Ein Interview über Ehrlichkeit

Ice Tigers-Coach Tom Rowe: "Dann sollen sie mich halt anrufen"

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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18.2.2022, 06:00 Uhr
"Ich sage, was ich denke": Nur in der Kommunikation will sich Tom Rowe künftig selbst ein wenig zügeln.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, NN "Ich sage, was ich denke": Nur in der Kommunikation will sich Tom Rowe künftig selbst ein wenig zügeln.

Langweiligste Frage zum Einstieg, aber weil man sich zuletzt um Sie hat sorgen können: Wie geht es Ihnen?
Es geht mir gut. Die Pause hat mir gutgetan. Ich war zu Hause, habe meine Familie gesehen, das war gut. Ich habe viel Zeit mit meiner Frau verbracht, was noch besser war.

Sie machen den Eindruck eines sehr positiven Menschen, haben in Nürnberg eine positive Stimmung kreiert. Aber vor der Pause wirkte es so, als hätte auch Ihnen diese Corona-Zeit hart zugesetzt. Die letzten beiden Pressekonferenzen haben Sie nach klaren Worten vorzeitig abgebrochen.
Ich war frustriert, vor allem aber haben mir meine Spieler leidgetan. Das war nicht gut für das Spiel, es war auch nicht gut für die Liga. Mir ist es auch wichtig, den Fans eine gute Show zu bieten, mit elf Spielern aber war das nicht möglich. Meine größte Sorge galt der Sicherheit unserer Spieler. Manchmal sage ich dann Dinge, die andere Menschen, die die Liga gutheißen, manchmal eben nicht. Ich liebe diese Liga, ich liebe es in Deutschland zu leben, aber wenn ich Dinge sehe, von denen ich denke, dass man sie hätte verhindern können, dann sage ich das.

Respekt ist ein großes Wort im Eishockey. Sie haben in vielen Ländern gearbeitet, in der NHL auf höchstem Niveau. Als Sie kamen, sind Ihnen die Menschen mit großem Respekt begegnet. Seitdem haben Sie sich klar über Schwalben und das Corona-Management in der Liga geäußert. Respektieren Sie die Menschen noch?
Kann schon sein, dass sie schlecht über mich reden. Ich habe davon noch nichts gehört. Ich bin ein ziemlich ehrlicher Mensch. Als Coach habe ich mich geändert, positiv, manchmal reagiere ich zu emotional. Vor allem in der Kommunikation mit Schiedsrichtern während des Spiels, das muss ich wieder herunterfahren. Aber wenn Menschen ein Problem mit mir haben, sollen sie mich anrufen. Am Ende des Tages liebe ich es, in dieser Liga zu coachen. Ich hoffe, dass ich als Coach der Ice Tigers in den Ruhestand gehen kann. Mit (Co-Trainer) Manuel Kofler haben wir hier einen jungen, klugen Coach. Ich hoffe, dass er den Schlüssel überreicht bekommt, wann immer das sein wird. Bis dahin wollen wir hier ein Programm aufbauen – wie in Mannheim oder München. Kann schon sein, dass ich bis dahin noch ein paar Leute gegen mich aufbringe. Wenn das so ist, haben sie meine Nummer.

Zuletzt nicht im Training: Ryan Stoa (links) fiel mit einem Magen-Darm-Virus aus, Patrick Reimer (Mitte) mit Rückenbeschwerden. 

Zuletzt nicht im Training: Ryan Stoa (links) fiel mit einem Magen-Darm-Virus aus, Patrick Reimer (Mitte) mit Rückenbeschwerden.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Wolfgang Gastner und Stefan Ustorf sind auch nicht für Ihre Zurückhaltung bekannt. Denken Sie, dass es einem Klub schaden kann, wenn zu viele Männer zu ehrlich sind?
(lacht - lange und laut) Vielleicht. Wahrscheinlich sollte ich mich nur mit dem Produkt auf dem Eis beschäftigen. Aber noch einmal: In Augsburg war es einfach meine Verantwortung, etwas zu sagen. Wir müssen die Spieler schützen.

Genug zur Vergangenheit. Am Montag hat die Zukunft begonnen – nach erneut zwei Wochen Pause. Normalerweise sind Spieler im Februar voll belastet und müde. Jetzt sind sie ausgeruht, aber völlig aus dem Rhythmus. Kann das zum Problem werden?
Wir haben darüber lange geredet, wie viel Pause müssen wir geben, zehn, zwölf 14 Tage. Wir haben uns letztlich für zwei Wochen entschieden. Jetzt denke ich, dass es eine gute Entscheidung war. Wir hatten so viele Verletzungen, so viele Spieler, die sich infiziert hatten. Normalerweise geraten Mannschaften schon nach ein, zwei Tagen aus dem Rhythmus. Deshalb konnte ich nicht glauben, was in der ersten Trainingseinheit nach der Pause gesehen habe: Ein Tempo, eine Intensität als hätten wir zwei Wochen durchtrainiert. Ich liebe diese Gruppe. Mal sehen was in Iserlohn passiert.

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