Playoff-Teilnahme gesichert

Warum die Ice Tigers durch schlechte Prognosen nur besser werden

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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1.3.2023, 11:00 Uhr
Saisonziel erreicht? Ja, jetzt geht es für die Ice Tigers darum, Patrick Reimer noch möglichst oft in diesem Trikot zu sehen. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn Saisonziel erreicht? Ja, jetzt geht es für die Ice Tigers darum, Patrick Reimer noch möglichst oft in diesem Trikot zu sehen. 

Tom Rowe liest die Nürnberger Nachrichten nicht. Er liest überhaupt keine deutschen Zeitungen. Aber man hat ihm erzählt, was vor einem halben Jahr in Zeitungen stand, nicht dieser, die sich mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) beschäftigen. Und das hat er sich gemerkt.

„Niemand hat uns in den Playoffs gesehen. Überall waren wir in den Prognosen Letzter oder Vorletzter. Ich verstehe das, wir haben eine junge Mannschaft – und jeder, der uns als sichere Playoff-Mannschaft gesehen hat, hat nicht erkannt, was für ein harter Kampf uns da bevorstand. Aber wenn wir Schlittschuh laufen, wenn wir es an der Bande krachen lassen, dann sind wir eine Mannschaft, gegen die zu spielen sehr unangenehm ist.“

Rowe: "Wir lehnen uns nicht zurück"

20 Minuten vor diesen Worten hatten die Nürnberg Ice Tigers 7:4 gegen die Straubing Tigers gewonnen – und weil zugleich sowohl Iserlohn als auch Schwenningen und Berlin weitere Punkte einbüßten, ist die Mannschaft Tom Rowe sicher dabei, wenn in der kommenden Woche (Dienstag, 7.3., Freitag, 10.3., und, wenn nötig, Sonntag, 12.3.) in der ersten Playoff-Runde zwei weitere Viertelfinalteilnehmer gesucht werden. Von Platz acht (und damit Heimrecht in der Best-of-3-Serie) bis bis zehn ist rechnerisch vor den abschließenden Spielen gegen Frankfurt (Freitag, 19.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung) und in Bremerhaven (Sonntag, 14 Uhr, MagentaSport) alles möglich. Sehr wahrscheinlich aber sind die Fischtown Pinguins der Konkurrent um den Einzug ins Viertelfinale. Die Ice Tigers könnten im Normalfall am Sonntag gleich in Bremerhaven bleiben.

Rowe ist das egal. Er will seiner Mannschaft vermitteln, dass noch nichts passiert ist, dass sie weiterhin um jeden Punkt kämpfen muss, um nicht zu verlieren, was er offenbar mit Co-Trainer Manu Kofler immer wieder neu aufbauen muss. "Kofi und ich, wir sind keine passiven Coaches, wir lehnen uns nicht zurück. Wir fordern die Jungs - und sie nehmen das an", sagte der 66-Jährige. Und trotzdem scheinen sie nicht immer glauben zu können, was ihnen ihre Trainer erzählen. Vielleicht haben auch sie nicht vergessen, wie sie einst von Experten im Fachmagazin "Eishockey News" eingeschätzt worden waren.

Herrliche Treffer von Patrick Reimer

Es gab einen Moment, da glaubte Rowe, dass es nicht mehr reichte, mit der Mannschaft zu reden. Nach einer Heimniederlage gegen Wolfsburg redete er über die Mannschaft, kritisierte die vielen jungen Spieler und die Torhüter. Es war der Moment, von dem an alles hätte schief gehen könnte. Tatsächlich arbeiteten sich die Ice Tigers seitdem von einem Abstiegsplatz in die Playoffs. "Ich dachte, dass ihnen nicht klar ist, wie gut sie sein können. Bis dahin hatten gerade die jungen Spieler mit Einsatz gespielt, aber sich auch immer wieder auf die routinierten Spieler verlassen. Seitdem wird es besser." Wenngleich nicht in jedem Spiel.

Am Sonntag in Bietigheim reichte ein Gegentreffer, um beim Absteiger völlig aus dem Rhythmus zu geraten. Nach einem großartigen zweiten Drittel gegen die starke Straubinger Mannschaft, mit herrlichen Treffern von Patrick Reimer, Gregor MacLeod, Tyler Sheehy und Daniel Schmölz war es ebenfalls das 6:2 der Gäste, nach dem sich die Ice Tiger erst wieder sammeln mussten. Wie gut sind sie also auf die Playoffs vorbereitet?

Rowe glaubt, dass Nürnberg besser ist als vor einem Jahr, schneller, fitter, stabiler. In Zeitungen, nicht in dieser, könnte etwas anderes stehen.

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