Vor dem Start am Freitag

Meister? Absteiger? Was ist mit den Ice Tigers? Alles, was man über die 29. DEL-Saison muss

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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15.9.2022, 17:00 Uhr
Und, was geht? Marcus Weber und Julius Karrer vor dem Saisonstart.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Und, was geht? Marcus Weber und Julius Karrer vor dem Saisonstart.

Was ist neu? Wer ist neu? Und warum?
15 Teams, 56 Spieltage, sechs Teams qualifizieren sich direkt fürs Viertelfinale, zwei weitere Playoff-Teilnehmer werden in der sogenannten ersten Playoff-Runde ermittelt. Danach sind wieder vier Siege (in maximal sieben Spielen) nötig, um in die nächste Runde einzuziehen. Zumindest ist das so geplant. Auf den ersten Blick hat sich in der Deutschen Eishockey Liga nur wenig verändert. Auf den zweiten Blick hat ein einstiger DEL-Champion einen anderen ehemaligen DEL-Champion ersetzt. Krefeld ist ab-, Frankfurt aufgestiegen. Im Juni 2010 war den Lions die DEL-Lizenz entzogen worden, der Stammverein startete in der Regionalliga von Neuem. Unter dem Namen Löwen ist das DEL-Gründungsmitglied wieder zurück in der höchsten deutschen Spielklasse und mit ihm die Erinnerungen an, nun ja, außergewöhnliche Eishockeyspiele. In Nürnberg denken die Fans gerne an die erstaun- und erfreulich einseitige Halbfinalserie 1999 gegen die Lions zurück. Zwei Jahre zuvor hatten die beiden Teams gemeinsam einen Rekord aufgestellt, der in der DEL hoffentlich nie mehr gebrochen wird: Beim 7:3 der Ice Tigers im Lindestadion sammelten sie und die Lions 336 Strafminuten. 25 Jahre und eine Woche später wieder in Nürnberg zu Gast: die Löwen Frankfurt.

So viele Tigers: Am Freitag geht es für Nürnberg in Straubing los. 

So viele Tigers: Am Freitag geht es für Nürnberg in Straubing los.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Wann geht’s los? Wo? Und wo kann ich das sehen, wenn ich zu Hause bleiben will?
Die Ice Tigers starten in Straubing. Das gilt für nahezu jede Vorbereitung, das Turnier um den Gäubodencup hat sich erster (kleiner) sportlicher und (großer) gesellschaftlicher Höhepunkt etabliert. Im September 2022 beginnen die Ice Tigers aber auch die reguläre DEL-Saison im legendär kalten Eisstadion am Wasserturm. Am Freitag, 16. September, geht es dort um 19.30 Uhr los, gut zweieinhalb Stunden später wissen die Ice Tigers, wie sich die positiven Erkenntnisse aus einer ruhigen, aber angeblich äußerst intensiven Saisonvorbereitung einordnen lassen. Die Straubing Tigers haben bereits vier Spiele in der Champions Hockey League in den Beinen, da mit Färjestad den schwedischen Meister geschlagen, und gelten bei Experten und solchen, die es noch werden wollen, als inzwischen gar nicht mehr so geheimer Geheimfavorit. Am Sonntag (16.30 Uhr) stellt sich dann der deutsche Meister in der Arena Nürnberger Versicherung vor. Härter könnte ein Auftaktprogram sein. Vom Sofa, aus der U-Bahn oder unter dem Tisch bei den Schwiegereltern lassen sich die Spiele auch weiterhin auf MagentaSport verfolgen.

Wie gut sind die Ice Tigers? Das wird auch von den Leistungen von Hayden Shaw und Niklas Treutle (rechts) abhängen. 

Wie gut sind die Ice Tigers? Das wird auch von den Leistungen von Hayden Shaw und Niklas Treutle (rechts) abhängen.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Sind die Ice Tigers besser oder schlechter als 2022/2023?
Platz acht nach der Hauptrunde, Platz fünf in der fiktiven Tom-Rowe-Tabelle, Saison-Aus nach drei Spielen in der ersten Playoff-Runde – die Ice Tigers spielten eine vielversprechende Saison mit einem schnellen Ende. Nun ist mit Roman Kechter (18) ein hochtalentierter Nürnberger zurückgekehrt. Leon Hungerecker soll Stammtorhüter Niklas Treutle fordern und unterstützen. Hayden Shaw hat in der Vorbereitung angedeutet, dass Tim Bender zumindest offensiv wird mindestens ersetzen können. Und dann ist da noch Danjo Leonhardt, ein erstaunlich spielintelligenter, stabiler und unerschrockener, 20 Jahre junger Mittelstürmer. Den Klub verlassen haben zwei Torhüter (Alex Dubeau, Ilya Sharipov), ein beliebter und ein junger Verteidiger (Tim Bender/Iserlohn, Fabrizio Pilu/Mannheim) sowie Chris Brown, in Nürnberg ebenfalls beliebt, dessen Leistungen zuletzt aber keine Importstelle mehr gerechtfertigt haben. „Ich weiß auch nicht“, sagt der Mann, der diese Mannschaft in Nürnberg aufbauen will, „warum wir schlechter sein sollten.“ Für Stefan Ustorf ist die Antwort klar. Für eine direkte Playoff-Qualifikation (mindestens Platz sechs) aber wird sich Niklas Treutle wieder steigern müssen, sollten langwierige Verletzungen vermieden werden und werden Tim Fleischer, Julius Karrer, Tyler Sheehy, Gregor MacLeod und Nick Welsh ihre positive Entwicklung fortsetzen müssen. Ein bisschen Glück bräuchten die Ice Tigers wohl. Aber auch ohne sollte der Abstieg in Nürnberg kein Thema sein.

Na, Meista? Die letzten Meisterfeiern fanden alle in Berlin statt. 

Na, Meista? Die letzten Meisterfeiern fanden alle in Berlin statt.  © Peter Kneffel/dpa

Wer wird Meister?
München. Oder Mannheim. Oder Berlin. Die Deutsche Eishockey Liga sollte auch in ihrem 29. Jahrgang eine ausgeglichene Liga darstellen, in der jede Mannschaft an jedem Spieltag jede andere Mannschaft schlagen kann. Und natürlich klingt es großartig, Straubing und Wolfsburg zu Geheimfavoriten auszurufen. Ernsthaft favorisiert aber sind allein die drei Konzernteams, wobei es im Mindestens erstaunlich ist, dass die Eisbären Berlin offensichtlich nicht versucht haben, ihren Meistertorhüter adäquat zu ersetzen. Mathias Niederberger spielt künftig in München. Ausgerechnet.

Aufsteiger: Löwen Frankfurt.

Aufsteiger: Löwen Frankfurt. © Felix Kästle/dpa

Wie funktioniert das gleich mit dem Abstieg?
Mindestens eine Mannschaft erwischt es am Ende -so wie Krefeld Pinguine in der vergangenen Spielzeit. Sollte der Meister der DEL2 die wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllen und in die DEL aufsteigen, gibt es diesmal einen weiteren Absteiger. In der Spielzeit 2023/24 sollen wieder nur 14 Teams in der Liga spielen.

Absteiger: Für Krefeld hat es zuletzt nicht mehr gereicht. 

Absteiger: Für Krefeld hat es zuletzt nicht mehr gereicht.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Und wer kommt dafür in Frage?
Nicht der übliche Verdächtige: Frankfurt kehrt als Aufsteiger mit einer ordentlichen Auswahl zurück, aus der NHL-Draftpick Dominik Bokk und der langjährige NHL-Profi Carter Rowney herausstechen, Jake Hildebrand sollte den Löwen ein starker Rückhalt sein. Dazu kommt die Euphorie, die die Bietigheim Steelers durch die letzte Saison getragen und Riley Sheen zu einem Torjäger gemacht hatte. Sheen spielt deshalb jetzt beim schwedischen Erstligisten Rögle BK, nicht nur seine 40 Tore werden in Bietigheim fehlen. In der Ice-Tigers-Filiale in Iserlohn (Torhüter Jenike, Verteidiger Bender, die Stürmer Alanov, Broda, Brown und Cornel sowie Coach Kleinendorst waren alle bereits in Nürnberg angestellt) herrschte in den Wochen vor dem ersten Saisonspiel große Unruhe, ebenso wie in Augsburg, wo die Panther vor allem die Verletzung von Matt Puempel hart getroffen hat.

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