1:4 gegen Schwenningen

Ice Tigers bekommen erstmals auch zu Hause eine Lehrstunde

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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6.10.2023, 21:26 Uhr
Nur eine Momentaufnahme, aber als Symbolbild lange Zeit passend: Der strauchelnde Ludwig Byström kann Phil Hungerecker nicht aufhalten.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Nur eine Momentaufnahme, aber als Symbolbild lange Zeit passend: Der strauchelnde Ludwig Byström kann Phil Hungerecker nicht aufhalten.

Bisher hatte es nahezu immer Erklärungen gegeben: Die ausverkaufte Arena in Kölner, die aufgebrezelten Haie beim 1:5, nur zehn schwache Minuten in Augsburg (3:5), gut, da war das 0:5 in Berlin, aber nur zwei Tage später waren die Ice Tigers beim Meister in München eineinhalb Drittel lang die bessere Mannschaft (und verloren dennoch 3:5). Und zu Hause in Nürnberg lief es ja auch bestens - zumindest bis am Freitagabend die Schwenninger Wild Wings zu Gast waren.

Das sehr frühe 0:1 entstand aus Zufällen, Ryan Stoa fälschte einen Schuss so ab, dass der Puck Ludwig Byström über den Schläger sprang, allerdings direkt auf die Kelle von Filip Reisnecker, der Leon Hungerecker mit der Rückhand überwand. Dass sich die Nürnberger Mannschaft aber schon nach 14 Sekunden in diese missliche Lage gebracht hatten, passte zu diesem Abend. Für die folgenden 19 Minuten und 46 Sekunden gab es dann auch keine Erklärung mehr. Die Ice Tigers liefen ihren Gegnern in jeder Phase hinterher, verloren nahezu alle Zweikämpfe an der Bande und fanden selbst überhaupt nicht zu ihrem Tempospiel. Das für ein Heimspiel besorgniserregende Schussverhältnis von 4:14 zeigte, dass ein 0:1 nach 20 Minuten noch schmeichelhaft war.

Dougherty indisponiert

Weitere 40 Minuten später stand es 1:4 (0:1, 1:1, 0:2). Im vierten Heimspiel haben die Ice Tigers erstmals zu Hause verloren.

"Wir reden in diesem Jahr viel davon, möglichst hart zu arbeiten, dann kommen die Resultate irgendwann automatisch", hatte Tom Rowe nach der ordentlichen Leistung in München festgestellt. Wobei der Cheftrainer sicher nicht bewusst offen gelassen hat, welche Resultate er damit genau meinte. Dass im vierten Heimspiel eine der beliebtesten Trainerphrasen der DEL bestätigt wurde, dürfte Rowe jedenfalls nicht überrascht haben. Ja, jeder Punkt muss in dieser Liga hart erarbeitet werden, gerade gegen runderneuerte Wild Wings, die derzeit nichts mehr gemein haben mit jener biederen Mannschaft, die in den letzten Jahren auch der beste Torhüter der DEL nicht hat in die Playoffs führen können.

In Nürnberg durfte Joacim Eriksson sehr entspannt verfolgen, wie sein Nürnberger Kollege von einem eigenen Verteidiger gefordert wurde. Nach einem erstaunlichen Fehlpass von Jack Dougherty (nicht sein erster) konnte Hungerecker noch retten, umso bitterer, dass er dann doch noch von seinem Bruder Phil überwunden wurde (24.). In seinem ersten Spiel nach dem harten Einschlag in Augsburg und der Gehirnerschütterung war der US-Amerikaner nicht der einzige unsichere Nürnberger, aber derjenige, dessen Fehler stets fatal waren.

Doch wieder: Eriksson

Dazu kam, dass Schwenningens neuer Trainer sein Team vorbildlich auf Nürnbergs Power-Play eingestellt hatte. Ihr druckvolles Spiel aber konnten die Wild Wings trotzdem nicht aufrechterhalten. Und so rückte Eriksson doch noch in den Mittelpunkt. Der schwedische Ausnahmetorhüter stoppte zwei Alleingänge von Dane Fox, schüchterte Tim Fleischer entscheidend ein. Charlie Gerard düpierte ihn mit einem Schuss zum 1:2 aufs kurze Eck (37.), konventionell aber war Eriksson nicht zu beeindrucken.

Mitten in das Versprechen eines Endspurts mischte sich dann Daniel Neumann ein, seinen Alleingang konnten weder Roman Kechter noch Hungerecker entscheidend behindern (51.). Sein Schieber zum 1:3 wurde als erster Schwenninger Torschuss nach einer Pause von 20 Minuten gewertet. Schön war das nicht (Karachun traf im dritten Versuch noch ins leere Nürnberger Tor, 58.) aber ziemlich genauso, wie die Ice Tigers am Dienstag in München hätten irgendwann spielen müssen. In dieser Woche mit drei Niederlagen in Folge hat die junge Mannschaft viel gelernt, vor allem über sich selbst. Am Sonntag (19 Uhr/MagentaSport) geht der Unterricht in Frankfurt weiter.

Nürnberg: Hungerecker; Dougherty/Byström, Karrer/Weber, Shaw/Braun, Böttner - Fleischer/Stoa/Fox, Gerard/Barratt/Schmölz, Lobach/Leonhardt/Hede, Ustorf/Maier/Kechter. - Tore: 0:1 Reisnecker (0:14), 0:2 Hungerecker (23:41), 1:2 Gerard (36:17), 1:3 Neumann (50:58), 1:4 Karachun (57:44/EN). - Schiedsrichter: Rohatsch/Huber. - Zuschauer: 4155. - Strafminuten: xx - xx.

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