Kommentar: Der fatale Egoismus der Club-Ultras

18.10.2016, 10:54 Uhr
Sie spielen ihr eigenes Spiel: Diese Club-Anhänger machten in Karlsruhe einen richtig schlechten Eindruck.

© Sportfoto Zink / DaMa Sie spielen ihr eigenes Spiel: Diese Club-Anhänger machten in Karlsruhe einen richtig schlechten Eindruck.

Insgesamt 98.000 Euro musste der 1. FC Nürnberg in der Saison 2015/16 für das wiederholte Fehl­verhalten seiner Fans an den DFB blechen - damit belegte er im offizi­ellen Strafenranking einen wenig schmeichelhaften vierten Platz.

Auch in dieser Spielzeit dürften den finanziell eh schon akut angeschlagenen Zweitligisten die Eska­paden seines Anhangs wieder teuer zu stehen kommen. Den Krach­machern in der Kurve ist das egal, ihrem kruden Selbstverständnis ge­mäß müsse der Dauer-Support von den Rängen dem Club diese Extra­ausgaben doch wohl wert sein.

Völlig übersteigerte Hybris

Dass der generalstabsmäßig ge­plante und keineswegs aus irgend­einer Emotion heraus entstandene Eklat in Karlsruhe aber auch den sportlichen Erfolg der eigenen Mannschaft hätte gefährden kön­nen, zeigt den fatalen Egoismus und die völlig übersteigerte Hybris jener Ultras, denen die Selbstinsze­nierung längst wichtiger ist als der Sport, den sie zu lieben vorgeben.

Ein Patentrezept gegen die Per­versionen einer ursprünglich durch­aus erfrischenden und verdienstvol­len Stadion-Subkultur hat noch nie­mand gefunden. Die vom Verein ge­zeigte Bereitschaft zum Dialog mit der Problemklientel und das Ge­währen diverser Privilegien schei­nen ebenso wenig Früchte zu tra­gen wie der Versuch des Verbands, dem asozialen Treiben mit ständig verschärften Sanktionen und oft zu Recht kritisch gesehenen Kollek­tivstrafen Einhalt zu gebieten.

Appelle alleine helfen nicht

Dennoch hätte man sich von den Verantwortlichen am Valznerweiher etwas mehr erhofft als nur die reflex­haften, wenn auch im Vergleich zum Kuschelkurs der Bader-Ära we­sentlich deutlicher formulierten Verurteilungen, Distanzierungen und Appelle. So könnte etwa das jüngst verkündete BGH-Urteil, das die Weitergabe von DFB-Strafen an die Verursacher erlaubt, ja vielleicht auch in Nürnberg eine gewisse Signalwirkung haben.

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