Dieter Flögel ist tot

Kompromissloser Rad-Rebell: Er machte Nürnberg erfolgreich

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

zur Autorenseite

28.1.2022, 12:56 Uhr
Dieter Flögel (rechts) wird in der Erinnerung an Nürnberger Sport-Ikonen weiterleben. 

© Westermayer Dieter Flögel (rechts) wird in der Erinnerung an Nürnberger Sport-Ikonen weiterleben. 

Als Zeitung, die er sich unter das Trikot schob, um Brust und Bronchien bei scharfem Wind zu schützen, nutzte Dieter Flögel die Süddeutsche. Dem Blatt, in dem dieser Nachruf erscheint, war Nürnbergs am Mittwoch verstorbener Rennradheld gleichsam verbunden. Es gab auch viel zu lesen darin über ihn, Ende der 70er und in den großartigen 80er Jahren. Als Dieter Flögel und seine Mitstreiter den Straßenradsport in Deutschland dominierten, Nürnberg zu seiner Hauptstadt machten und internationale Erfolge feierten. Dieter Flögel zählte neben dem Rad-Baron Friedrich von Loeffelholz und Dieter Burkhardt zu den Großen Drei der legendären Rennsportgemeinschaft (RSG) Nürnberg, die als RSG Katzwang begann und als Team Nürnberger damit aufhörte, in die Pedale zu treten.

Der Gemeinschaftsgedanke, den sie bei der RSG pflegten, war nicht nur eine Idee. Dieter Flögel, der kompromisslos gegenüber Konkurrenten im Verfolgerfeld sein konnte, aber auch gegenüber den Teamkollegen, stand für diese verschworene, sich zoffende, vor allem aber sich gegenseitig helfende Gemeinschaft wie kein anderer. “Er war manchmal ein sturer Esel, aber auch mein bester Freund“, sagt Dieter Burkhardt, Gründungsvater des Nürnberger Altstadtrennens und nun der Letzte der Großen Drei, der aus unmittelbarer Teilhabe Auskunft geben kann über die Erfolge dieser Hochphase. Als Initialzündung für die fortan steile Karriere des vorzüglichen Bergfahrers diente das Jahr 1979. Die Großen Drei wurden gemeinsam mit Dieter Münch im verregneten Dittelbrunn gemeinsam Deutscher Meister im Straßenvierer. Dank Dieter Flögel, der bei acht WM-Teilnahmen 1981 Fünfter wurde, 1983 Deutscher Straßenmeister und zahlreiche Etappen bei nationalen und internationalen Rundfahrten gewann.

Kampflustig im Radsporthimmel

Die Erfolge des 1953 in Hafenlohr geborenen Unterfranken, der in Bubenreuth bei Erlangen lebte und nach einem Herzinfarkt dort am 26. Januar in der Uni-Klinik verstarb, beschränken sich nicht in der unvollständigen Aufzählung seiner Titel. In der Erinnerung an die Siegkränze, die im Kollektivgedächtnis des Nürnberger Sports nicht verblassen sollte. Dieter Flögel setzte sich couragiert dafür ein, dass die Erfolgsgeschichte der "Blauen" fortgeschrieben wurde. In den Folgeteams, in der Mitgestaltung der Nürnberger Altstadtrennen, für die der in der Szene bestens Vernetzte immer wieder Topstars akquirierte. Bei all dem agierte der Sportbegeisterte kompromisslos. So wie 1980, als er aufgrund eines Sponsoren- und Ausrüsterstreits aus dem Olympiakader flog, fortan mit dem Etikett “Rad-Rebell“ behaftet war. “Ich wünsche ihm, dass er seinen Kampfgeist im Radsporthimmel beibehält“, erklärt Dieter Burkhardt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare