Kleeblatt verliert Duell zweier Fußballwelten

12.12.2014, 20:49 Uhr
Kleeblatt verliert Duell zweier Fußballwelten

© Sportfoto Zink

Am Freitagabend trafen im Fürther Ronhof zwei Fußballwelten aufeinander. Das lässt sich ganz gut an der Reaktion beider Klubs auf ein- und dasselbe Problem verdeutlichen: auf die Misere in der Offensive. Nach dem Unfall von Ilir Azemi, Fürths bestem Stürmer der Rückrunde, versucht die Spielvereinigung, die Lücke mit vorhandenem Personal zu schließen.

In Leipzig hat sich Torjäger Terrence Boyd das Kreuzband gerissen, nun erwägt Sportdirektor Ralf Rangnick, den Belgier Massimo Bruno vom Bruderverein Salzburg zurückzuholen. RB Leipzig hatte den 21-jährigen Belgier mit Champions-League-Erfahrung im Sommer für fünf Millionen Euro vom RSC Anderlecht gekauft. Der Plan war, ihn für ein Jahr nach Salzburg zu verleihen. Doch nach Boyds Verletzung will man Torjäger Yussuf Poulsen diesen Hochkaräter – der aktuelle Marktwert wird auf acht Millionen taxiert – schon in diesem Winter an die Seite stellen. Für den Konzern kein Problem, fürs Kleeblatt wäre ein Deal in dieser Größenordnung undenkbar.

Dabei ist es nicht so, dass Fürths Probleme sich in Luft aufgelöst hätten. Vor dem Anpfiff wurden sie sogar noch größer: Florian Trinks, der diesmal durchaus eine Option für die Startelf gewesen wäre, musste mit Adduktoren-Problemen das Aufwärmprogramm abbrechen. Dafür rückte der 18-jährige George Davies erstmals auf die Ersatzbank, wo er neben dem neuen Sportdirektor Michael Mutzel Premiere im Ronhof feierte.

Als erster eingewechselt wurde aber Zsolt Korcsmar. Der Ungar ersetzte kurz nach dem Wiederanpfiff in der 47. Minute Goran Sukalo, der humpelnd feststellte, dass er mit einer Blessur aus der ersten Hälfte nicht weiterspielen konnte. Für den Ungarn war es der erste längere Einsatz seit dem achten Spieltag Ende September gegen die Münchner Löwen.

Die eigentliche Auffälligkeit dieses Aufeinandertreffens aber war die offensive Aufstellung der Fürther. Ihr Trainer Frank Kramer stellte erstmals in dieser Saison ein 4-4-2 aufs Feld, in dem Stephan Schröck seiner Rückennummer gerecht wurde und auf der Zehnerposition spielte. Dahinter sicherte Sukalo in der ersten Hälfte als einziger Sechser ab, während Stephan Fürstner und Marco Stiepermann die Außenpositionen im Mittelfeld bildeten.

Und es schien zunächst auch das richtige Mittel zu sein, um den Leipzigern die Luft zum Atmen zu nehmen. Fürth erarbeitete sich zwei Großchancen: Sukalo köpfte eine Ecke von Stephan Schröck auf den Querbalken (20.), Niko Gießelmann scheiterte aus kurzer Distanz nach einem Freistoß von Stiepermann an RB-Keeper Fabio Coltorti. Die Leipziger hingegen beeindruckten mit pfeilschnellen Aktionen und konsequentem Gegenpressing.

In der zweiten Hälfte wurde die Partie ruppiger, vor allem Stiepermann musste viel einstecken. Dass nichts dabei heraussprang, war auch dem Umstand geschuldet, dass sich der Gegner besser auf die offensiven Nadelstiche eingestellt hatte, die vor allem Schröck setzte, indem er zwischen der Doppelspitze Kacper Przybylko/Robert Zulj hindurchstieß. Letztgenanntem gehörte eine der beiden Großchancen, doch er scheiterte ebenso an Coltorti wie zuvor Schröck. Und das sollte sich rächen.

Eine Viertelstunde vor Schluss verließ bereits Wolfgang Wolf die Haupttribüne. Nur eine Minute später hätte Nürnbergs Fußballabteilungsleiter, der sich ein persönliches Bild vom Derbygegner machen wollte, das 1:0 für die Gäste gesehen. Nach einer flachen Ecke in den Fünfmeterraum nutzte Niklas Hoheneder die Verwirrung in der weiß-grünen Defensive und schob den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen. Bitterer geht es nicht – es war die erste Chance in der zweiten Hälfte für die Elf von Alexander Zorniger. Benedikt Röcker und Korcsmar hätten den Ausgleich noch per Kopf erzielen können, doch das Tor war wie vernagelt. Diese Niederlage war mehr als unglücklich, zeigte aber die Schwäche der Spielvereinigung: Sie hat keinen Knipser. Leipzig würde dieses Problem noch im Winter lösen.

 

SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Pledl, Caligiuri, Röcker, Gießelmann - Fürstner (80. Wurtz), Sukalo (46. Korcsmar) - Stiepermann, Schröck (75. Weilandt) - Przybylko, Zulj

RB Leipzig: Coltorti - Heidinger, Hoheneder, Compper, Jung - Teigl, Khedira (65. Kalmar) - Kaiser, Fandrich (72. Morys), Demme - Rebic (88. Klostermann)

Tore: 0:1 Hoheneder (77.) | Gelbe Karten: Gießelmann - Khedira, Fandrich, Kalmar | Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel) | Zuschauer: 10.225.

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