 15 Spielsekunden konnte Dane Fox nur noch regelwidrig daran gehindert werden, das sehr frühe 1:0 zu erzielen. Beim fälligen Penalty aber war selbst diesem oftmals so unerschütterlich wirkenden Kanadier anzusehen, wie nahe auch ihm gegangen war, was er da gerade mit 7672 Zuschauern in der ausverkauften Arena Nürnberger Versicherung erlebt hatte.

Eine halbe Stunde waren die Spieler beider Mannschaften zuvor stille und ergriffene Zeugen einer denkbar würdigen, hochemotionalen Zeremonie gewesen: Nachdem Fotos und Bewegtbilder aus der einzigartigen Karriere auf dem Videowürfel gezeigt worden waren, nachdem Geschäftsführer Wolfgang Gastner eine Laudatio vorgetragen hatte, trat Patrick Reimer ans Rednerpult - vor allem, um sich zu bedanken. Auch er erinnerte sich daran, dass die Gästefans bei seinem letzten Spiel für die DEG in Nürnberg riefen: "Patrick, die sind zu schlecht für Dich". Danach aber dankte er seiner Ehefrau Anja, seinen Eltern, erwähnte, dass seine Kinder Toni und Irmi als "waschechte Nürnberger" das Beste seien, was sie aus elf Jahren in der Stadt mit nach Mindelheim nähmen. Er erwähnte Mitspieler, die zu Freunden wurden (Rob Collins, Daniel "Schnitzel" Kreutzer, Steven Reinprecht, Yasin Ehliz, Marcus Weber), bedankte sich bei der Organisation, bei den Fans, vergaß auch nicht die Betreuer in Düsseldorf und Nürnberg zu erwähnen.

Und Trude Herr singt

Dann blickten sie alle auf der Banner mit der Nummer 17, das da zwischen der 4, der 7, der 12 und der 28 hing. Reimer war sicherlich nicht der einzige, der hinter einem Tränenschleier verfolgte, wie der Stahlträger unter das Hallendach schwebte. Trude Herr sang dazu "Niemals geht man so ganz", in der Südkurve wurde Reimer eine letzte beeindruckende Choreografie gewidmet. Und einen Augenblick später lief Dane Fox zum Penalty an.

Es hätte zu einer Reimer-Show werden können, die mit dem Eröffnungsbully vorbei war. Aber ganz ähnlich wie nach Steven Reinprechts Ehrenabend war es undenkbar, dass die Ice Tigers das Spiel im Rahmenprogramm verlieren könnten. Dass es ein derart überzeugender Sieg werden würde, das war nach dem Auftaktwochenende so auch nicht zu erwarten. Aber nachdem Jack Dougherty - natürlich in der 17. Minute - getroffen hatte, konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Das 4:1 (1:0, 2:1, 1:0), es darf als Geschenk an den ehemaligen Kapitän verstanden werden.

Kechters Bewerbung

Weil Reimers ehemaliger Klub aber nicht angereist war, um brav Spalier zu stehen, entwickelte sich danach noch ein angemessen spannendes DEL-Spiel, indem ein weiterer beliebter Ex-Nürnberger der Partie einen Gefallen tat: Oliver Mebus, im ersten Drittel ebenfalls stilvoll mit einer kurzen Video-Collage verabschiedet, musste nach einem Foul gleich vier Minuten auf die Strafbank, was zunächst sein neuer Kollege Victor Svensson in Unterzahl zum Ausgleich nutzte (31.) und Evan Barratt wenig später in Überzahl zur erneuten Nürnberger Führung. Der erste DEL-Treffer des US-Amerikaners war der Auftakt zur stärksten Phase der Ice Tigers. Der Nürnberger Roman Kechter (Nummer 73) gab noch eine sehr frühe Bewerbung für einen Platz unter dem Arena-Dach ab (38.). Die DEG aber durfte hoffnungsfroh ins Schlussdrittel gehen.

Immer in seinem Rücken: die Familie Reimer.

Immer in seinem Rücken: die Familie Reimer. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn

Das lag vor allem an einem herausragend sicheren Henrik Haukeland, ein nicht unbedeutender Grund für den Sieg war aber auch die Leistung seines Gegenübers. Niklas Treutle reagierte auf die starke Vorstellung seines Stellvertreters Leon Hungerecker beim 5:3 gegen Straubing ebenso beeindruckend. Wen Tom Rowe am Sonntag (19 Uhr/MagentaSport) in Augsburg wird spielen lassen - und ein ungewohntes Luxusproblem für den Cheftrainer.

Mit der Schlusssirene traf Tim Fleischer ins leere Tor. Reimer kommentierte das 4:1 für MagentaSport. Vielleicht hat er sich einen kleinen Jubelschrei erlaubt.

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