1:4 gegen Köln

Viel besser, aber nicht gut genug: Ice Tigers verzweifeln an Haie-Torhüter

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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17.11.2023, 19:08 Uhr
Die Kölner Haie jubeln, Constantin Braun (links) resigniert.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Die Kölner Haie jubeln, Constantin Braun (links) resigniert.

Das Spiel hatte noch lange nicht angefangen, da brüllte Ryan Stoa bereits: „We’re back.“ Zusammen mit den Ice Tigers hatte er sich der US-Amerikaner vor der Kabine versammelt. Es ging nur zum Aufwärmen aufs Eis, aber Körpersprache und die lauten Rufe sollten ausdrücken, dass diese Mannschaft Bock auf die Kölner Haie hatten, dass sie sich der Bedeutung dieses Heimspiels bewusst war. Es war kein Kohlendioxid, was diese Spieler ausatmeten, es war Testosteron.

Die Frage war nur, welche Ice Tigers da „back“ waren, welche Mannschaft sich aus der Deutschland-Cup-Pause zurückmeldete.

Die Ice Tigers, die zuvor fünf Spiele in Folge verloren hatten? Oder jene Mannschaft, die zwischendrin immer mal wieder so aussah, als könnte sie jedes Team in der Deutschen Eishockey Liga besiegen? 60 Spielminuten später gab es darauf keine eindeutige Antwort. Mit dem 1:4 (0:1, 1:2, 0:1) setzte die Mannschaft um Neu-Nationaltorhüter Leon Hungerecker zwar ihre Niederlagenserie fort. Ein derart überlegen geführtes Spiel dürften sie jedoch kein zweites Mal verlieren. Trotzdem sind die Ice Tigers am Sonntag beim Tabellenletzten in Iserlohn (16.30 Uhr) noch ein bisschen mehr unter Druck.

Drei Versuche für Schütz, ein Tor

Zwingender, überzeugter, druckvoller als im ersten Drittel hatte man die Ice Tigers in dieser Saison kaum gesehen. Mit zwei Rückkehrern (Hayden Shaw verlieh der Abwehr dringend nötige Ruhe und Sicherheit, Elis Hedes Tempo half der ersten Sturmreihe) und dem erst am Mittwoch zur Mannschaft gestoßenen Verteidiger Ian Scheid setzte die Mannschaft die Vorgabe ihres Trainers, aggressiver, einfacher, effektiver zu spielen, perfekt um. Also nahezu perfekt, denn trotz eines Schussverhältnisses von 18:4 lag Nürnberg zur ersten Pause in Rückstand. Gregor MacLeod reichte ein Puckklau zum feinen Pass auf den langen Pfosten, Max Kammerer musste nur noch einschieben (7. Minute).

Es ging ähnlich weiter, wenn auch nicht ganz so temporeich. Nürnberg konnte Strafen gegen die Haie nicht nutzen. Köln wirkte im Power-Play nicht druckvoller, keineswegs sortierter - bis Alexandre Grenier erneut Kammerer genial freispielte (32.). Und nachdem Justin Schütz dreimal Auge in Auge mit Leon Hungerecker versuchen durfte, den Torhüter zu überwinden, stand es 0:3 (35.). Weil Ryan Stoa einen Schuss von Ludwig Byström gewinnbringend ablenkte (37.), blieben die Ice Tigers immerhin im Rennen.

Zurück ist: die Verzweiflung

Nürnberg dominierte auch das Schlussdrittel, mit jeder Parade von Tobias Ancicka aber schwand in der erstaunlich vollen Arena der Glaube, dass sich dieser Torhüter noch einmal würde überwinden lassen. Vor allem die Verzweiflung war zurück. Wieder war Tom Rowes letzte Maßnahme, früh den Torhüter gegen einen sechsten Feldspieler auszuwechseln. Das reichte aber nur noch für drei chaotische Szenen vor Ancicka, in denen alleine der Kölner Torhüter die Ruhe behielt. Fünf Sekunden vor dem Ende löffelte Mark Olver den Puck ins leere Tor.

Nürnberg: Hungerecker; Byström/Shaw, Braun/Scheid, Böttner/Mass, Merkl - Hede/Stoa/Gerard, Schmölz/Fleischer/Fox, Ribarik/Leonhardt/Lobach, Barratt/Maier/Kechter. - Tore: 0:1 Kammerer (6:52), 0:2 Kammerer (31:17), 0:3 Schütz (34:54), 1:3 Stoa (36:13), 1:4 Olver (59:55/EN). - Schiedsrichter: MacFarlane/Gofman. - Zuschauer: 6083. - Strafminuten: 10 - 12.

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