Köllner: "Von mir wird Löwen nicht gehypt"

19.9.2017, 11:45 Uhr
"Ich habe viel trainiert in den vergangenen Wochen": Eduard Löwen ist seit dem Trainerwechsel im März eine feste Größe beim 1. FC Nürnberg - seine Vielseitigkeit spült ihn, wie in Duisburg, neuerdings sogar bis in den Angriff.

© Sportfoto Zink/DaMa "Ich habe viel trainiert in den vergangenen Wochen": Eduard Löwen ist seit dem Trainerwechsel im März eine feste Größe beim 1. FC Nürnberg - seine Vielseitigkeit spült ihn, wie in Duisburg, neuerdings sogar bis in den Angriff.

Manchmal trügt der schöne Schein, erst recht beim Fußball. Zwei wirklich hinreißende Tore hat Eduard Löwen erzielt am Samstagnachmittag in Duisburg; beim ersten flog der Ball hoch ins linke Eck, beim zweiten hoch ins rechte. Viele seiner Pässe, besonders in der zweiten Halbzeit, strukturierten den Aufbau doch spürbar.

Die Geschichte vom Abwehrchef, der nach der Pause stürmen durfte, ist aber auch einfach zu schön. Das Fachblatt kicker berief Löwen dafür in die Elf des Tages, logisch, Note 1,5, die Bild-Zeitung gab ihm sogar eine glatte Eins. Hätte sich auch sein Trainer auf eine numerische Beurteilung festlegen müssen, wäre es wahrscheinlich eine Drei geworden. Wenn überhaupt.

Erst 16 Einätze

Der Hype um seinen Musterschüler, den er Anfang März aus der zweiten Mannschaft mit zu den Profis brachte, scheint Michael Köllner etwas auf die Nerven zu gehen. Weil mitunter übersehen wird, dass Eduard Löwen gerade mal 16 Einsätze in der Zweiten Liga hinter sich hat – und noch viel falsch macht.

"Von mir wird er nicht gehypt", sagt Köllner deshalb, "wer mich in Duisburg am Spielfeldrand beobachtet hat, weiß, mit wem ich am meisten gehadert habe." Von wegen Super-spiel. Und schon ist Löwens Mängelliste nach dem 6:1 fertig: viele Ballverluste, phasenweise schlechtes Stellungsspiel, defensiv nachlässig. Alles nur logisch, findet Köllner, "das ist ein junger Bursche, der ganz viel mitbringt, sich aber auch mal 20 Meter vor dem Tor den Ball klauen lässt."

Seit seinem und Köllners Debüt gegen Bielefeld am 24. Spieltag der vergangenen Saison stand Löwen 15 Mal in der Startelf, das ist ein beachtlicher Wert. Vor allem, wenn man weiß, dass ihn Ex-Trainer Alois Schwartz eigentlich nur vom Namen her kannte. Sein Nachfolger hielt vom ersten gemeinsamen Arbeitstag doch einiges vom Deutsch-Russen, wenngleich es anfangs ein paar Verständigungsprobleme gab.

An Köllners oberpfälzisches Idiom musste sich Löwen, der im Sommer 2016 aus der U19 des 1. FC Saarbrücken zum Club kam, erst gewöhnen. "Beim ersten Gespräch", ließ Löwen kürzlich bei einem Twitter-Chat des Vereins wissen, "habe ich gar nichts verstanden, da musste mein Berater übersetzen."

"Er ist froh, dass er bei uns ist"

Sein Berater wird Löwens auffällige Leistungen in letzter Zeit ebenfalls mit einigem Wohlwollen registrieren; es wäre jedenfalls ungewöhnlich, wenn sich nicht schon andere Vereine für ihn interessieren würden. Junge, entwicklungsfähige Spieler von deutschen Zweitligisten fallen mittlerweile selbst den Scouts in der berühmten Premier League auf, wie unter anderem das Beispiel von Abdelhamid Sabiri und Huddersfield Town zeigt. Dass auch Löwen zeitnah das Weite suchen könnte, glaubt Köllner nicht. Seinen Vertrag haben sie erst im Mai angepasst und gleich mit einer längeren Laufzeit versehen "Er ist froh, dass er bei uns ist", berichtet Köllner aus der Kabine, beim Club "kann er sein Potenzial ausleben". Und fast überall herumtoben. In der Abwehr, im Zentrum, ja neuerdings selbst im Angriff.

Der interessierten Öffentlichkeit sind vom 6:1 in Duisburg besonders die beiden Traumtore Löwens in Erinnerung geblieben, seine Wucht, seine feine Technik, sein räumliches Denken. Löwen wirkt dabei unheimlich selbstbewusst, geradlinig, egal auf welcher Position. Sein Ehrgeiz führt in selbst an trainingsfreien Tagen regelmäßig auf den Platz, wie am Mittwoch, als Löwen etwa eine Stunde allein aufs Tor geschossen hat. "Ich habe viel trainiert in den vergangenen Wochen", sagt Löwen bloß, der Dank gilt anderen, auch den Kollegen.

Am liebsten im Mittelfeld

Kritik nimmt er sich nicht zu Herzen, aber ernst, "er weiß damit umzugehen", sagt Köllner, auch mit seinen Freiheiten. Eine "Basiskraft" nennt er Löwen mittlerweile und schätzt besonders seine Lernbereitschaft und Universalität, die gerade bei Systemwechseln hilfreich sein kann.

Man darf gespannt sein, welche Aufgabe Basiskraft Löwen am Donnerstag, im Heimspiel gegen den VfL Bochum (20.30 Uhr), erfüllen soll. Im Mittelfeld, also irgendwo vor der Defensiv-reihe, fühlt er sich am wohlsten, kann aber auch Verteidiger oder Stürmer. Nur Torwart, sagt Löwen, Torwart möchte er eigentlich nicht werden.

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