Kick ohne Berührungsängste

24.4.2008, 00:00 Uhr
Kick ohne Berührungsängste

© Zink

Der Fürther Trainer war des Lobes voll über die Leistungen der Kicker in einem Spiel, in dem viele Tore gefallen waren. «Wir haben tolle Torjäger und Flankengeber gesehen», zeigte er sich mächtig angetan. Spontan umarmte er seinen Mitspieler Alois aus Irchenrieth, der mit einem traumhaften Flugkopfballtor bei der Wahl zum «Tor der Woche» wahrscheinlich auf dem ersten Platz landen würde.

Auch die «Kleeblatt»-Profis, die in der Partie mitwirkten und sich vor allem als Passgeber betätigten, waren angesichts der Leistungen der geistig behinderten Mitspieler sichtlich erstaunt. Daniel Adlung imponierte noch etwas anderes: «Es ist unglaublich, welche Emotionen und Freude diese Menschen gezeigt haben. Das hat mich angerührt.»

Das Ergebnis – angeblich siegte das Labbadia-Team mit 8:7 – war völlig sekundär. Alle Teilnehmer strahlten um die Wette. Sieger wie Verlierer. «Es war herrlich, dass wir mit dem Fürther Trainer und einigen seiner Spieler zusammen kicken durften», schwärmte Udo (44) aus Dambach. Ein bisschen freute er sich natürlich, dass ihm drei Treffer gelungen waren. Und dabei hatte er vorher noch geklagt, dass er derzeit auf Grund eines Trainingsrückstandes nicht in Form sei. Der Bitte Labbadias, seiner Mannschaft für das schwere Auswärtsspiel in Freiburg am Montag kräftig die Daumen zu drücken, will er gerne nachkommen: «Das ist doch selbstverständlich.»

«Seit 40 Jahren habe ich fast jedes Heimspiel gesehen»

Eine der drei mitkickenden Frauen, die 48 Jahre alte Monika, outete sich als echter «Kleeblatt»-Anhängerin seit ihrer frühesten Jugend. «Seit über 40 Jahren habe ich fast jedes Heimspiel im Ronhof gesehen», erzählte sie. Und sie ist auch – Bruno Labbadia vernahm’s mit Freude – felsenfest davon überzeugt, dass «ihr» Team in dieser Saison den Aufstieg in die Bundesliga schafft.

Das Bemerkenswerteste an diesem gestrigen Treffen im Rahmen der «Europäischen Fußballwoche», die von «Special Olympics» organisiert wird, sprach der Fürther Trainer an: «Es gab keinerlei Berührungsängste. Weder bei den Behinderten noch bei meinen Spielern.»

Vor dem Match hatten «Kleeblatt»-Nachwuchs-Koordinator Konrad Fünfstück und C-Juniorentrainer Sven Delatron bereits ein intensives Aufbautraining – der Ball stand immer im Mittelpunkt – organisiert. Verblüffend und erfreulich dabei die enorme Disziplin der Teilnehmer. Daran nicht gezweifelt hatten Thomas Fritsch, der Fußball-Koordinator der Lebenshilfe in Bayern, und Oliver Huber, der bei der Institution in Dambach als Ausbilder und Gruppenleiter tätig ist. «Unsere Schützlinge waren happy über dieses Training mit Labbadia und den Profis», versicherten beide unisono.

Die tolle Stimmung war nicht nur nach dem Spiel zu registrieren, sondern zuvor auch schon beim Aufkreuzen der großen Vorbilder. «Oh, oh, oh», schwärmten die Hobby-Fußballer aus Dambach und Irchenrieth und stellten sich freudig erregt zu einem Erinnerungsfoto mit dem gesamten Kader des Zweitligisten.

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