6:4 gegen Augsburg

Wenn sich Wehmut in einen Derby-Sieg der Ice Tigers mischt

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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21.2.2023, 21:26 Uhr
Beste Laune am Faschingsdienstag: Oliver Mebus fährt nach seinem 2:0 lachend zurück zur Nürnberger Bank.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Beste Laune am Faschingsdienstag: Oliver Mebus fährt nach seinem 2:0 lachend zurück zur Nürnberger Bank.

Sie standen neben dem Strafbankstüberl unter den olympischen Ringen, hunderte Eishockey-Fans aus Augsburg in Rot, Weiß und Grün. Sie besangen Duane Moeser, Wenzel Fürbacher oder die Puckkünstler Vostrikov und Maslennikov und sie beleidigten die Fans des EHC 80 Nürnberg, oftmals sehr kreativ. Damals, Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre, hätte im Lindestadion niemals ein Nürnberger Fan einen Augsburger Fan bemitleidet. Genau das aber passierte mehr als zwei Jahrzehnte später in der Arena Nürnberger Versicherung.

Etwa drei Dutzend Anhänger des AEV waren noch einmal nach Nürnberg gekommen, wohl eher nicht mehr in der Hoffnung auf einen Sieg in diesem mittelfränkisch-schwäbischen Eishockeyklassiker. Augsburgs Fans sind mit ihrer Mannschaft auf Abschiedstournee. Die Panther sind Vorletzter, werden Vorletzter bleiben, weshalb man an diesem Traditionsstandort darauf hoffen muss, dass sich in den Playoffs der DEL2 nicht ein Team durchsetzt, das eine Lizenz für die DEL beantragt hat. Das 128. Aufeinandertreffen in der DEL könnte mit einiger Wahrscheinlichkeit das vorerst letzte gewesen sein.

Mebus bereitet vor, trifft - normal

Und es war auch nicht so, dass die Fans der Ice Tigers nicht jeden der sechs Treffer angemessen bejubelten, beim 6:4 (3:0, 2:2, 1:2) mischte sich aber auch Wehmut in die Feierstimmung. Die Gäste wiesen dabei sowohl nach, warum sie Vorletzter sind, als auch, warum die DEL nicht nur die das famose Augsburger Stadion und die lauten Augsburger Fans vermissen, sondern ein bisschen auch die Augsburger Mannschaft.

Denn natürlich war der Partie von Beginn an anzumerken, dass da ein Team darum kämpft, sich mit einer Playoff-Teilnahme zu belohnen, und das andere dabei vielleicht nur ein bisschen stören will. Genau das gelang Augsburg zunächst gar nicht, die Panther waren mit dem Nürnberger Tempo vollkommen überfordert. Elis Hede lenkte einen Schlenzer von Oliver Mebus ohne hinzusehen ins Tor (3. Minute). Den zweiten Treffer erzielte der Verteidiger selbst (6.) und als der ehemalige Augsburger Daniel Schmölz einen Konter konsequent abschloss (20.), war das Spiel entschieden. Oder?

Nürnberger Nachlässigkeiten

Die Ice Tigers sorgten selbst für Spannung, vielleicht auch berührt von den Bildern, die der Klub über den Videowürfel hatte laufen lassen. Dass sich Eishockeymannschaften der HG Nürnberg und des AEV erstmals am 5. Februar begegnet waren, hatten die Gastgeber recherchiert und natürlich blickten sie zurück auf die Playoff-Serien 1999 und 2018. In der Gegenwart nutzten David Warsovsky (21.) und Adam Payerl (22.) Nürnberger Nachlässigkeiten. Plötzlich und unerwartet hatte auch Niklas Treutle noch einen arbeitsreichen Abend.

Dennis Lobach (30.) sorgte wieder für klare Verhältnisse und weil es zwischendurch tatsächlich noch hitzig wurde, durfte Schmölz auch noch eine Power-Play-Gelegenheit nutzen (40.). Der Abend klang danach unspektakulär aus. Im Gästeblock wurde noch ein Treffer von Ryan Kuffner beklatscht (54.). Andrew Bodnarchuk arbeitete den Puck noch ins leere Tor (59.). Alles Gute, AEV, stand auf dem Videowürfel.

Schon am Freitag (19.30 Uhr) kommt der nächste Traditionsklub in die Arena. Die DEG wird der DEL aber sicher erhalten bleiben.

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