"Ich habe wohl einigen vor den Kopf gestoßen"

26.8.2019, 18:40 Uhr

© Foto: Andreas Goldmann

Herr Wilson, nach den Siegen in den beiden großen deutschen Turnieren kann man behaupten, Deutschland ist ein gutes Pflaster für Sie?

Absolut. Ich komme auch gerne nach Deutschland. Das sieht man ja auch an den Ergebnissen. Ich freue mich immer, vor großem Publikum zu spielen, und das haben wir sowohl hier als auch beim German Masters im Berliner Tempodrom.

Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an Ihre erste Teilnahme beim PHC denken?

Das PHC war das erste Profiturnier meiner Karriere außerhalb von Großbritannien. Vorher sind meine Eltern überall mitgereist, damals musste ich zum ersten Mal alleine fahren. Ich war ziemlich nervös. Und dann ist auch noch kurz vorher das Queue, mit dem ich Profi geworden bin, zerbrochen und ich musste in Fürth mit einem brandneuen Queue spielen. Damit habe ich mein Auftaktmatch gegen Kurt Maflin mit 4:0 gewonnen, was mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben hat. In der dritten Runde bin ich dann allerdings ausgeschieden.

Wann haben Sie die Einladung für dieses Jahr bekommen? Und mussten Sie lange überlegen, ob Sie zusagen?

Naja, ich bin ja der Titelverteidiger und ich habe in dem Moment zugesagt, als die Einladung kam.

Kein Urlaub mit der Familie?

Ich habe meine Familie, meine Frau und meine beiden Söhne einfach mitgebracht. Das hier ist so eine Art Urlaub mit gleichzeitig stattfindendem Snooker-Turnier.

Was macht das PHC für Sie aus?

Diese Halle. Hier hallt es und das Publikum ist immer voll dabei. Wenn die Zuschauer anfangen, zu klatschen oder zu jubeln, dann hört man das in der ganzen Halle. Wenn man an einem anderen Tisch steht, will man am liebsten wissen, was da los ist.

Sie haben sich im vergangenen Jahr mit einigen Äußerungen für das PHC eingesetzt, womit Sie sich unter Spielerkollegen nicht nur Freunde gemacht haben.

Ich habe für das Turnier gekämpft. Ich finde es sehr schade, dass viele Spieler wegen zu wenig Preisgeld abgesagt haben. Damit habe ich wohl einigen vor den Kopf gestoßen: Denen, denen es wirklich nur um das Geld ging, aber auch denen, die nicht gekommen sind, weil sie einfach Zeit mit der Familie verbringen wollten. Ich habe für das Turnier gekämpft, weil es sehr schade wäre, ein Turnier zu verlieren, bei dem man eines Spielers gedenkt, der nicht mehr unter uns ist.

Was verbinden Sie persönlich mit Paul Hunter?

Er hat ja vor meiner aktiven Zeit gespielt. Als ich richtig mit Snooker angefangen habe, ist er gerade gestorben. Ich weiß noch, dass ich mit meiner Mutter den Hund Gassi geführt habe, und als ich wieder daheim war, habe ich mitbekommen, dass Paul Hunter mit nur 26 Jahren gestorben ist. Wir haben beide in dem Moment geweint. Ich meine, er ist gerade einmal so alt geworden, wie ich jetzt bin. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Mein Manager, Brandon Parker, ist auch Manager von Paul gewesen. Er erzählt immer wieder Geschichten von Paul. Er hat es geschafft, dreimal das Masters zu gewinnen – und das mit 26 Jahren, das ist eine unglaubliche Leistung.

Auf Twitter war zu lesen, dass einige Spieler traurig sind, in diesem Jahr nicht hier dabei sein zu können?

Das hier ist ein sehr spezielles Turnier. Es ist toll, wie viele Fans hier immer sind, und man hat hier immer viel Spaß. Gleichzeitig muss man aber auch ernsthaft bleiben, man will ja schließlich gewinnen.

Also sind Sie gekommen, um Ihren Titel zu verteidigen?

Ja, ganz sicher! Ich hatte die PHC-Trophäe ein Jahr lang in meinem Snooker-Zimmer stehen und mir sind fast die Tränen gekommen, als ich sie wieder abgeben musste. Ich wollte unbedingt, dass sie wieder zurück auf ihren Platz kommt.

Keine Kommentare