2:5 in Bietigheim

"Peinlich": Ice Tigers blamieren sich beim Absteiger

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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26.2.2023, 17:21 Uhr
Chaos in der Egetrans Arena: Für ein ordentliches Ergebnis präsentierten Tim Fleischer (links), Ryan Stoa und die Ice Tigers in Bietigheim zu schwach.

© Antonio Chiok, Imago Images Chaos in der Egetrans Arena: Für ein ordentliches Ergebnis präsentierten Tim Fleischer (links), Ryan Stoa und die Ice Tigers in Bietigheim zu schwach.

Eigentlich sollen die Pausen inmitten der Drittel zu bezahlter Werbung genutzt werden. In Bietigheim nutzte man das sogenannte Power-Break am Sonntag, um Patrick Reimer zu ehren und um sich von dem Rekordspieler der DEL-Geschichte zu verabschieden. Es war die letzte Gelegenheit. Die Bietigheim Steelers verabschieden sich wieder in die DEL2. Reimer verabschiedet sich nach der Saison in den Eishockey-Ruhestand. Für die Würdigung bedankte er sich auf seine Weise. Im nächsten Wechsel erzielte der Nürnberger Kapitän das 1:0.

Wirklich vermissen werden die Ice Tigers die Steelers trotzdem nicht. Vor allem in Bietigheim fand die Mannschaft von Tom Rowe selten zu ihrer Bestform, immer wieder fehlte es an Konzentration und Disziplin. Genau davor hatte der Cheftrainer nach dem unglücklichen 2:3 nach Verlängerung am Freitagabend gegen die Düsseldorfer EG gewarnt. Nur hatten ihm seine Spieler nicht richtig zugehört.
In Bietigheim stellten die Ice Tigers am Sonntag nach einem ordentlichen Drittel und den Treffern von Reimer (12. Minute) und Daniel Schmölz (17., in Unterzahl) für verheerende 20 Minuten die Arbeit ein. Nürnberg kassierte vier Gegentreffer in neun Minuten und verspielte zum dritten Mal in Folge eine Zwei-Tore-Führung in Bietigheim. Im Schlussdrittel kamen dann die bekannten und von Rowe befürchteten Undiszipliniertheiten dazu – aber nur ein weiterer Treffer, auf der falschen Seite.

Mit dem ernüchternden 2:5 (2:0, 0:4, 0:1) beim designierten Absteiger haben sich die Ice Tigers zunächst einmal ihre gute Ausgangsposition verspielt. Besonders bitter war dabei, dass die Nürnberger ihr schwächstes Spiel im Jahr 2023 in Heimspielatmosphäre gezeigt haben.

Jetzt doch: zwei wichtige Heimspiele

Hunderte Nürnberger Fans waren per Sonderzug nach Bietigheim gereist. In der Egetrans-Arena füllten sie eine gesamte Kurve, was den Steelers immerhin noch einmal ein stimmungsvolles DEL-Heimspiel bescherte. Aber nachdem sie im ersten Drittel noch zweimal hatten jubeln dürfen, verfolgten die Anhänger nach dem ersten Wechsel zunehmend entsetzt, wie ihre Mannschaft eine unerwartete Chance fahrlässig liegen ließ und deshalb wieder ernsthaft um eine Fortsetzung der Saison in den Playoffs bangen muss. In Bremerhaven blamierten sich die auf Rang acht notierten Fischtown Pinguins gegen den Tabellenvorletzten Augsburg, während sich der Tabellenneunte beim -letzten blamierte und dabei einen weiteren Punkt einbüßte.

Vor zwei Wochen noch hatten die Ice Tigers selbst von einem solch unerwarteten Ergebnis in Bietigheim profitiert, 2:6 hatten da die Eisbären Berlin verloren. Nach dem 2:5 sind die Verfolger wieder nähergerückt, am Dienstag (19.30 Uhr) gegen die Straubing Tigers und am Freitag (19.30 Uhr) gegen die Löwen Frankfurt dürfen sich die Ice Tigers keine Ausrutscher leisten, wenn sie ein Endspiel am kommenden Sonntag in Bremerhaven vermeiden wollen. Dabei war schon überraschend, wie hilflos sich die Nürnberger ihren eigentlich längst überwundenen Schwächen aussetzen.

"Auf keinen Fall"

Dabei hatten es die Ice Tigers in den ersten 20 Minuten vielleicht zu leicht. Ohne große Gegenwehr kamen sie zu Schüssen und Chancen und Kontertore durch Reimer und Schmölz, der später erzählte, dass in der Drittelpause das große Risiko klar angesprochen wurde. „Die haben nichts zu verlieren.“ Die Ice Tigers schon, weshalb sie prompt nicht mehr spielten, um zu gewinnen. „Das darf uns auf keinen Fall passieren“, sagte Schmölz bei MagentaSport. „Peinlich.“

In neun Minuten und fünf Sekunden wurden die Ice Tigers überrollt, auch von ihrer eigenen Hilflosigkeit. Arwin Atwal (27.), Michael Keränen (32.), Chris Wilkie (35.) und Mat Maione (36.) trafen gegen völlig lethargische Gäste. Die immer mögliche Aufholjagd sabotierten sie selbst durch Fouls. Dass die Schiedsrichter dabei zweimal zu oft gegen Nürnberg entschieden, passte zu diesem seltsamen Nachmittag, den Rick Schofield nicht auf dem Eis beendete. Der zuletzt so formstarke Mittelstürmer musste nach einem Zusammenprall in der Kabine behandelt werden. Nein, Bietigheim war keine Reise wert.

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